The Little Shop of Horrors
Jack Nicholson gehört zu vielen Hollywood-Leuten, die ihre Karriere zu einem großen Teil dem umtriebigen Produzenten Roger Corman zu verdanken haben. Nicholson, der Mitte der 1970er Jahre mit Hauptrollen in Roman Polanskis „Chinatown“, Michelangelo Antonionis „Beruf: Reporter“, Milos Formans „Einer flog über das Kuckucksnest“ und Stanley Kubricks „Shining“ durchstartete, durfte 1960 nicht nur die Hauptrolle in dem von Corman produzierten Rebellen-Drama „The Wild Ride“ verkörpern, sondern auch eine Nebenrolle in dessen Horror-Komödie „The Little Shop of Horrors“ einnehmen, die vor allem durch Frank Oz‘ Remake „Der kleine Horrorladen“ Mitte der 1980er als Horror-Musical-Komödie ein großer Erfolg wurde.
Da die Geschäfte von Gravis Mushnick (Mel Welles) und seinem Blumenladen in Los Angeles schlecht laufen, muss er eigentlich seine tollpatschige Aushilfe Seymour Krelboyne (Jonathan Haze) entlassen, doch kann dieser seinen Chef noch dazu bringen, ihm eine Woche Aufschub zu gewähren. In dieser Zeit versucht er, mit seiner eigenen Kreuzung aus Butterblume und Venusfliegenfalle dem Geschäft wieder zum Aufschwung zu verhelfen. Tatsächlich bewirkt schon die – auf Anraten von Seymours attraktiven Kollegin Audrey (Jackie Joseph) erfolgte - Platzierung der kleinen Schöpfung, dass die Kunden vor dem Schaufenster neugierig werden. Als die Pflanze, die Seymour nach Audrey, in die er heimlich verliebt ist, benannt hat, nach einer Woche allerdings einzugehen droht, wird er von Mushnick aufgefordert, seine Schöpfung wieder aufzupäppeln.
Erst durch Zufall erfährt er, was Audrey Junior wieder aufleben lässt: Als er sich an einer Glasscherbe schneidet, lässt das aus der Wunde tropfende Blut die Pflanze augenblicklich wieder aufleben. Doch Audrey Junior dürstet es nach mehr. Seymour hat bereits alle seine Finger angezapft, als die Pflanze mit ihm zu sprechen beginnt: „Füttere mich!“ lautet die nicht nachlassende Forderung. Die bei einem Eisenbahnunglück zerfetze Leiche eines Bahnangestellten und der sadistische Zahnarzt Dr. Phoebus Farb (John Herman Shaner) müssen zunächst als Futter für Audrey herhalten, die sich nicht nur phänomenal entwickelt und so immer mehr Kunden und Geld in Mushnicks Blumenladen bringt, sondern auch die menschliche Audrey Seymours Liebe erwidern lässt.
Während die Polizei das Verschwinden des Bahnangestellten und des Zahnarztes untersucht, verlangt Audrey nach immer größeren Portionen …
Kritik:
Die Geschichte um die Produktionsgeschichte von „The Little Shop of Horrors“ ist typisch für Roger Cormans Einfallsreichtum und Effizienz. Nachdem die Dreharbeiten von „Das Vermächtnis des Prof. Bondi“ vorzeitig abgeschlossen werden konnten, standen Corman die Studiokulissen noch für zwei Tage zur Verfügung. Er schrieb mit Charles B. Griffith, mit dem Corman bereits seit seinem 1956 entstandenen Western „Sonntag sollst du sterben“ regelmäßig zusammenarbeitete, rasch ein Drehbuch, engagierte meist ihm schon vertraute Schauspieler und ließ diesen drei Tage Zeit, sich auf ihre Rollen vorzubereiten.
Am Ende entstand in gerade mal etwas mehr als zwei Tagen und einer Nacht eine vergnügliche Horror-Komödie, die mit ihrem schmalen Budget von ca. 30.000 Dollar zu den erfolgreichsten Billig-Produktionen überhaupt avancierte. Jack Nicholson, der auf vielen Covern der DVD-Veröffentlichungen und Filmpostern zu sehen ist, spielt allerdings nur eine winzige Nebenrolle – als masochistisch veranlagter Patient von Dr. Farb.
Das Aufsehen um die Pflanze kaschiert letztlich nur die Verkommenheit der menschlichen Gesellschaft. Mushnick erweist sich als geiziger Mann, der bei einem Essen mit Audrey sogar seinen Geldbeutel „vergessen“ hat. Das sensationslüsterne Publikum, das zuvor kein Interesse an den Blumen im Geschäft zeigte, strömt nun in Scharen in den Laden und ist auf einmal bereit, viel Geld für Blumen auszugeben. Und Audrey erwidert Seymours Liebe erst, als er durch seine Schöpfung prominent geworden ist. Ihre Kritik an der dekadenten Gesellschaft haben Griffith und Corman in einen schwarzhumorigen Film verpackt, der vor allem Cormans Faible für gute Gruselgeschichten dokumentiert.
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