Bauhaus - Die Neue Zeit
Lars Kraume („Keine Lieder über Liebe“, „Die kommenden Tage“) hat bereits mit den Filmen „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015) und „Das schweigende Klassenzimmer“ (2018) sein Faible für deutsche Nachkriegsgeschichte unter Beweis gestellt. Mit seinem neuen Projekt, der sechsteiligen Serie „Bauhaus – Die Neue Zeit“, die nach der Ausstrahlung auf Arte nun auch über Constantin Film auf DVD erhältlich ist, liefert er einen sehenswerten und prominent besetzten Beitrag zum 100-jährigen Jubiläum der einflussreichen Bauhaus-Bewegung.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des deutschen Kaiserreichs scheint die Zeit für neue, frische Ideen gekommen. Der ambitionierte Architekt Walter Gropius (August Diehl) hält als neuer Direktor an der konservativen Kunstakademie in Weimar eine flammende Rede und begeistert damit auch die aus bürgerlichem Hause stammende Studentin Dörte Helm (Anna Maria Mühe), die sich in der hitzigen Auseinandersetzung zwischen den Alten Meistern und den neuen Ideen des Bauhaus auf die Seite von Gropius und seinem wichtigsten Dozenten Johannes Itten (Sven Schelker) schlägt. Doch nicht nur Dörtes Vater (Hanns Zischler), der seine Tochter lieber Illustrationen für ein gemeinsames Märchenbuch malen lassen möchte, zeigt sich wenig begeistert von den aufwieglerischen Ideen des Bauhaus, auch die einflussreichen Kreise um die erzkonservative Baronesse von Freytag-Loringhoven (Corinna Kirchhoff) setzen ihre gesellschaftliche Position in die Waagschale, um Bildungsminister Max Greil (Sebastian Blomberg) dazu zu drängen, dass die älteren Semester ihr Studium bei den Alten Meistern abschließen können, so dass es zur Spaltung der Kunstakademie vom reformistischen Bauhaus kommen würde. Doch Gropius erweist sich als charismatischer Direktor, der für seine neuen Ideen brennt und die bildende Kunst, die angewandte Kunst und die darstellende Kunst zu einem unpolitischen Gesamtkunstwerk vereinen will, an dem sich Frauen ebenso beteiligen dürfen wie ihre männlichen Kommilitonen.
Da das zur Verfügung stehende Budget aber nicht ausreicht, um die immensen Kosten für die Verwirklichung seiner Visionen zu decken, sammelt er nicht nur selbst Geld bei den gutbetuchten Eliten der Weimarer Republik, auch die Studenten fangen mit Materialien an zu arbeiten, die sie in den Hinterhöfen der Stadt finden. Zu Beginn ahmt Dörte Helm eher ihren Vorbildern wie Lyonel Feininger (Ernst Stötzner) und Else Lasker-Schüler nach, als eigene Ideen zu entwickeln, aber ausgerechnet ihm größten Kritiker Itten überzeugt sie schließlich durch ihre streitsüchtige, selbstbewusste Art. Auch mit Direktor Gropius legt sich Dörte Helm immer wieder an und wirft ihm vor, dass Frauen nicht die gleichberechtigte Rolle im Bauhaus einnehmen, wie er anfangs proklamiert hatte. Problematisch entwickelt sich auch das politische Engagement der Studenten, als es im März 1920 zum Kapp-Putsch gegen die Weimarer Republik kommt. Wegen seiner unpolitischen Ausrichtung droht den politisch aktiven Studenten die Exmatrikulation. Doch bei allen unterschiedlichen Ansichten kommen sich Gropius und Helm näher und beginnen eine Affäre, die bald nicht mehr heimlich bleibt und Gropius‘ Kritikern die Möglichkeit gibt, ihn vor ein Ehrengericht zu stellen …
Lars Kraume, der mit Judith Angerbauer („Der freie Wille“, „Sonnwende“) und Lena Kiessler auch das Drehbuch zu „Bauhaus - Die Neue Zeit“ verfasst hat, lässt in seiner sechsteiligen Serie die Anfänge des Staatlichen Bauhaus 1919 an der Weimarer Kunstakademie bis zum erzwungenen Umzug nach Dessau im Jahr 1925 im Rückblick aus der Sicht von Gropius erzählen, als er sich 1963 in den USA bei einem Interview mit der skandinavischen Journalistin Stine Branderup (Trine Dyrholm) dem Vorwurf ausgesetzt sieht, den Anspruch der Gleichberechtigung verraten zu haben. Da die Journalistin während des Interviews immer wieder auf die Beziehung zwischen Gropius und Dörte Helm zu sprechen kommt, bildet die mehr oder weniger heimliche Liebesgeschichte zwischen dem Bauhaus-Begründer und seiner auffälligsten, weil aufsässigsten Studentin den Mittelpunkt der überraschend kurzweiligen Serie.
Die aufwändig produzierte Serie macht deutlich, wie das Bauhaus Kunst und Handwerk zu vereinen suchte, wie sich konservative und neue Ideen zu immer größeren Konflikten aufluden und schließlich auch die politische Landschaft prägten, die im März 1920 mit dem Kapp-Putsch und seiner Niederschlagung, in den blutigen Kämpfen zwischen bürgerlichen und sozialistischen Kräften gipfelten. Auch wenn im letzten Drittel der Serie die Beziehung zwischen Gropius und Helm einen immer größeren Raum einnimmt und die Beschreibung der interessanten gesellschaftlichen und politischen Ereignisse vernachlässigt, bietet „Bauhaus – Die Neue Zeit“ ein vielschichtiges und tiefgründiges, wunderbar gespieltes und stimmungsvoll inszeniertes historisches Drama, dem – würde es nach Serienschöpfer Lars Kraume gehen – noch zwei weitere Staffeln folgen könnten.
"Bauhaus - Die Neue Zeit" in der IMDb
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des deutschen Kaiserreichs scheint die Zeit für neue, frische Ideen gekommen. Der ambitionierte Architekt Walter Gropius (August Diehl) hält als neuer Direktor an der konservativen Kunstakademie in Weimar eine flammende Rede und begeistert damit auch die aus bürgerlichem Hause stammende Studentin Dörte Helm (Anna Maria Mühe), die sich in der hitzigen Auseinandersetzung zwischen den Alten Meistern und den neuen Ideen des Bauhaus auf die Seite von Gropius und seinem wichtigsten Dozenten Johannes Itten (Sven Schelker) schlägt. Doch nicht nur Dörtes Vater (Hanns Zischler), der seine Tochter lieber Illustrationen für ein gemeinsames Märchenbuch malen lassen möchte, zeigt sich wenig begeistert von den aufwieglerischen Ideen des Bauhaus, auch die einflussreichen Kreise um die erzkonservative Baronesse von Freytag-Loringhoven (Corinna Kirchhoff) setzen ihre gesellschaftliche Position in die Waagschale, um Bildungsminister Max Greil (Sebastian Blomberg) dazu zu drängen, dass die älteren Semester ihr Studium bei den Alten Meistern abschließen können, so dass es zur Spaltung der Kunstakademie vom reformistischen Bauhaus kommen würde. Doch Gropius erweist sich als charismatischer Direktor, der für seine neuen Ideen brennt und die bildende Kunst, die angewandte Kunst und die darstellende Kunst zu einem unpolitischen Gesamtkunstwerk vereinen will, an dem sich Frauen ebenso beteiligen dürfen wie ihre männlichen Kommilitonen.
Da das zur Verfügung stehende Budget aber nicht ausreicht, um die immensen Kosten für die Verwirklichung seiner Visionen zu decken, sammelt er nicht nur selbst Geld bei den gutbetuchten Eliten der Weimarer Republik, auch die Studenten fangen mit Materialien an zu arbeiten, die sie in den Hinterhöfen der Stadt finden. Zu Beginn ahmt Dörte Helm eher ihren Vorbildern wie Lyonel Feininger (Ernst Stötzner) und Else Lasker-Schüler nach, als eigene Ideen zu entwickeln, aber ausgerechnet ihm größten Kritiker Itten überzeugt sie schließlich durch ihre streitsüchtige, selbstbewusste Art. Auch mit Direktor Gropius legt sich Dörte Helm immer wieder an und wirft ihm vor, dass Frauen nicht die gleichberechtigte Rolle im Bauhaus einnehmen, wie er anfangs proklamiert hatte. Problematisch entwickelt sich auch das politische Engagement der Studenten, als es im März 1920 zum Kapp-Putsch gegen die Weimarer Republik kommt. Wegen seiner unpolitischen Ausrichtung droht den politisch aktiven Studenten die Exmatrikulation. Doch bei allen unterschiedlichen Ansichten kommen sich Gropius und Helm näher und beginnen eine Affäre, die bald nicht mehr heimlich bleibt und Gropius‘ Kritikern die Möglichkeit gibt, ihn vor ein Ehrengericht zu stellen …
Lars Kraume, der mit Judith Angerbauer („Der freie Wille“, „Sonnwende“) und Lena Kiessler auch das Drehbuch zu „Bauhaus - Die Neue Zeit“ verfasst hat, lässt in seiner sechsteiligen Serie die Anfänge des Staatlichen Bauhaus 1919 an der Weimarer Kunstakademie bis zum erzwungenen Umzug nach Dessau im Jahr 1925 im Rückblick aus der Sicht von Gropius erzählen, als er sich 1963 in den USA bei einem Interview mit der skandinavischen Journalistin Stine Branderup (Trine Dyrholm) dem Vorwurf ausgesetzt sieht, den Anspruch der Gleichberechtigung verraten zu haben. Da die Journalistin während des Interviews immer wieder auf die Beziehung zwischen Gropius und Dörte Helm zu sprechen kommt, bildet die mehr oder weniger heimliche Liebesgeschichte zwischen dem Bauhaus-Begründer und seiner auffälligsten, weil aufsässigsten Studentin den Mittelpunkt der überraschend kurzweiligen Serie.
Die aufwändig produzierte Serie macht deutlich, wie das Bauhaus Kunst und Handwerk zu vereinen suchte, wie sich konservative und neue Ideen zu immer größeren Konflikten aufluden und schließlich auch die politische Landschaft prägten, die im März 1920 mit dem Kapp-Putsch und seiner Niederschlagung, in den blutigen Kämpfen zwischen bürgerlichen und sozialistischen Kräften gipfelten. Auch wenn im letzten Drittel der Serie die Beziehung zwischen Gropius und Helm einen immer größeren Raum einnimmt und die Beschreibung der interessanten gesellschaftlichen und politischen Ereignisse vernachlässigt, bietet „Bauhaus – Die Neue Zeit“ ein vielschichtiges und tiefgründiges, wunderbar gespieltes und stimmungsvoll inszeniertes historisches Drama, dem – würde es nach Serienschöpfer Lars Kraume gehen – noch zwei weitere Staffeln folgen könnten.
"Bauhaus - Die Neue Zeit" in der IMDb
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