Cold Blood Legacy

Durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Luc Besson hat Jean Reno auch internationale Anerkennung erfahren, vor allem durch den Blockbuster „Léon: Der Profi“ (1994), der dem Duo auch den Sprung nach Hollywood ebnete. Seither hat Reno in ganz unterschiedlichen Filmgenres mitgewirkt, doch immer wieder wird er gern in der Rolle des wortkargen Gangsters oder Killers besetzt. Nach Engagements in Filmen wie „22 Bullets“ oder „Antigang“ darf Reno vor allem in „Cold Blood Legacy“ sehr dicht an seiner Paraderolle in „Léon: Der Profi“ agieren.
Wenn Henry (Jean Reno) nicht gerade einen raffiniert inszenierten Auftragsmord ausführt, lebt er zurückgezogen in einer Holzhütte am Ufer eines nordamerikanischen Sees, wo er sich mit der Natur eins fühlt und vor allem vor den Menschen geschützt bleibt. Seine winterliche Ruhe wird allerdings gestört, als die nach einem Unfall mit ihrem Schneemobil schwer verletzte Melody (Sarah Lind) an seine Hütte gekrochen kommt. Nachdem er die Umgebung sorgsam sondiert hat, entschließt er sich, die bewusstlose Frau zu verarzten, doch fragt er sich schnell, was Melody zu ihm geführt hat. Die Tatsache, dass Henry in ihren Sachen weder einen Ausweis noch ein Handy findet, lässt ihn vermuten, dass sie nicht nur eine verirrte Touristin ist, sondern mit einer geheimen Mission unterwegs ist …
Nachdem Frédéric Petitjean einige Drehbücher geschrieben hatte, legt er nun mit „Cold Blood Legacy“ sein Langfilmdebüt als Regisseur vor. Der Thriller setzt natürlich auf Jean Renos Namen und dessen Quasi-Imitation seiner legendären Rolle als schweigsamer Auftragskiller, der aus Sorge um das Wohl eines Mädchens gegenüber seinen Feinden nicht die Sorgfalt walten lässt, mit der er gewöhnlich seinen Job versieht. Aus der jungen Matilda in „Léon: Der Profi“ wird hier die undurchsichtige Melody, aus den korrupten Cops, die Léon das Handwerk legen wollen, ominöse Vertreter eines Geschäftsmannes, den Henry kürzlich in einer Sauna mit Spezialgeschossen erledigt hat. Allerdings bemüht sich Petitjean nicht darum, seinen Figuren ein tiefergehendes psychologisches Profil zu verleihen. Er begnügt sich damit, Henry als Auftragskiller einzuführen, der sein Leben in der Abgeschiedenheit der Natur fern jeglicher Zivilisation verbringt.
Während Luc Besson viel Zeit darauf verwendet, die Beziehung zwischen Léon und Matilda zu charakterisieren, beschränkt sich Petitjean auf Andeutungen. Sowohl in „Léon: Der Profi“ als auch in „Cold Blood Legacy“ läuft der Plot natürlich auf die Konfrontation des Killers mit unerwünschtem weiblichen Anhang mit seinen mörderischen Verfolgern hinaus, doch die Parallelhandlung, die teilweise in Rückblenden angelegt ist und die Ermittlungen von Detective Kappa (Joe Anderson) im Falle des Mordes vor zehn Monaten thematisiert. Natürlich läuft auch hier die Story darauf hinaus, dass die Cops und andere von Henrys Verfolgern schließlich auf den gesuchten Mann im Wald treffen, aber leider kommt bei der Entwicklung keine Spannung auf. In dem Handlungsstrang, der sich den polizeilichen Ermittlungen widmet, bleiben die Figuren leider zu blass, während die an sich interessantere Story, wie Henry und Melody miteinander umgehen, nicht die nötige Dramatik entwickelt, um das Publikum zu fesseln.
Dabei geben sich Routinier Jean Reno und Sarah Lind („True Justice“, „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“) alle Mühe, aus dem hölzernen Drehbuch etwas Spannung auf die Leinwand zu transportieren, doch stehen sie dabei auf nahezu verlorenem Posten. Immerhin sorgen die unterkühlten Bilder von Routinier Thierry Arbogast („Das fünfte Element“, „Die purpurnen Flüsse“) für schicke Schauwerte, und auch der rhythmische Score von Xavier Berthelot („Special Forces“) ist ordentlich ausgefallen. Ansonsten dürfte „Cold Blood Legacy“ nur bei den größten Jean-Reno-Fans punkten.
"Cold Blood Legacy" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts