Die Wespenfrau
Mit über 500 Credits als Produzent zählt der 1926 geborene Roger Corman definitiv zu den produktivsten Filmemachern in Hollywood, wobei er zwischen 1955 und 1990 auch über 50 Mal den Regiestuhl besetzte. Nach bis heute kaum beachteten Frühwerken wie „Fünf Revolver gehen nach Westen“, „Sonntag sollst du sterben“, „Gesandter des Grauens“ und „Planet des Grauens“ zog er 1958 mit dem Gangster-Drama „Das Raubtier“ (mit dem jungen Charles Bronson in der Hauptrolle) erstmals eine breite Aufmerksamkeit auf sich, ehe er mit „Die Wespenfrau“ (1959) ein trashiges Sci-Fi-Drama präsentierte, das im Sog des Klassikers „Die Fliege“ (1958) entstand.
Seit Janice Starling (Susan Cabot) vor einigen Monaten beschlossen hat, wegen ihrer Alterserscheinungen nicht mehr selbst das abgebildete Gesicht ihrer erfolgreichen Kosmetikfirma zu sein, schwinden die Umsätze. Die eitle Firmenchefin bittet ihre leitenden Angestellten um frische Ideen für den dringend benötigten Aufschwung, doch sind sowohl Bill Lane (Anthony Eisley) als auch seine älteren Kollegen Arthur Cooper (William Roerick), Paul Thompson (Roy Gordon) und Les Hellman (Frank Gerstle) zunächst ratlos. Da kommt der etwas schrullig wirkende Dr. Eric Zinthrop (Michael Mark) gerade recht.
Der Wissenschaftler war gerade von der Firma entlassen worden, für die er das Gelee Royale von Bienenköniginnen erforschen sollte, als er mit seiner neuen Entdeckung bei Janice Starling vorspricht. Ihm sei es gelungen, aus Enzymen von Wespenköniginnen ein verjüngendes Serum zu gewinnen, dessen Wirkung er der skeptischen Firmenchefin sogleich an zwei Nagern erfolgreich demonstriert. Da er das Serum aber noch nicht an Menschen ausprobiert habe, bittet er um eine Forschungsstelle bei Starling, die sie ihm unter der Bedingung gewährt, dass sie die erste Testperson sei.
Tatsächlich lässt die Verabreichung der ersten Dosis für Janice Starling nicht lange auf sich warten. Allerdings stellen sich bei ihr nicht so schnell die Erfolge ein wie bei den Versuchstieren. Während Cooper und Lane alles daran setzen, Zinthrop als Scharlatan zu entlarven, schleicht sich Starling immer wieder heimlich ins Labor, um sich selbst weitere Dosen mit dem Verjüngungsserum zu verabreichen. Zwar wirkt sie nun wie gewünscht um ein Vielfaches jünger, doch machen ihr allmählich auch die Nebenwirkungen zu schaffen. Dabei zählen die starken Kopfschmerzen noch zu den harmloseren Begleiterscheinungen …
Kritik:
Der ebenso produktive wie effiziente Roger Corman hat sich für sein Rip-Off von Kurt Neumanns Kassenschlager „Die Fliege“ durch eine Geschichte von Kinta Zertuche inspirieren lassen und seinen Film innerhalb einer Woche mit einem Budget von 50.000 Dollar umgesetzt. Die phantastische Verwandlung von Menschen in Tiere (oder umgekehrt) ist ein vertrautes Thema aus Mythen und Märchen und thematisiert in Cormans „Die Wespenfrau“ den Wunsch nach ewiger Jugend, wobei das Streben danach schrecklich bestraft wird. Auf der anderen Seite ermöglicht Janice Starlings Verwandlung in eine Wespenfrau der Protagonistin, sich auf animalische Weise an ihren männlichen Untergebenen zu rächen, die die Euphorie ihrer Chefin sehr skeptisch gegenüberstehen und alles versuchen, um Zinthrop zu diskreditieren.
Der Plot hält gerade im Vergleich zu „Die Fliege“ keine großen Überraschungen und keine schauspielerischen Höchstleistungen parat, aber Susan Cabot (die Charles Bronson in „Das Raubtier“ zur Seite stand und auch in anderen Corman-Produktionen wie „Planet der toten Seelen“ zu sehen war) überzeugt als engagierte Firmenchefin, der ihr Jugendwahn und Erfolgsdruck zum Verhängnis wird. Ihre Verwandlung in ein Wespen-Mensch-Wesen ist dagegen einfach nur trashig und wirkt gerade heutzutage unfreiwillig komisch und reduziert den sonst durchaus vorhandenen Unterhaltungswert des B-Movies, das interessanterweise mit einem Cool-Jazz-Score von Fred Katz unterlegt wurde.
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