Der Seidenfächer

Als im China des 19. Jahrhunderts die beiden Mädchen Snow Flower (Gianna Jun) und Lily (Bingbing Li) am selben Tag das Licht der Welt erblicken, werden sie trotz ihrer gesellschaftlichen Unterschiede zu Laotongs, Schwestern im Geiste. Um ordentlich verheiratet werden zu können, bekommen sie zeitgleich im Alter von sieben Jahren ihre Lotusfüße gebunden und bleiben auch nach ihrer jeweiligen Heirat heimlich miteinander verbunden, wobei sie über einen Seidenfächer in Geheimschrift kommunizieren. 
Auch Nina und Sophia (ebenfalls Bingbing Li und Gianna Jun) sind heute in Shanghai seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Da sich beide in anderen gesellschaftlichen Schichten bewegen und in ihren Berufen jeweils stark eingespannt sind, haben sie sich über die Jahre allerdings aus den Augen verloren. Erst als Nina mit ihrem Fahrrad auf der Straße angefahren wird und ins Koma fällt, besinnt sich Sophia auf die alte Verbundenheit und lässt am Krankenbett die Stationen ihre Freundschaft Revue passieren … 
Wayne Wangs Adaption von Lisa Sees Bestseller „Der Seidenfächer“ reiht sich nahtlos in die gefühlsbetonten Dramen ein, die der in Hongkong geborene Filmemacher mit Werken wie „Töchter des Himmels“, „Eine Tasse Tee für die Liebe“, „Chinese Box“ oder „Überall, nur nicht hier“ abgeliefert hat. Sich zwischen zwei historischen Epochen bewegend, schildert Wang die schwierigen Hürden, die Frauen damals wie heute überwinden müssen, um ihre Freundschaften über gesellschaftliche Konventionen hinweg aufrechtzuerhalten. 
Das ist in prachtvollen Farben fotografiert, wunderschön von Rachel Portman („Alles, was wir geben mussten“, „Zwei an einem Tag“) musikalisch untermalt und eindrucksvoll kostümiert worden. Dabei nimmt sich Wang wie gewohnt viel Zeit für seine Figuren, verfällt in seiner gediegenen Erzählung nie in Hektik und speist sein Drama über Frauenfreundschaften in einer streng patriarchischen Welt mit viel Gefühl, ohne allzu sentimental zu werden. Allerdings springt Wang recht häufig zwischen den Zeiten und Episoden hin und her und lässt tiefere Einsichten in die grundlegende Thematik eher vermissen. Davon abgesehen bietet „Der Seidenfächer“ hohe Schauwerte und überzeugende Jungdarsteller in einem sensibel erzählten Frauendrama. 

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