So glücklich war ich noch nie

Beim Großeinkauf in einer Boutique wird ein Mann auf eine Frau aufmerksam, die einen Mantel anprobiert, aber wieder weghängt. Der Mann möchte der Frau den Mantel schenken, doch sie lehnt dankbar ab und verlässt die Boutique. Als der Mann bezahlen will, fällt sein Betrug auf, der Fluchtversuch scheitert. Als Frank Knöpfel (Devid Striesow) zwei Jahre später aus dem Gefängnis entlassen wird, fällt er ausgerechnet einem der Männer in die Hände, dessen Leben er durch seine Betrügereien zerstört hat, und schlägt ziemlich lädiert bei seinem Bruder Peter (Jörg Schüttauf) und seiner Freundin Marie (Floriane Daniel) auf. 
Peter lässt seinen jüngeren Bruder bei sich wohnen und verschafft ihm einen Job in einer Putzfirma, wo er sich überraschend gut macht. Doch als er die Frau aus der Boutique wiedertrifft, gerät sein geordnetes Leben wieder aus den Fugen. Er findet heraus, dass Tanja (Nadja Uhl) als Prostituierte in einem Bordell arbeitet. Er leiht sich Geld von Peter, um die 400 Euro bezahlen zu können, um eine Stunde mit Tanja zu verbringen. Doch Frank will mehr. Es geht ihm gar nicht mal darum, Tanjas Liebe zu gewinnen, er möchte sie vor allem erst einmal aus dem Bordell freikaufen. Um die erforderlichen 15.000 Euro aufzubringen, vermietet er die Luxuswohnung eines Anwalts, in der er putzt, gleich mehrmals an gut situierte Interessenten und prellt einen der Auftraggeber seines Bruders geschickt um einige Tausend Euro. Doch gelingt ihm auch das Kunststück, Tanja die Freiheit zu ermöglichen? 
Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph hat sich mit dem Dokumentarfilm „Die Hochstapler“ bereits eindrucksvoll mit der Kunst des Schwindelns befasst, als er die erstaunlichen Karrieren und Maschen von vier extrem dreisten wie geschickten Hochstaplern beschrieb. Mit „So glücklich war ich noch nie“ trägt er diese Thematik in eine fiktionale Dimension, in der vor allem Devid Striesow eine beeindruckende Performance als Hochstapler par excellence bietet. Es wird nie ganz klar, was seine Figur tatsächlich für die schöne Prostituierte empfindet, von Liebe ist nie die Rede. Striesow meistert die steten Wechsel zwischen dem undeutlich gezeichneten Innenleben seiner Figur und deren zielgerichtete Anpassungsfähigkeit und Überzeugungskraft so bravourös, dass der Zuschauer mit diebischer Schadenfreude verfolgt, wie Knöpfel seine Opfer ausnimmt. 
Auf der anderen Seite spielt Nadja Uhl die Prostituierte Tanja mit sympathischer Zurückhaltung, so dass bis zum Schluss offen bleibt, wieweit sie sich auf den Betrüger einlässt. Es sind die unbeschwerten Momente der Zweisamkeit in einer Welt der Illusionen und Täuschungen, die Frank glücklich machen, doch Adolph lässt bei aller Sympathie für seine Protagonisten auch keinen Zweifel daran, dass dieses ergaunerte Glück nur von beschränkter Dauer sein kann. Mit einfühlsam gezeichneten Figuren, starken Darstellern und einer tragikomischen Geschichte ist „So glücklich war ich noch nie“ ein beeindruckendes Psychogramm eines Hochstaplers.  

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