Below Her Mouth

Mit Filmen wie „Blau ist eine warme Farbe“ oder „Die Taschendiebin“ ist der lesbische Erotikfilm derzeit in vogue. In diese Kerbe schlägt auch die kanadische Schauspielerin und Regisseurin April Mullen („Dead Before Dawn“, „88“) mit ihrem neuen Werk „Below Her Mouth“, das zwar beispielsweise auf dem Toronto International Film Festival, dem Istanbul Film Festival oder dem Festival du Nouveau Cinema in Montreal präsentiert wurde, aber weniger feministisch als voyeuristisch daherkommt.
Als ihr Verlobter Rile (Sebastian Pigott) für ein paar Tage geschäftlich verreisen muss, besucht die erfolgreiche Modejournalistin Jasmine (Natalie Krill) mit ihrer Freundin einen Lesben-Club und lernt dort die maskulin gekleidete Dachdeckerin Dallas (Erika Linder) kennen, die in unmittelbarer Nähe von Jasmine Wohnung gerade einen Job erledigt. Nachdem sie sich gerade von ihrer Freundin getrennt hat, steht es Dallas eigentlich eher nach Abenteuern wie mit der Barfrau des Clubs, doch für Jasmine entwickelt sie schnell tiefe Gefühle.
Jasmine wiederum findet Dallas ebenfalls sehr attraktiv, will sich wegen ihrer momentanen Beziehung aber zunächst nicht auf die forsche Dallas einlassen. Als es dann doch zu einer Affäre kommt, ist nicht nur Rile wie vor den Kopf gestoßen …
Bereits im unbebilderten Vorspann durchdringt weibliches Stöhnen die Szenerie und gibt den Ton für den weiteren Verlauf des Films an. April Mullens „Below Her Mouth“ wurde komplett mit einer weiblichen Crew (hinter der Kamera) gedreht, befriedigt aber in erster Linie männlichen Voyeurismus. Es gibt viel nackte Haut in Badewannen und Betten zu sehen, leidenschaftliche Liebesspiele und intensive Orgasmen, aber den Figuren kommt der Film nie wirklich nahe. Während wenigstens das Topmodel Erika Linder eine überzeugende Darstellung ihrer teils zerbrechlichen, teils maskulin coolen Rolle präsentiert, bleibt Natalie Krill als Dallas‘ Love Interest doch sehr blass, wobei die Rolle der Jasmine leider auch zu sehr am heterosexuellen Rollenverständnis verhaftet bleibt und ihr persönliches Dilemma zwischen der bevorstehenden Hochzeit und der neuen Erfahrung mit Dallas nicht besonders tiefsinnig herausgearbeitet wird.
So bleibt einem „Below Her Mouth“ als voyeuristisch inszeniertes Erotik-Drama mit einer engagierten Erika Linder in Erinnerung, die die Schwächen der etwas dünnen Charakterisierungen und Story aber nicht gänzlich überstrahlen kann.
"Below Her Mouth" in der IMDb

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