Die Narbenhand

Als Frank Tuttle 1942 die Regie zur Graham-Greene-Adaption von „Die Narbenhand“ übernahm, konnte er bereits auf eine Erfahrung von über fünfzig Filmen zurückblicken, die bis in die Stummfilmzeit zurückreichten. „Die Narbenhand“ ist in filmhistorischer Hinsicht deshalb so interessant, weil der Film Alan Ladd zum Star machte, als Vorlage für das Remake „Der eiskalte Engel“ (1967) mit Alain Delon in der Hauptrolle diente und ein früher Vertreter des Spionage-Films gilt.
Der Auftragskiller Philip Raven (Alan Ladd) lebt zurückgezogen mit einer kleinen Katze in einem winzigen Apartment in San Francisco. Sein nächster Job bringt ihn mit Willard Gates (Laird Cregar), dem Besitzer eines Kabaretttheaters zusammen, der allerdings inkognito als Mittelsmann für den Industriellen Alvin Brewster (Tully Marshall) tätig ist, dem Präsidenten von Nitro Chemical in Los Angeles, in dessen Auftrag Raven den Erpresser Alan Baker (Frank Ferguson) ermordet. Dabei nimmt Raven auch ein Manuskript mit chemischen Formeln an sich, das Baker nach Washington schicken wollte. Unterdessen will Gates die talentierte Ellen Graham (Veronica Lake) für eine seiner Shows engagieren. Sie soll durch diese Bekanntschaft aber auch für Senator Burnett (Roger Imhof) herausfinden, inwiefern Brewster die Produkte seiner Firma an die Japaner verkauft. Während Ellens Verlobter, Detective Michael Crane (Robert Preston), Raven zu fassen versucht, muss er sich auch fragen, auf welcher Seite seine Freundin eigentlich steht, die an der Seite von Raven gesehen wird …
„Die Narbenhand“ überzeugt gleich auf mehreren Ebenen. Da ist vor allem die interessante Figuren-Konstellation zu erwähnen, die auf der einen Seite zwischen dem redseligen wie undurchsichtigen Gates und dem wortkargen Auftragsmörder Raven etabliert wird, dann zwischen dem skrupellosen Konzernchef Brewster und dem ihm gegenüber recht kleinlauten Mittelsmann Gates und schließlich zwischen Raven und dem attraktiven Showgirl Ellen Graham, das mit einem Detective verlobt ist, nun aber mit einem vermeintlichen Verbrecher unterwegs ist.
Während einerseits Raven versucht herauszufinden, warum er von Gates hereingelegt worden ist, hilft er andererseits seiner plötzlichen Gefährtin bei ihrer Mission, einen Spionageverdacht zu erhärten. Alan Ladd („Die blaue Dahlie“, „Der stolze Rebell“) prägte mit seiner Rolle den Prototypen des wortkargen Antihelden, während Veronica Lake („Die blaue Dahlie“, „Meine Frau, die Hexe“) bereits als 19-Jährige ihr Talent als Femme fatale demonstrieren durfte. Vor allem aber Laird Cregar („Der Seeräuber“, „Hangover Square“) brillierte in seiner zwielichtigen Rolle zwischen den Fronten. Die Mischung aus Verschwörungs-Thriller und Spionagedrama macht „Die Narbenhand“ zu einem vielschichtigen Aushängeschild des Film Noir, das über Koch Media in der „Film Noir Collection“ erhältlich ist.
"Die Narbenhand" in der IMDb

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