Lock Up - Überleben ist alles

Seit Sylvester Stallone 1976 mit seiner Oscar-nominierten Rolle in „Rocky“ als gleichnamiger Boxer seinen internationalen Durchbruch feierte, legte er eine überaus durchwachsene Karriere hin, in der sich neben den ebenso erfolgreichen Fortsetzungen von „Rocky“ und der bis heute erfolgreichen „Rambo“-Reihe (derzeit läuft „Rambo 5: Last Blood“ in den Kinos) auch absolute Flops wie „Der Senkrechtstarter“ (1984), „Die City-Cobra“ (1986) und „Reach Me – Stop at Nothing“ (2014) finden. Zu den weniger bekannten, aber besseren Filmen in Stallones produktiven 1980er Jahren zählt John Flynns Knast-Drama „Lock Up – Überleben ist alles“ (1989).
Frank Leone (Sylvester Stallone) ist ein Vorzeige-Häftling, wie er im Buche steht. Mit seiner Freundin Melissa (Darlanne Fluegel), die er bei seinen Freigängen besucht, schmiedet er bereits Zukunftspläne, denn in ein paar Wochen ist er ein freier Mann. Entsprechen gelassen kehrt er ins Gefängnis zurück, klatscht sich mit seinen Kumpels ab, tauscht lockere Sprüche aus. Doch dann wird er plötzlich eines Nachts von Vollzugsbeamten aus seiner Zelle gezerrt und in ein Hochsicherheitsgefängnis überführt. Frank ist sich sicher, dass es sich um einen Irrtum handeln muss, dass sie die falsche Person erwischt haben. Doch dann erfährt er, dass niemand Geringerer als Warden Drumgoole (Donald Sutherland) für die Verlegung in sein Gefängnis verantwortlich ist. Frank ist damals als Erster der Ausbruch aus dem von Drumgoole geleiteten Gefängnis gelungen, weshalb der sadistische Gefängnisdirektor in dem Häftling den Grund für die Ausbremsung seiner Karriere sieht. Nun versucht sich Drumgoole an Frank zu rächen, indem er ihn provoziert, im Gefängnis eine Straftat zu begehen, die ihm eine Verlängerung seiner Haftstrafe einbringt. Dazu instrumentalisiert er vor allem den ebenso boshaften wie brutalen Chink (Sonny Landham), doch so leicht lässt sich Frank nicht aus der Reserve locken. Erst als einer von Chinks Männern droht, nach seiner Entlassung in den nächsten Tagen Melissa etwas anzutun, rastet der Vorzeigehäftling aus und plant seinen nächsten Ausbruch …
Nachdem Sylvester Stallone Mitte der 1980er mit seinen Erfolgsreihen „Rambo“ und „Rocky“ in die zweite bzw. vierte Runde gegangen war, bewies er bei der Auswahl seiner nachfolgenden Rollen kein glückliches Händchen. Sowohl der Action-Thriller „Die City-Cobra“ von „Rambo II“-Regisseur George P. Cosmatos als auch das Wrestling-Drama „Over the Top“ von Menahem Golan („Delta Force“) drohten Stallones Image als Action-Ikone zu unterminieren. Ein ähnliches Schicksal schien auch „Lock Up“ von John Flynn („Bestseller“, „Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker“) beschieden zu sein, doch der stringent inszenierte Knast-Thriller demonstriert eindrucksvoll, dass Stallone durchaus mehr kann, als nur Prügel auszuteilen und seine Feinde niederzumetzeln. Als Gefängnisinsasse, der nur noch ein paar Wochen abzusitzen hat, ist sein Frank Leone nämlich ganz mit sich im Reinen und die Ruhe selbst, sorgt bei hitzigen Auseinandersetzungen eher dafür, die Situation zu deeskalieren. Allerdings zeigt ein Film wie „Lock Up“ deutlich auf, wie sehr die äußeren Umstände in einem in sich geschlossenen Mikrokosmos dafür sorgen können, dass friedliebende Männer zu Effekthandlungen gereizt werden, die sämtliche Träume zunichte machen können. Die Rollen in dem Hochsicherheitsgefängnis sind dabei schnell eindeutig verteilt: Donald Sutherland („Wenn die Gondeln Trauer tragen“, „Die Körperfresser kommen“) mimt den sadistischen und rachsüchtigen Gefängnisdirektor gewohnt souverän, ohne in der eindimensional angelegten Rolle besondere Akzente setzen zu können. Er ist nur das Aushängeschild einer unmenschlichen Umgebung, die die Menschen, die sie beherbergt, nicht resozialisiert, sondern nur einschüchtert und unterdrückt. Dabei sind ihm gewaltbereite Wärter und gnadenlose Häftlinge wie Chink behilflich. Auf der anderen Seite wollen Frank und seine Mitinsassen First Base (Larry Romano) und Eclipse (Frank McRae) möglichst friedlich ihre Zeit absitzen.
Regisseur Flynn unterstreicht die unmenschliche Atmosphäre in dem Knast durch entsprechend aussagekräftige Bilder, betont die Enge der Zellen, die Brutalität der Wärter, den Schmutz und Schweiß in der Autowerkstatt, die Dunkelheit und den Dampf in den Labyrinthen der Keller. All das schürt eine Atmosphäre der Bedrohung und Angst, die aus friedfertigen Menschen Bestien zu formen versteht. Auch wenn sich Flynn und seine Drehbuchautoren – u.a. Jeb Stuart („Stirb langsam“, „Auf der Flucht“, „Und wieder 48 Stunden“) einiger Klischees des Gefängnis-Films bedienen, überzeugt „Lock Up – Überleben ist alles“ als kraftvoll inszeniertes Drama, in dem Sylvester Stallone überzeugend einen Mann mit Moral verkörpert, der die Kraft seines Körpers sehr zielgerichtet und nie übertrieben einsetzt. Dabei wird er von einer ganzen Reihe guter Darsteller unterstützt, u.a. Tom Sizemore, Frank McRae und John Amos.
"Lock Up" in der IMDb

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