The Game
Mit seinem düsteren Thriller „Sieben“ (1995) hat David Fincher einen ebenso düsteren wie meisterhaften Thriller inszeniert, der die Messlatte für sein nächstes Werk entsprechend hochlegte. Nach dem schwergewichtigen Dreigespann aus Morgan Freeman, Brad Pitt und Gwyneth Paltrow sind es nun Michael Douglas, Sean Penn und Deborah Kara Unger, die eine erneut von Beginn an fesselnde Geschichte vorantreiben, die voller geschickt eingestreuter Wendungen steckt.
Inhalt:
Der millionenschwere Investment-Banker Nicholas Van Orten (Michael Douglas) lebt allein in einer großen Villa in San Francisco und erhält zu seinem 48. Geburtstag von seinem jüngeren Bruder Conrad (Sean Penn) ein ungewöhnliches Geschenk. Was schenkt man auch einem Mann, der bereits alles hat? Conrad überreicht Nicholas einen Umschlag, in dem sich eine Karte von CRS befindet. Der „Consumer Recreation Service“ hat sich darauf spezialisiert, seinen Kunden mit einem auf ihn persönlich zugeschnittenen Spiel ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren. Nicholas, der keine Überraschungen mag, ist zunächst skeptisch, doch als er eines Tages nach einem Meeting in einem Hochhaus auf einen Hinweis stößt, dass CRS gerade in die 14. Etage eingezogen ist, ist er neugierig und lässt sich von dem Mitarbeiter Jim Feingold (James Rebhorn) erklären, dass das Spiel wie Ferien sei, in die man nicht fahren müsse, sondern die zu einem kommen.
Nach dem Ausfüllen eines umfangreichen Fragebogens, psychologischen und medizinischen Tests bekommt Nicholas allerdings telefonisch die Information, dass sein Antrag abgelehnt worden sei. Doch als Nicholas abends nach Hause zurückkehrt, findet er einen hölzernen Clown auf der Auffahrt, der ihn daran erinnert, dass sich sein Vater an dessen 48. Geburtstag vor seinen Augen in den Tod gestürzt hat. Als es sich Nicholas im Wohnzimmer gemütlich macht, erhält er zunächst einen Anruf von seiner Ex-Frau Elizabeth (Anna Katarina), dann spricht ihn der Nachrichtensprecher direkt an, dass das Spiel längst begonnen habe. Tatsächlich wird Nicholas am laufenden Band mit merkwürdigen Situationen konfrontiert. Sein Haus wird durchsucht und in Unordnung gebracht, in der angeblich von ihm gebuchten Hotelsuite findet Nicholas anrüchige Polaroids und Drogen. Durch die Kellnerin Christine (Deborah Kara Unger), die Nicholas in einem Restaurant mit Wein bekleckert hatte, begibt er sich auf eine abenteuerliche Odyssee, die ihn bis nach Mexiko führt, wo er in einem Holzsarg zur Besinnung kommt. Mittlerweile hat sich CRS das gesamte Vermögen von Nicholas unter den Nagel gerissen und sein Leben, wie er es kannte, völlig zerstört. Nun setzt er alles daran, die Verantwortlichen von CRS zur Rechenschaft zu ziehen…
Kritik:
Michael Douglas darf in David Finchers „The Game“ einmal mehr in die bereits mit einem Oscar prämierte Rolle („Wall Street“) des skrupellosen, gefühlskalten Investment-Bankers schlüpfen, der völlig den Bezug zur normalen Welt verloren hat. Grüße von niederen Bediensteten, selbst seiner treuen Haushälterin Ilsa (Carroll Baker), erwidert er grundsätzlich nicht, den Kontakt zu seiner Ex-Frau und zu seinem jüngeren Bruder hat er fast gänzlich abgebrochen, in Geschäftsangelegenheiten kennt er kein Pardon. Das muss selbst der alte Freund seines Vaters, der Kinderbuch-Verleger Anson Baer (Armin Mueller-Stahl), am eigenen Leib erfahren, als ihm Nicholas ein Abfindungspaket überreichen will, da er mit der Entwicklung seiner Geldanlage nicht zufrieden ist. Nachdem Nicholas Van Orton also zielgerichtet als wenig sympathische Investment-Größe eingeführt worden ist, beginnt „The Game“ in dem Moment interessant zu werden, als der kontrollsüchtige Banker erleben muss, wie ihm sein bislang selbstbestimmtes Leben zunehmend aus den Händen gerissen wird.
Die Szene, in der der Nachrichtensprecher aus dem Fernsehen sein Wort direkt an Nicholas richtet, macht deutlich, wie weitreichend der Einfluss von CRS ist, seinen Kunden tatsächlich unvergessliche Erfahrungen ins Haus zu bringen. Nach diesem furiosen, wenn auch vergleichsweise harmlosen Auftakt entwickelt sich „The Game“ zu einem packenden Action-Abenteuer, bei dem sich nie sagen lässt, in welche aberwitzige Situation Nicholas gerade wirklich geraten ist. Ähnlich wie der Zuschauer fragt sich auch Nicholas, ob die Ereignisse zum Spiel gehören oder real sind.
Michael Douglas verkörpert gewohnt überzeugend einen Mann, der völlig die Kontrolle über sein Leben verliert und sich mit dem Trauma des Selbstmords seines Vaters auseinandersetzen muss.
Sean Penn („Mystic River“, „21 Gamm“) nutzt seine sehr reduzierte Leinwandzeit effektiv, während Deborah Kara Unger („Dreizehn“, „Dein Weg“) die weibliche Hauptrolle angenehm vielschichtig auslegt und die Undurchsichtigkeit der Geschichte maßgeblich mittransportiert. Die edle Kameraarbeit von Harris Savides („Elephant“, „Birth“) und der düster-hypnotische Score von Howard Shore („Sieben“, „Cosmopolis“) veredeln einen Thriller, der gerade wegen seines konstruierten Endes nicht an die Klasse von „Sieben“ heranreicht, aber die Spannung gekonnt auf einem hohen Niveau hält.
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