Mord in der Hochzeitsnacht

Nachdem Otto Preminger (1905-1986) 1936 in die USA übergesiedelt war und dort „Libel“ auf dem Broadway inszeniert hatte, nahm ihn 20th Century Fox als ersten unabhängigen Produzenten/Regisseur unter Vertrag. Mit dem Film-noir-Klassiker „Laura“ landete Preminger 1944 gleich einen Riesenerfolg, worauf er in den folgenden Jahren weitere sehenswerte Genre-Perlen ablieferte – wie „Mord in der Hochzeitsnacht“ mit „Laura“-Hauptdarsteller Dana Andrews mit einer weiteren bemerkenswerten Leistung. 

Inhalt: 

Nachdem er seine Firma für 8000 Dollar verkauft und das Geld innerhalb kürzester Zeit durchgebracht hat, ist Eric Stanton (Dana Andrews) mit dem Bus nach San Francisco unterwegs. Allerdings wird er vom Fahrer in der Kleinstadt Walton rausgeschmissen, da seine Fahrkarte nicht bis zur Endstation reicht. Mit nur einem Dollar in der Tasche sucht er die am Hafen gelegene Kneipe „Pop’s Eats“ auf, wo er neben Pop (Percy Kilbride) auch den Polizeibeamten Mark Judd (Charles Bickford) kennenlernt, die sich Sorgen um die Kellnerin Stella (Linda Darnell) machen, die vermisst wird, dann aber erschöpft ins Café kommt, sich die Schuhe von den Füßen streift und Pop um etwas zu essen bittet. Als Lebenskünstler wittert Stanton schnell die Chance, über den gerade in der Stadt weilenden Scharlatan Professor Madley (John Carradine) an etwas Geld zu kommen, indem er ordentlich die Werbetrommel für ihn rührt. Er schafft es sogar, die skeptischen, in der Kirche aktiven Mills-Schwestern Clare (Anne Revere) und June (Alice Faye) zu einem Besuch der Show zu überzeugen, wo der Wahrsager als Höhepunkt Kontakt zum verstorbenen Vater der Mills-Schwestern aufnimmt. Dabei erfährt Stanton, dass der ehemalige Bürgermeister Mills seinen beiden Töchtern je 12.500 Dollar hinterlassen hat, die sie in einem Schließfach in San Francisco aufbewahren. 
Während die blonde June sich in Stanton verliebt, hat dieser jedoch nur Augen für Stella, die er sogar zu heiraten beabsichtigt. Stella lässt sich jedoch nur auf ein solches Arrangement mit dem mittellosen Mann ein, wenn er ihr ein Heim bieten kann. Stanton plant, June in San Francisco zu heiraten, um so an ihr Geld zu gelangen, dann die Scheidung einzureichen und schließlich Stella zu heiraten. Bis dahin lässt sich Stella allerdings von dem Jukebox-Vertreter Dave Atkins (Bruce Cabot) aushalten. Noch in der Hochzeitsnacht verlässt Stanton das Haus der Mills-Schwestern und sucht Stella auf, die ihm aber die Tür vor der Nase zuschlägt. Wenig später sorgt ein Mord für helle Aufregung in der Stadt … 

Kritik: 

Im Gegensatz zu dem erfolgreichen Film noir „Laura“ hatte es der ein Jahr später entstandene Film „Mord in der Hochzeitsnacht“ – nach dem Roman „Fallen Angel“ von Marty Holland – schwer, Publikum und Kritik zu überzeugen. Dabei spielt Preminger wunderbar die Vielschichtigkeit und Kontraste der Figuren untereinander aus. Im Mittelpunkt steht der Gauner und Lebenskünstler Eric Stanton, der mit einer dubiosen Vergangenheit, aber großer Überzeugungskraft abgebrannt in einer Kleinstadt zwischen Los Angeles und San Francisco aufschlägt, wo er nicht nur gleich sein Verkaufsgeschick unter Beweis stellt, sondern sich auch in romantische Beziehungen mit zwei ganz unterschiedlichen Frauen stürzt. Besonders angetan hat es ihm die dunkelhaarige, etwas verruchte Kellnerin Stella, die sich in der Beziehung mit Stanton allerdings als ungewöhnlich prinzipientreu erweist. Auf der anderen Seite hat es Stanton mit der wohlhabenden, rundherum anständigen blonden June zu tun, deren Rechtschaffenheit durch den Umstand erhärtet wird, dass sie Orgel in der Kirche spielt. 
Während die meisten Szenen mit der dunkelhaarigen Stella nachts spielen, haben Preminger und sein Kameramann Joseph LaShelle („Laura“) die Begegnungen zwischen Stanton und June im Gegensatz dazu bei Tag gedreht. Doch im Verlauf der Handlung verschwimmen die Gegensätze zunehmend, so wie auch die Charaktere unerwartete Züge annehmen. Dabei stehen neben der Aufklärung des Mordes vielmehr die Beziehungen zwischen Stanton und den beiden Frauen in einer langweiligen Kleinstadt im Mittelpunkt des Dramas, das fraglos zu den besten Werken Premingers zählt. 
Jane-Darstellerin Alice Fay, die ihre Berühmtheit großen Musicals wie „Tin Pan Ally“, „Alexander’s Ragtime Band“ und „Springtime in the Rockies“ zu verdanken hat, überwarf sich schon während der Dreharbeiten mit Preminger, hatte den Eindruck, dass ihre besten Szenen herausgeschnitten wurden und Linda Darnell prominenter besetzt war, weshalb sie aufgebracht das Studio verließ und sogar ihre Filmkarriere beendete.  

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