Spartacus
Auch wenn Stanley Kubrick mit dem Antikriegsfilm „Wege zum Ruhm“ seinen Durchbruch als Filmemacher feiern durfte, gelang es ihm nicht, für die beiden Drehbücher, an denen er anschließend arbeitete, interessierte Produzenten zu finden. Da kam ihm das Angebot von Kirk Douglas, der mit seiner eigenen Produktionsfirma bereits „Wege zum Ruhm“ auf den Weg gebracht hatte, gerade recht, die Arbeit von Anthony Mann („Meuterei am Schlangenfluss“, „El Cid“) fortzuführen, der sich mit Douglas über die Arbeit an „Spartacus“ zerstritten hatte. Es sollte Kubricks einzige Auftragsarbeit für Universal und auch sein einziger Monumentalfilm bleiben.
Im letzten Jahrhundert vor Christi Geburt stand die römische Republik im Mittelpunkt der Welt. In Thrakien arbeitet der Sklave Spartacus (Kirk Douglas) seit seiner Kindheit in einem Steinbruch. Als er einem anderen Sklaven zur Hilfe eilt, der unter der Last der schweren Steine auf seinem Rücken zusammenbricht, beißt er einen der römischen Aufseher, der ihn zur Räson bringen will, ins Bein und soll dafür mit dem Tode bestraft werden. Er wird aber von Batiatus (Peter Ustinov) freigekauft, der ständig auf der Suche nach Gladiatoren ist. In Capua wird Batiatus vom römischen Senator und Patrizier Crassus (Laurence Olivier) samt seinem Gefolge besucht, wobei die zwei Frauen einen Gladiatorenkampf auf Leben und Tod zu sehen wünschen. Spartacus muss dabei gegen den Äthiopier Draba (Woody Strode) antreten und sieht bereits am Boden dem Todesstoß durch Drabas Dreizack entgegen, als dieser sich weigert zuzustoßen und stattdessen Crassus zu attackieren versucht, was dieser allerdings selbst mit dem Leben bezahlen muss. Spartacus ist über diesen Vorfall zu entsetzt, dass er beschließt, mit den anderen eingesperrten Gladiatoren aus der Gefangenschaft auszubrechen, die anderen Sklaven zu befreien und ein Sklavenheer zu bilden, um gegen die römische Armee für die Freiheit zu kämpfen. Dabei verliebt sich Spartacus in die Sklavin Varinia (Jean Simmons), die ihm eigentlich als Liebesdienerin zugeteilt worden ist. Als der römische Senat mit dieser Nachricht konfrontiert wird, soll Glabrus (John Dall) mit einem Teil der römischen Armee gegen das Sklavenheer vorgehen. In diesem Zuge sorgt der volksnahe Gracchus (Charles Laughton) dafür, dass sein Freund Julius Caesar (John Gavin) zum Befehlshaber der römischen Garde ernannt wird. Durch diesen Schachzug gelingt es Gracchus zunächst, dem Patrizier Crassus, der nach einer Diktatur in Rom strebt, die Macht zu entreißen. Um gegen die Römer in den Krieg ziehen zu können, heuert Spartacus bei Tigranes (Herbert Lom), einem Unterhändler der kilikischen Piraten, 500 Schiffe an, auf denen die ehemaligen Sklaven von Brundisium aus in ihre Heimatländer gelangen wollen. Spartacus, dessen Armee sich auch Crassus‘ gebildeter Leibsklave Antonius (Tony Curtis) angeschlossen hat, kann nicht nur den Angriff von Glabrus abwehren, sondern schlägt in Megapontum auch zwei weitere römische Legionen. Doch als Spartacus nicht auf die versprochenen Schiffe zurückgreifen kann, weil Crassus die Piraten bestochen hat, und römische Legionen demnächst sowohl in Regium als auch in Brundisium erwartet werden, bleibt Spartacus nur der direkte Angriff auf Rom …
Kritik:
„Spartacus“ kam eigentlich vor allem deshalb zustande, weil sich Hollywood-Star Kirk Douglas nicht mit der Nebenrolle in William Wylers „Ben Hur“ zufrieden geben wollte, bei dem die Hauptrolle an Charlton Heston ging und Douglas dessen Feind Messala darstellen sollte. Also entschloss sich Douglas, seinen eigenen Monumentalfilm zu drehen. Er hatte die Filmrechte an dem Roman von Howard Fast aus dem Jahr 1952 erworben und mit Dalton Trumbo einen umstrittenen Drehbuchautor engagiert, der zwischen 1943 und 1948 Kommunist war und zwölf Jahre auf der „Schwarzen Liste“ stand, weil er im Zuge der McCarthy-Verfolgungen „unamerikanischer Umtriebe" bezichtigt worden war. Als Kubrick von Douglas die Rolle des Regisseurs anbot, hatte dieser allerdings keine Möglichkeit mehr, auf das Drehbuch einzuwirken, so dass „Spartacus“ tatsächlich eine reine Auftragsarbeit für Kubrick darstellte. Trotz seiner dreistündigen Laufzeit weist der Sandalenfilm weder Längen noch religiöse Bezüge auf. Die Geschichte konzentriert sich ganz auf die historisch verbürgten Aufstände der Sklaven gegen ihre römischen Herrscher, die Liebesgeschichte zwischen Spartacus und Varinia sowie die Auseinandersetzung zwischen dem diktatorischen Crassus und dem volksnahe Gracchus. Dabei konnte Kubrick neben Hauptdarsteller Kirk Douglas auf eine Vielzahl großartiger Darsteller zurückgreifen, unter denen vor allem der für seine Rolle des unterwürfigen Batiatus mit einem Oscar ausgezeichnete Peter Ustinov hervorsticht, aber auch Laurence Olivier als offenbar bisexueller Patrizier, Tony Curtis als dessen gebildeter Leibsklave, der zu Spartacus‘ engstem Freund wird, Charles Laughton als menschenfreundlicher Senator und Jean Simmons als Spartacus‘ große Liebe machen das Kriegsdrama zu einem emotional aufgeladenen Spektakel, das durch die grandios inszenierten Schlachtenszenen ebenso in Erinnerung bleibt wie durch Alex North‘ grandiose, Oscar-nominierte Filmmusik und das Thema des Kampfes für die Freiheit und Menschlichkeit, das Kubrick bereits in „Wege zum Ruhm“ und später auch in „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1964) in den Mittelpunkt stellte.
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