Letters from Iwo Jima
2006 nahm Regisseur Clint Eastwood („Erbarmungslos“, „Mystic River“) ein ambitioniertes Projekt in Angriff, nämlich die Schlacht um die südlich von Tokio liegende japanische Insel Iwo Jima im Februar 1945 sowohl aus amerikanischer als auch japanischer Perspektive zu thematisieren. Während der amerikanische Part „Flags of Our Fathers“ auf dem gleichnamigen Buch von James Bradley und Ron Powers basierte, bildeten für das japanische Pendant „Letters from Iwo Jima“ Briefe japanischer Soldaten die Grundlage für das Drehbuch, das diesmal nicht Paul Haggis („Million Dollar Baby“, „Flags of Our Fathers“) stammt, sondern von Iris Yamashita, die in ihrem Leben sowohl Japan als auch die USA kennengelernt hat und es vorzüglich versteht, die Schicksale der japanischen Soldaten berührend einzufangen.
Als Generalleutnant Tadamichi Kurubayashi (Ken Watanabe) das Oberkommando der japanischen Streitkräfte auf der kleinen Vulkaninsel Iwo Jima übernimmt, muss er aus verschiedenen Quellen erfahren – u.a. von dem mit olympischen Gold ausgezeichneten Reiter Baron Nishi (Tsuyoshi Ihara) - , dass die Verteidigung der sowohl für die Amerikaner als auch Japaner strategisch wichtigen Insel einem Himmelfahrtskommando gleicht, denn nachdem große Teile der Marineschiffe, Panzer und Flugzeugbomber ausgefallen sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die US-Streitkräfte Iwo Jima eingenommen haben, von wo sie Jagdflugzeuge als Begleiter für die Bomber losschicken konnten. Trotz der gehäuften Hiobsbotschaften will sich Kurubayashi nicht kampflos ergeben und lässt seine Soldaten, u.a. den jungen Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), den Idealisten Shimizu (Ryo Kase) und den überzeugten Soldaten Ito (Shidou Nakamura), tiefe Tunnel graben. Schließlich hat der Kommandant einige Zeit in den USA verbracht und weiß um die militärische Strategie der amerikanischen Streitkräfte …
Durch das berühmte Foto „Raising the Flag on Iwo Jima“, das der Associated-Press-Fotograf Joe Rosenthal am 23. Februar 1945 von sechs US-amerikanischen Soldaten schoss, als sie eine amerikanische Flagge auf dem höchsten Punkt der Insel, dem Vulkan Suribachi, hissten, ist die Schlacht um Iwo Jima, bei der fast 7000 amerikanische, aber über 20.000 japanische Soldaten gefallen sind, vor allem im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner eingebrannt. Eastwood ist zum Glück nicht daran interessiert gewesen, eine weitere Beweihräucherung der amerikanischen Sieger zu präsentieren, sondern die sehr persönlichen Schicksale der beteiligten Soldaten in den Vordergrund zu rücken. Zwar prägen natürlich auch immer wieder militärische Aktionen die Handlung, aber sie unterstreichen nur, wie schlecht auf der einen Seite die Informationspolitik des japanischen Militärs funktionierte, wie aussichtslos auf der anderen Seite die Aussichten auf ein siegreiches Ende der bevorstehenden Schlacht waren. Interessant ist dabei nicht nur die Persönlichkeit von Generalleutnant Kurubayashi, der sich gern an seine wunderbare Zeit in Amerika erinnert, das Land nach wie vor liebt und von dort eine Pistole mitgenommen hat, die er als Abschiedsgeschenk überreicht bekam und die er noch immer an seinem Koppel trägt.
Besonders berührend sind eher die Schicksale der einfachen Soldaten. Wenn Saigo etwa erzählt, wie er mit seiner schwangeren Frau eine Bäckerei unterhielt und diese schließen musste, weil sich die japanischen Militärpolizisten ständig umsonst im Laden bedienten, bis es nichts mehr zu verkaufen gab, wird deutlich, wie der Krieg ganze Familien zerstört. Nachdem seine Frau erst den Laden verlor, weiß Saigo, dass sie auch ihn verlieren wird und dass er sein bei seiner Einberufung noch ungeborenes Kind nie zu sehen bekommt.
„Letters from Iwo Jima“ gibt dabei einen interessanten Einblick in die japanische Kultur, in die Auffassung von Ehre, Mut und Vaterlandsliebe, die bis zum traditionellen Seppuku reicht, aber genauso gut bekommen wir Soldaten zu sehen, die desertieren und sich in die Obhut der amerikanischen Feinde begeben, weil sie zu sehr am Leben hängen. Die allzu menschlichen Gefühle, die jenseits kultureller Unterschiede zum Ausdruck kommen, haben Eastwood und sein ausgezeichneter Kameramann Tom Stern („Mystic River“, „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“) in ausgewaschene, fast schon schwarz-weiße Bilder in ausdrucksstarken Groß- und Nahaufnahmen festgehalten. Dazu komponierten Eastwoods Sohn Kyle Eastwood und Michael Stevens einfühlsame Klänge, die Lennie Niehaus wie gewohnt souverän orchestriert hat. Der 140-minütige Film kommt ohne Längen aus und wurde zurecht für vier Oscars nominiert – als Bester Film, für das Beste Drehbuch, das beste Originaldrehbuch und den Besten Sound. Er gewann allerdings nur in der letztgenannten und unbedeutendsten Kategorie.
"Letters from Iwo Jima" in der IMDb
Als Generalleutnant Tadamichi Kurubayashi (Ken Watanabe) das Oberkommando der japanischen Streitkräfte auf der kleinen Vulkaninsel Iwo Jima übernimmt, muss er aus verschiedenen Quellen erfahren – u.a. von dem mit olympischen Gold ausgezeichneten Reiter Baron Nishi (Tsuyoshi Ihara) - , dass die Verteidigung der sowohl für die Amerikaner als auch Japaner strategisch wichtigen Insel einem Himmelfahrtskommando gleicht, denn nachdem große Teile der Marineschiffe, Panzer und Flugzeugbomber ausgefallen sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die US-Streitkräfte Iwo Jima eingenommen haben, von wo sie Jagdflugzeuge als Begleiter für die Bomber losschicken konnten. Trotz der gehäuften Hiobsbotschaften will sich Kurubayashi nicht kampflos ergeben und lässt seine Soldaten, u.a. den jungen Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), den Idealisten Shimizu (Ryo Kase) und den überzeugten Soldaten Ito (Shidou Nakamura), tiefe Tunnel graben. Schließlich hat der Kommandant einige Zeit in den USA verbracht und weiß um die militärische Strategie der amerikanischen Streitkräfte …
Durch das berühmte Foto „Raising the Flag on Iwo Jima“, das der Associated-Press-Fotograf Joe Rosenthal am 23. Februar 1945 von sechs US-amerikanischen Soldaten schoss, als sie eine amerikanische Flagge auf dem höchsten Punkt der Insel, dem Vulkan Suribachi, hissten, ist die Schlacht um Iwo Jima, bei der fast 7000 amerikanische, aber über 20.000 japanische Soldaten gefallen sind, vor allem im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner eingebrannt. Eastwood ist zum Glück nicht daran interessiert gewesen, eine weitere Beweihräucherung der amerikanischen Sieger zu präsentieren, sondern die sehr persönlichen Schicksale der beteiligten Soldaten in den Vordergrund zu rücken. Zwar prägen natürlich auch immer wieder militärische Aktionen die Handlung, aber sie unterstreichen nur, wie schlecht auf der einen Seite die Informationspolitik des japanischen Militärs funktionierte, wie aussichtslos auf der anderen Seite die Aussichten auf ein siegreiches Ende der bevorstehenden Schlacht waren. Interessant ist dabei nicht nur die Persönlichkeit von Generalleutnant Kurubayashi, der sich gern an seine wunderbare Zeit in Amerika erinnert, das Land nach wie vor liebt und von dort eine Pistole mitgenommen hat, die er als Abschiedsgeschenk überreicht bekam und die er noch immer an seinem Koppel trägt.
Besonders berührend sind eher die Schicksale der einfachen Soldaten. Wenn Saigo etwa erzählt, wie er mit seiner schwangeren Frau eine Bäckerei unterhielt und diese schließen musste, weil sich die japanischen Militärpolizisten ständig umsonst im Laden bedienten, bis es nichts mehr zu verkaufen gab, wird deutlich, wie der Krieg ganze Familien zerstört. Nachdem seine Frau erst den Laden verlor, weiß Saigo, dass sie auch ihn verlieren wird und dass er sein bei seiner Einberufung noch ungeborenes Kind nie zu sehen bekommt.
„Letters from Iwo Jima“ gibt dabei einen interessanten Einblick in die japanische Kultur, in die Auffassung von Ehre, Mut und Vaterlandsliebe, die bis zum traditionellen Seppuku reicht, aber genauso gut bekommen wir Soldaten zu sehen, die desertieren und sich in die Obhut der amerikanischen Feinde begeben, weil sie zu sehr am Leben hängen. Die allzu menschlichen Gefühle, die jenseits kultureller Unterschiede zum Ausdruck kommen, haben Eastwood und sein ausgezeichneter Kameramann Tom Stern („Mystic River“, „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“) in ausgewaschene, fast schon schwarz-weiße Bilder in ausdrucksstarken Groß- und Nahaufnahmen festgehalten. Dazu komponierten Eastwoods Sohn Kyle Eastwood und Michael Stevens einfühlsame Klänge, die Lennie Niehaus wie gewohnt souverän orchestriert hat. Der 140-minütige Film kommt ohne Längen aus und wurde zurecht für vier Oscars nominiert – als Bester Film, für das Beste Drehbuch, das beste Originaldrehbuch und den Besten Sound. Er gewann allerdings nur in der letztgenannten und unbedeutendsten Kategorie.
"Letters from Iwo Jima" in der IMDb
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