Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence
Auf der indonesischen Insel Java unterhält die japanische Armee im Jahre 1942 ein Gefangenenlager, das vom strengen Captain Yonoi (Ryuichi Sakamoto) geleitet wird. Allerdings unterbindet er den befohlenen Harakiri eines Gefangenen, der eines homosexuellen Übergriffs angeklagt wird. Dem ebenfalls gefangenen britischen Colonel John Lawrence (Tom Conti) fällt es zu, zwischen den
Häftlingen und den japanischen Soldaten zu vermitteln.
Seine kluge, besonnene Art gefällt sowohl Yonoi als auch dessen Sergeant Gengo Hara (Takeshi Kitano). Das empfindliche Gleichgewicht im Lager gerät allerdings aus den Fugen, als der neuseeländische Major Jack Celliers (David Bowie) aufgenommen wird, für den Yonoi eine eigenwillige Faszination entwickelt. Celliers und Lawrence kennen sich von früher und stoßen bei ihren Wächtern auf Unverständnis, ihre Gefangenschaft mit Demut zu ertragen, während die Japaner solchen Ehrverlust mit Seppuku beenden würden. Celliers sorgt mit seinem unaufdringlichen Charme für Hoffnung und gute Laune unter den hungernden Gefangenen, wird aber immer wieder von quälenden Erinnerungen geplagt, wie er seinen kleinen Bruder im Stich gelassen hat.
Als dem Group Captain Hicksley (Jack Thompson) der Kopf
abgeschlagen werden soll, weil er Yonoi nicht verraten will, wer unter seinen Männern über besondere Waffenkenntnisse verfügt, entschließt sich Celliers zu einer forschen Aktion.
Nagisa Ôshimas preisgekrönter Film aus dem Jahre 1983 basiert auf den Erinnerungen des britisch-südafrikanischen Journalisten Laurens van Post, der sich während des Zweiten Weltkriegs vier Jahre lang in japanischer Gefangenschaft befand. In dem Mikrokosmos eines Gefangenenlagers treffen nicht nur ganz unterschiedliche Kulturen, sondern auch verschiedene Auffassungen von rein männlicher Freundschaft, Verantwortung, Stolz und Ehre aufeinander, die durch die homoerotische Komponente für zusätzlichen Zündstoff sorgen.
Ôshima vereinte für sein einfühlsames Drama die Musikikonen David Bowie und Ryuichi Sakamoto (der für seine Filmmusik zu „Merry Christmas, Mr. Lawrence“ mit einem BAFTA Award ausgezeichnet wurde) sowie die spätere Regielegende Takeshi Kitano („Hana-bi – Feuerblume“, „Zatoichi - Der blinde Samurai“), die ihre Rollen mit großer Überzeugungskraft ausfüllen. Dazu sorgen Sakamotos einfühlsame Klänge (vor allem der Titelsong „Forbidden Colours“) und die magisch komponierten Bilder für ein außergewöhnliches Filmerlebnis, das mit seinem tragischen Ende lange nachhallt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen