Das Beste kommt zum Schluss

Rob Reiner hat bereits mit so unterschiedlichen Filmen wie den Stephen-King-Adaptionen „Stand by Me“ und „Misery“, dem Militär-Justiz-Drama „Eine Frage der Ehre“, der Fantasy-Romanze „Die Braut des Prinzen“ und der Liebeskomödie „Harry und Sally“ bewiesen, wie er die Emotionen des Publikums anzusprechen vermag. Mit seinem 2007 realisierten Komödien-Drama „Das Beste kommt zum Schluss“ kann er sich ganz auf die schauspielernden Schwergewichte von Jack Nicholson und Morgan Freeman verlassen, die als extrem verschiedenartiges Gespann wunderbar miteinander harmonieren.
Der weiße Milliardär Edward Cole (Jack Nicholson) kann es nicht fassen, dass er in sein eigenes Krankenhaus eingeliefert wird und feststellen muss, dass er kein Einzelzimmer bekommt, sondern neben dem afroamerikanischen Automechaniker Carter Chambers (Morgan Freeman) ein Bett beziehen muss. Wie er von seinem Assistenten Thomas (Sean Hayes) aufgeklärt wird, entspricht das aber Coles Firmenphilosophie, dass es in seinem Krankenhaus – ohne Ausnahme – nur Zweibettzimmer gibt. Während Edward noch lautstark über die widrigen Umstände zetert, hat sich der belesene wie besonnene Carter bereits mit seinem Schicksal abgefunden. Als er erfährt, dass seine Krebserkrankung ihm nur noch wenige Monate zu leben gewährt, erstellt er eine „Bucket List“ mit den Dingen, die er noch unternehmen will, bevor er den Löffel abgeben muss, verwirft den Plan aber wieder. Als Edward den zerknüllten Zettel zu lesen bekommt, macht er sich zunächst über die dort aufgeführten Pläne (Lachen, bis einem die Tränen kommen; etwas Majestätisches sehen; einem Fremden etwas Gutes tun) lustig, ergänzt sie aber um eigene Pläne wie Fallschirmspringen und sich ein Tattoo stechen lassen. Da Edward auch nur noch wenige Monate Lebenserwartung zugesprochen wird, machen sich die beiden daran, die gemeinsam erstellte Liste auch zusammen abzuarbeiten – sehr zum Unmut von Carters Frau Virginia (Beverly Todd) …
Rob Reiner braucht nicht viel Zeit, um seine beiden Hauptfiguren einzuführen. Während der von Morgan Freeman verkörperte Carter in der Autowerkstatt von seiner Krebsdiagnose erfährt, neben der Arbeit auch noch alle Rätselfragen beantwortet, die ihm sein jüngerer Kollege vorliest, darf Jack Nicholson die Paraderolle des herrschsüchtigen und selbstgefälligen Zampanos spielen, der es aus eigener Kraft zum Milliardär gebracht hat und auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen braucht. Bereits das Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlichen Charaktere im Krankenzimmer entwickelt sich zum großen Spaß, dem nach und nach immer wieder nachdenklichere Töne beigemischt werden. Schließlich geht es um nichts weniger als den nahenden Tod zweier Männer, die auf ihre Weise viel erreicht haben. Bei Carter liegen diese Errungenschaften eher auf sozialem Gebiet, etwa der Gründung einer wundervollen Familie mit einer einfühlsamen Ehefrau und drei großartigen Kindern, während bei Edward eher die Anhäufung materieller Dinge und persönlicher Macht ins Gewicht fällt. Allerdings gingen dabei auch vier Ehen zu Bruch und die Beziehung zu seiner einzigen Tochter. Natürlich ist vorhersehbar, dass Carter seinen neugewonnenen Freund dazu bringt, freundlicher zu seinen Mitmenschen zu sein, während Edward den bescheidenen Automechaniker zu mutigen Aktivitäten wie Fallschirmspringen und Autorennen überredet.
Das ist schon hübsch anzusehen, wie die beiden alten Herren mit dem Motorrad über die chinesische Mauer rasen, in Ägypten von einem wundervollen Aussichtspunkt auf die Pyramiden schauen oder auf Safari in Afrika unterwegs sind. Aber es sind vor allem die menschlichen Zwischentöne und die stimmige Chemie zwischen Nicholson („About Schmidt“, „Was das Herz begehrt“) und Freeman („Der Anschlag“, „Invictus – Unbezwungen“), die „Das Beste kommt zum Schluss“ so sehenswert machen, auch wenn dabei eine Menge tränenrührender Pathos ins Spiel kommt.
"Das Beste kommt zum Schluss" in der IMDb

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