Down by Law

Bereits mit seinen ersten cineastischen Gehversuchen „Permanent Vacation“ (1980) und „Stranger Than Paradise“ (1984) hat sich der amerikanische Autorenfilmer Jim Jarmusch auf eigenwillige wie liebevolle Weise mit den Randfiguren der amerikanischen Gesellschaft beschäftigt, für die der American Way of Life absolut keine Bedeutung hat. Mit seinem dritten Werk „Down by Law“ (1986), das jetzt im Rahmen der von StudioCanal veröffentlichten Box „Jim Jarmusch – The Complete Collection“ auch auf Blu-ray vorliegt, führt Jarmusch sein Faible auch stilistisch zur Perfektion.
Jack (John Lurie) gehört zu jener seltenen Art von Zuhältern, die weder besonders ehrgeizig sind noch Wert darauf legen, ihre Mädchen zu schlagen, damit sie spuren. Als er das „Geschenk“ eines Kontrahenten begutachten will, der sich mit Jack wieder gutstellen möchte und ihm deshalb ein unverbrauchtes 19-jähriges Mädchen anbietet, wird Jack von der Polizei als Kinderschänder eingebuchtet. Ein ähnliches Schicksal ereilt den DJ Zack (Tom Waits), dessen Freundin Laurette (Ellen Barkin) es nicht mehr erträgt, dass er nie einen Job bei einem Radiosender behalten kann, und ihn vor die Tür setzt. Als er tausend Dollar dafür angeboten bekommt, einen Wagen durch die Stadt zu fahren, wird er von der Polizei angehalten, die eine Leiche im Kofferraum entdeckt und Zack in die Zelle zu Jack sperrt. Gesellschaft bekommen die beiden Versager durch den gebrochen Englisch sprechenden Italiener Roberto (Roberto Benigni), der beim Falschspielen enttarnt worden ist und während der Flucht vor seinen aufgebrachten Verfolgern einen von ihnen mit einer Billardkugel tödlich verletzt. Während Roberto noch den Kontakt zu seinen Mitgefangenen sucht, wollen Jack und Zack einfach nur in Ruhe gelassen werden. Doch dann zeigt ihnen Roberto eine Fluchtmöglichkeit auf …
Bereits der von Kameramann Robby Müller („Dancer in the Dark“, „Paris, Texas“) in ausdrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern eingefangene Vorspann lässt den Blick über Fassaden von wenig einladenden Häusern schweifen, über verdreckte Straßen und die sumpfigen Ufer in Louisiana, und auch die Geschichte, die Jarmusch wieder selbst geschrieben hat, begleitet Menschen, die nicht in das Hollywood-Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär passen wollen. Jarmuschs Anti-Helden lassen sich immer irgendwie einfach durchs Leben treiben, und weil sie nicht darüber nachdenken, wie sie so dahintreiben, geraten sie immer wieder naiverweise schlimmstenfalls mit dem Gesetz in Konflikt, aber zumindest immer mit ihren Mitmenschen, denen sie bei ihrem ziellosen Treiben begegnen. Auch in „Down by Law“ bleibt Jarmusch seinem formalen Minimalismus treu, beschränkt sowohl Figuren als auch Drehorte auf ein Minimum, so dass nichts zur Ablenkung beitragen kann, weder farbliche Akzente noch schmückendes Beiwerk.
Einfach eingerichtete Zimmer, eine notdürftig ausgestattete Gefängniszelle und eine fast spiegelbildlich aussehende Hütte im Sumpf sowie das Boot, mit dem die drei Flüchtenden durch die Sümpfe paddeln reichen bei Jarmusch aus, um eine triste Atmosphäre zu kreieren, in der Zack, Jack und Roberto eigentlich immer nur vor etwas weglaufen, anstatt sich auf ein Ziel zuzubewegen. Dies wird wunderbar durch die Schlussszene hervorgehoben, in der die Zwangsgemeinschaft wieder durch den Zufall bestimmt aufgelöst wird und jeder seines eigenen, unbestimmten Weges geht.
John Lurie, der bereits die Hauptrolle in Jarmuschs „Stranger Than Paradise“ verkörperte, brilliert auch in „Down by Law“, wobei er in seinem Musikerkollegen Tom Waits eine kongeniale Ergänzung gefunden hat. Gemeinsam sind sie auch für die karge musikalische Untermalung des Films verantwortlich. Während Lurie den instrumentalen Part übernahm, steuerte Waits die beiden Songs zu Beginn und zum Ende bei. Roberto Benigni („Das Leben ist schön“) bringt dazu etwas heiteren Schwung in die Figurenkonstellation und sorgt überhaupt für den unbeschwerten Ton des Meisterwerks, das Jarmusch endgültig als wichtigen Vertreter des amerikanischen Independent-Kinos etablierte.
"Down by Law" in der IMDb

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