Das Vermächtnis des Prof. Bondi

Nachdem Roger Corman Mitte der 1950er zunächst im Western-Genre („Fünf Revolver gehen nach Westen“, „Heiße Colts und schnelle Pferde“, „Einer schoss schneller“) erste Erfahrungen als Regisseur gesammelt hatte, drehte er in der Folge vor allem billige Science-Fiction- und Horror-Filme, mit denen er sich den zweifelhaften Ruf als „König der B-Movies“ erwarb. So entstanden im Jahr 1959 sowohl der an den Erfolg von Kurt Neumanns „Die Fliege“ aufspringende Sci-Fi-Horror „Die Wespenfrau“ als auch das Horror-Drama „Das Vermächtnis des Prof. Bondi“, in dem vor allem der langjährige Corman-Mime Dick Miller überzeugt. 
Inhalt: 
Der etwas einfältig wirkende Walter Bondi (Dick Miller) ist in Leonard de Santis‘ (Antony Carbone) Künstler-Café „Yellow Door“ als Kellner angestellt, lauscht aber viel lieber den angeregten Unterhaltungen der dort einkehrenden Existentialisten und Beatniks, rezitiert die dort vorgetragenen Verse, erntet dafür aber meist nur Spott. Allein Carla (Barboura Morris) nimmt den unbeholfenen Mann in Schutz, der selbst mit seinen Ambitionen als Bildhauer nicht zufrieden ist. 
Als er eines Tages aus Versehen die nervtötende Katze seiner Nachbarin mit einem Messer tötet, weiß er keine andere Lösung, als sie zu einer Skulptur zu verarbeiten, für die er überraschend Lob auch von seinem Chef erhält, was ihn animiert, weitere Kunstwerke zu schaffen. Als ihn ein Polizist wegen des Besitzes von Heroin festnehmen will, erschlägt Walter ihn kurzerhand mit einer Pfanne und verkleidet die Leiche wie zuvor die Katze als Skulptur. Diesmal sind die Reaktionen der „Yellow Door“-Klientel so begeistert, dass ihm de Santis sogar eine eigene Ausstellung in Aussicht stellt. Auf der Suche nach neuen Inspirationen und Modellen muss Walter nicht lange warten … 

Kritik:

Wie schon zuvor „Die Wespenfrau“ hat Corman „A Bucket of Blood“ mit dem schmalen Budget von 50.000 Dollar in knapp einer Woche abgedreht. Und so wie sich „Die Wespenfrau“ den Erfolg von „Die Fliege“ zunutze machen wollte, entstand „Das Vermächtnis des Prof. Bondi“ im Zuge des Vincent-Price-Klassikers „House of Wax“, wobei der deutsche Verleihtitel explizit Bezug auf „Das Kabinett des Professor Bondi“ nahm und deshalb bei der Synchronisation aus Walter Paisley eben auch Walter Bondi wurde und ein in Deutschland entstandener neunminütiger Prolog gefilmt wurde, der recht skurril ausgefallen ist. 
Die von Corman inszenierten nachfolgenden 66 Minuten verdienen kaum das Prädikat eines Horrorfilms, sondern stellen das Portrait eines sympathischen Außenseiters dar, der sich nichts sehnlicher wünscht, als von den philosophierenden Künstlern im „Yellow Door“-Café als einer der ihren anerkannt zu werden. Dass er aus Versehen zum „Künstler“ avanciert und zunächst aus purer Verzweiflung einen Polizisten tötet, später aber aus niederen Beweggründen mordet, verleiht dem Film seine dramatische Note, zumal seine Liebe zu Carla nicht die erhoffte Erfüllung findet. 
So wie Susan Cabot in „Die Wespenfrau“ die einzige schauspielerisch nennenswerte Leistung präsentierte, ist in „Das Vermächtnis des Prof. Bondi“ Dick Miller derjenige, der das Publikum mit seiner Darstellung zu fesseln versteht. Miller war seit „Heiße Colts und schnelle Pferde“ (1955) in etlichen weiteren Corman-Produktionen und in vielen von Joe Dantes Filmen wie „Piranhas“, „Das Tier“, „Gremlins“, „Die Reise ins Ich“ und „Small Soldiers“ zu sehen. 
Inszenatorisch setzt Corman kaum Glanzlichter, präsentiert auch keine echte Spannung, aber als Drama um einen Außenseiter im Kampf um Anerkennung hat der Film einen gewissen Unterhaltungswert. Das trifft auch auf den gefälligen Jazz-Score von Fred Katz und das Saxophon-Spiel von Paul Horn in dem Café zu.  

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