Fearless - Jenseits der Angst

Seit seinem einfühlsamen Mystery Drama „Picknick am Valentinstag“ (1975) hat sich der australische Filmemacher Peter Weir mit Werken wie „Die letzte Flut“, „Der einzige Zeuge“ und „Der Club der toten Dichter“ vor allem als Regisseur mit gutem Gespür für leise Töne und tiefe Emotionen etabliert. Diese Stärke kommt auch seinem 1993 entstandenen Drama „Fearless – Jenseits der Angst“ zugute. 

Inhalt: 

Als der erfolgreiche Architekt Max Klein (Jeff Bridges) mit seinem Freund und Kollegen Jeff Gordon (John de Lancie) von San Francisco nach Houston fliegt, muss der Flieger nach einer Störung in der Hydraulik auf einem Maisfeld notlanden. Wie durch ein Wunder überlebt Max den Beinahe-Absturz nicht nur fast unverletzt, sondern erweist sich auch noch als besonnener Lebensretter, der den Überlebenden den Weg aus den Trümmern weist und einen Jungen und ein Baby rettet. Während viele der Passagiere in Max einen Schutzengel sehen, gehen in dem Mann selbst bemerkenswerte Veränderungen vor sich, denn durch sein eigenes Überleben fühlt sich Max auf einmal jeder Angst entbunden. So schlägt der zuvor unter Flugangst leidende Max die von der Fluggesellschaft angebotene Zugfahrkarte nach San Francisco aus und verlangt einen Rückflug – erster Klasse. 
Er isst genüsslich Erdbeeren, gegen die er bislang allergisch gewesen ist, und tanzt auf der Dachkante eines Wolkenkratzers über dem tödlichen Abgrund. Doch weder der von der Fluggesellschaft beauftragte und auf PTBS spezialisierte Psychiater Dr. Bill Perlman (John Turturro) noch Max‘ Frau Laura (Isabella Rossellini) kommen an Max heran. Statt um sie und den gemeinsamen Sohn Jonah kümmert sich Max um den geretteten Jungen, der Max als Held verehrt, und die traumatisierte Passagierin Carla Rodrigo (Rosie Perez), die nicht darüber hinwegkommt, dass sie ihr Baby bei dem Absturz nicht fest genug halten konnte. Max und Carla nehmen wahr, dass sie durch ihre außergewöhnliche Erfahrung auf einem anderen Level agieren als ihre Mitmenschen, und unternehmen gemeinsame Ausflüge mit dem Auto. Erst ein weiteres dramatisches Ereignis bringt Max und Carla wieder zurück ins normale Leben… 

Kritik: 

Nach einem Drehbuch von Rafael Yglesias („From Hell“, „Dark Water – Dunkle Wasser“), der auch für die Romanvorlage verantwortlich gewesen ist, inszenierte Peter Weir mit „Fearless – Jenseits der Angst“ ein Drama rund um dramatische Nahtoderfahrungen. Dabei beleuchtet er nicht nur die Auswirkungen eines traumatischen Flugzeugabsturzes auf die betroffenen Passagiere, sondern auch ihr Umfeld, das sich auf Anwälte auf der Jagd nach Schadensersatzansprüchen ebenso erstreckt wie auf Therapeuten und vor allem Familienangehörige. Die Randfiguren wie der von John Turturro („Barton Fink“, „Quiz Show“) gespielte Therapeut und der von Tom Hulce („Amadeus“, „Eine Wahnsinnsfamilie“) verkörperte Rechtsanwalt reißen die Aspekte der psychologischen Betreuung und der juristischen Konsequenzen aus einem solchen Unglück aber nur an, zudem können weder Turturro noch Hulce ihren Rollen überzeugend Profil verleihen. 
Da auch Isabella Rossellini („Blue Velvet“, „Seitensprünge“) als Max‘ Frau unterfordert bleibt, liegt es allein an Jeff Bridges („The Big Lebowski“, „König der Fischer“) und Rosie Perez („Night on Earth“, „Real Love“), dem Drama emotionales Gewicht zu verleihen. 
Peter Weir bleibt in seiner Inszenierung dicht an den Figuren, hebt die Betroffenheit, Hilflosigkeit und Sorge der Angehörigen ebenso hervor wie die öffentliche Aufmerksamkeit und das Gefühl der Überlebenden, eine Grenze überschritten zu haben. Beim etwas überdramatisierten Finale mögen sich zwar die Geister scheiden, doch insgesamt ist Weir vor allem dank seiner hervorragenden Hauptdarsteller und der eigenen feinsinnigen Inszenierungskunst ein starkes Drama gelungen, das einmal mehr von Maurice Jarre („Der Club der toten Dichter“, „Der einzige Zeuge“) angenehm unaufdringlich vertont worden ist.  

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