Last Samurai

Seinen bis dato erfolgreichsten Film hatte Edward Zwick 1994 mit dem epischen Liebes- und Kriegsdrama „Legenden der Leidenschaft“ abgeliefert und bewiesen, dass er nicht nur hervorragend mit namhaften Schauspielern umzugehen versteht, sondern auch ein handwerklich in jeder Hinsicht talentierter Filmemacher ist, der große Gefühle auf der Leinwand vermitteln kann. Fünf Jahre nach seinem prophetischen Terrorismus-Thriller-Drama „Ausnahmezustand“ wandte sich Zwick 2003 mit „Last Samurai“ wieder einem spannenden historischen Stoff zu und arbeitete erstmals mit Hollywood-Star Tom Cruise zusammen. Die Rechnung ging nicht nur an den Kinokassen auf. Das erstklassig fotografierte Samurai-Drama ist extrem packend inszeniert und fesselt mit grandiosen Landschaftsaufnahmen und Massenszenen ebenso wie mit intimen Einsichten in das Leben der letzten Samurai-Generation. 

Inhalt: 

Unter dem Kommando von General Custer avancierte Hauptmann Nathan Algren (Tom Cruise) bei dem großen Indianerfeldzug zum Bürgerkriegsheld, doch dass ihn Colonel Bagley (Tony Goldwyn) dazu anstiftete, auch unschuldige Frauen und Kinder niederzumetzeln, trieben den Kriegsveteranen in den Alkohol. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich mittlerweile als werbendes Aushängeschild für die Winchester Repeating Arms Company, doch dann kostet ihm sein vom Alkohol entfesseltes Auftreten bei einer öffentlichen Vorführung des Repetiergewehrs seinen Job. Doch dann unterbreitet ihm ausgerechnet sein verhasster früherer Vorgesetzter Bagley ein lukratives Angebot: Algren soll im Auftrag des Unternehmers Omura (Masato Harada) die unerfahrene japanische Armee modernisieren und ausbilden, da die Samurai sich unter der Führung des Regionalfürsten Katsumoto (Ken Watanabe) gegen die modernen Einflüsse der westlichen Welt und gegen die Berater des Kaisers erheben. In Japan wird Algren von Simon Graham (Timothy Spall) empfangen, der vor Jahren mit der britischen Handelsmission nach Japan kam und mittlerweile vorwiegend als Übersetzer tätig ist. 
Graham führt Algren in die japanische Kultur ein und verschafft ihm einen ersten Überblick über die Natur der Samurai. Als die Samurai eine Eisenbahnlinie angegriffen haben, wird Algren dazu aufgefordert, die Armee zu mobilisieren, obwohl die Soldaten noch lange nicht für ein Gefecht bereit sind, wie Algren beteuert. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit erleidet die kaiserliche Armee eine herbe Niederlage gegen die Samurai. Algren wird schwer verwundert, kämpft aber bis zuletzt mit nur einer Lanze bewaffnet gegen mehrere Samurai, wovon sich Katsumoto beeindruckt zeigt. Er befiehlt die Gefangennahme Algrens, von dem er sich Erkenntnisse über seinen Feind erhofft. 
Durch die winterlichen Verhältnisse von der Außenwelt abgeschnitten, macht er im Haus von Katsumotos Schwester Taka (Koyuki), deren Mann Algren im Kampf getötet hat, erst eine Entziehungskur, dann lernt er die Sprache und Gepflogenheiten der Samurai, von denen er zunehmend fasziniert ist. Als Algren bei einem abendlichen Ninja-Angriff Katsumoto zur Seite steht, verdient er sich den Respekt der Samurai und steht ihnen bei der großen Offensive der japanischen Armee zur Seite… 

Kritik: 

Nach erfolgreichen Samurai-Filmen wie Akira Kurosawas „Die Sieben Samurai“ (1954), „Yojimbo – Der Leibwächter“ (1961) und die 1962 von Kenji Misumi initiierte Reihe mit „Zatoichi“-Filmen waren es vor allem Sergio Leone mit „Eine Handvoll Dollar“ und John Sturges mit „Die glorreichen Sieben“, die die Samurai-Themen im Western-Gewand präsentierten, bevor Jim Jarmusch mit „Ghost Dog“ und vor allem Quentin Tarantino mit „Kill Bill“ dafür sorgten, die Philosophie der Samurai in die Neuzeit zu transformieren. 
John Logan, der bereits mit seinem Drehbuch zu „Gladiator“ die Vorlage dafür lieferte, eine längst vergangene Epoche lebendig zu machen, hat mit „Last Samurai“ eine zwar nicht unbedingt originelle, aber doch einfühlsame Geschichte über die Erlösung eines Mannes in einer ihm zuvor völlig fremden Kultur entwickelt, die Edward Zwick großartig umgesetzt hat. Ähnlich wie schon in „Legenden der Leidenschaft“ bestechen auch bei „Last Samurai“ die phantastischen – in Neuseeland – geschossenen Landschaftsaufnahmen, nur gelingt es Drehbuch und Regie hier weitaus überzeugender, die Entwicklung seines Protagonisten darzustellen. 
Tom Cruise macht seine Sache mehr als gut, verkörpert eindrucksvoll die Wandlung vom vermeintlichen Kriegshelden, der von Schuldgefühlen zermürbt wird, zum aufmerksamen Beobachter der Samurai-Kultur, bis er sich den Respekt und die Freundschaft seines neuen Lebensumfelds verdient. Glaubwürdig vermittelt das zweieinhalbstündige Epos Werte wie Ehre, Gemeinschaftsgeist, Pflichtbewusstsein, Kampfgeist und Treue, wobei der großartige Ken Watanabe Cruise sogar in einigen Szenen die Show stiehlt. 
Die Kämpfe zwischen der japanischen Armee und den Samurai sind eindrucksvoll inszeniert, der Score von Hans Zimmer trifft stets den richtigen Ton, und für ein paar zarte romantische Töne ist auch gesorgt. Bei so großartigen Unterhaltungswerten fallen die Freiheiten in Bezug auf die historische Genauigkeit kaum ins Gewicht.  

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