Kreutzer kommt ... ins Krankenhaus
Christoph Maria Herbst bleibt durch den Erfolg der Büro-Satire „Stromberg“ wohl immer mit der Rolle des wenig kompetenten, dafür umso opportunistischer agierenden, seinen Untergebenen gegenüber eher unsensibel auftretenden Bürovorstehers Bernd Stromberg verbunden. Ein Image-Wandel scheint schwer, zumal Herbst mit seinem ersten Auftritt als Kommissar Kreutzer in der Pro-7-Produktion „Kreutzer kommt“ (2010) viel von seiner Paraderolle durchblicken ließ. Zwei Jahre später schickt ihn der Privatsender „ … ins Krankenhaus“.
In der Tiefgarage eines Krankenhauses wird eine Ärztin von einem Auto angefahren und mehrmals von diesem überrollt. Ein Fall für Kommissar Kreutzer (Christoph Maria Herbst). Der hegt durch eine traumatische Kindheitserfahrung eine massive Abneigung gegen Krankenhäuser, was ihn jedoch nicht davon abhält, mit Akribie und der tatkräftigen Unterstützung seiner attraktiven Kollegin Belinda (Rosalie Thomass) die genauen Umstände der Tat aufzuklären. Flugs steckt sich Kreutzer in eine Ärzte-Kluft und macht sich ungeniert in Operationssälen, Sprechzimmern und Umkleidekabinen daran, die möglichen Verdächtigen zu beobachten und zu befragen.
Er erfährt, dass Dr. Roehm, Arzt und Ehemann der Toten, ein Verhältnis mit Schwester Ute unterhält, die wiederum nichts von der Schwangerschaft ihrer Rivalin wusste. Die Tote betrog ihren Mann wiederum mit Chefarzt Professor Weltz. Nur aus der attraktiven wie schlagfertigen Ärztin Dr. Morée wird Kreutzer nicht recht schlau, außer dass sie etwas zu verbergen hat. Schließlich gesellen sich zu den Verdächtigen noch eine freizügige Pharmareferentin und der Mann einer Patientin, der meint, die Tote hätte seine Frau falsch behandelt …
Sicherlich hebt sich eine TV-Krimi-Produktion wie „Kreutzer kommt“ ganz bewusst von den gängigen Genre-Formaten ab, doch so richtig erfolgreich erwies sich das Konzept, einen sehr eloquenten, aber ebenso schrulligen Kommissar in einem Meer von ebenso skurrilen Verdächtigen ermitteln zu lassen, nicht. Auch in Kreutzers zweiten Fall haben sich die Prämissen nicht verändert. Bei all den verwirrenden Zusammenhängen innerhalb des Krankenhauspersonals gerät die Story fast in den Hintergrund. Zwar bleibt Kreutzer der Chef im Ring, aber die Masse der Personen, mit der sich der Kommissar abgeben muss, zwackt viel von der Aufmerksamkeit ab, die ihm als Protagonist eigentlich zusteht. Dieser Umstand kommt vor allem den Nebenfiguren zugute, die sich mit all ihren Eigenheiten produzieren können. Spätestens bei der schnell aus der Hüfte geschossenen Auflösung wird klar, dass der Fall an sich eher nebensächlich ist. Stattdessen bietet dieses etwas ungewöhnliche Krimi-Format Christoph Maria Herbst die Möglichkeit, seine Stromberg-Attitüden auf einer ganz anderen Bühne zu präsentieren, wenn auch auf etwas andere, nicht ganz so überzeugende Weise.
Wer sich das Ganze auf DVD zulegt, bekommt übrigens den ersten Kreutzer-Fall mit dazu, außerdem bieten die Szenen hinter den Kulissen interessante Einblicke in den Produktionsprozess.
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