Die Abenteuer des Robinson Crusoe

Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1719 hat sich Daniel Defoes Abenteuer-Roman „Robinson Crusoe“ nicht nur zu einem absoluten Klassiker der Weltliteratur etabliert, sondern wurde seit der Stummfilmzeit auch vielfach verfilmt. Zu den ersten und immer noch besten Verfilmungen zählt dabei Luis Buñuels „Die Abenteuer des Robinson Crusoe“ aus dem Jahr 1954, die Hauptdarsteller Dan O'Herlihy sogar eine Oscar-Nominierung einbrachte. 

Inhalt: 

Statt sich in seiner englischen Heimat eine geregelte Arbeit zu suchen und weiterhin bei seinen Eltern zu wohnen, zog es Robinson Crusoe (Dan O'Herlihy) einst zur See. Doch auf dem Weg nach Afrika, wo Sklaven für die Plantagen in Brasilien beschafft werden sollten, geriet die „Ariel“ in einen Tornado, wurde weit nach Osten abgetrieben und erlitt schließlich Schiffbruch. Robinson strandet als einziger Überlebender auf einer offenbar völlig verlassenen Insel, wo er sich am Strand mit den wenigen ihm zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln einen Unterschlupf baut. Eines Tages entdeckt er das Schiffswrack in einigen Meilen Entfernung und sucht sich von dort Lebensmittel, Werkzeug und das Kätzchen zusammen, kehrt mit einem selbstgestalten Floß zur Insel zurück und muss wenig später feststellen, dass die „Ariel“ gesunken ist. 
Mühsam, da ohne handwerkliche Erfahrung, richtet sich Robinson eine Höhle für sich, das Kätzchen und den ebenfalls geretteten Hund Rex ein, sichert seine Unterkunft mit einem Zaun und lernt, mit dem auf der Insel wachsenden Getreide, den Ziegen und Früchten zu überleben. Als jedoch der altersschwache Hund stirbt, spürt Robinson die Einsamkeit stärker und wird so krank, dass er im Delirium von seinem Vater träumt, der Robinson einst gewarnt hatte, zur See zu fahren, was ihm nur Unglück bringen würde. Als sich Robinson schon an seine Einsamkeit gewöhnt hat, entdeckt er eines Tages einen einsamen Fußabdruck im Sand, der größer als sein eigener ist. Wenig später entdeckt er Kannibalen auf der Insel, die gerade zwei Gefangene schlachten wollen, doch gelingt es einem von ihnen zu fliehen und von Crusoe gerettet zu werden. Die Kannibalen ziehen wieder von der Insel ab. Robinson nennt den jungen schwarzen Mann Freitag (Jaime Fernández) und begegnet diesem zunächst noch mit Misstrauen, lässt ihn nicht mit Waffen hantieren und legt ihn sogar in Fußketten. Doch allmählich betrachtet er Freitag nicht nur als treuen Untertan, sondern als gleichgestellten Freund … 

Kritik:

Den in Spanien geborenen mexikanischen Filmemacher Luis Buñuel zog es nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs zunächst in die USA, dann nach Mexiko, wo er zwischen 1946 und 1958 seine produktivste Phase erlebte. In dieser Zeit entstand mit der Literaturverfilmung „Die Abenteuer des Robinson Crusoe“ ein ungewöhnlich konventionelles Werk, das jedoch international für Aufsehen sorgen konnte. Als bekennender Gegner des Kolonialismus behielten Buñuel und der unter Pseudonym arbeitende, vor der Schwarzen Liste Hollywoods geflohene Drehbuchautor Hugo Butler zwar die wesentlichen Handlungsmomente von Defoes Geschichte bei, stellt aber nicht den von Defoe thematisierten Triumph des Menschen über die Natur in den Vordergrund, sondern die psychische Belastung durch jahrelange Einsamkeit. 
Besondere Bedeutung hat in Buñuels Film nicht nur die Szene, in der Robinson Freitag von seinen Fesseln befreit und ihn fortan als Freund und nicht als Untertan ansieht, aber auch die Szenen, in denen Robinson dem Wahnsinn zu verfallen droht, wenn er etwa seinen Vater im Traum um das Wasser bittet, das dieser beim Säubern eines Schweins verwendet hatte, oder wenn er mit einer brennenden Fackel ins Meer rennt. Die realistische Inszenierung wurde zu einem großen Erfolg für Buñuel, der daraufhin die Meisterwerke „Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz“ (1955) und „Nazarín“ (1958) drehte, bevor er wieder nach Spanien zurückkehrte.  

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