Die Herrschaft der Schatten

Als in einem Multiplex-Kino der Strom ausfällt, muss der Filmvorführer Paul (John Leguizamo) mit Schrecken feststellen, dass von sämtlichen Besuchern des Kinos nur noch die Klamotten herumliegen. Aber auch auf Detroits Straßen herrscht das dunkle Chaos. Der Strom- und Lichtausfall hat das Leben in der Stadt vollkommen zum Erliegen gebracht, nur überall verstreute Kleiderhaufen lassen auf vergangenes menschliches Leben schließen. 
Doch Paul irrt nicht allein mit seiner Stirnlampe durch die dunklen Gassen, in denen düstere Schatten zu wandern und alles Licht zu verschlucken scheinen. Auch der wohlsituierte Nachrichtensprecher Luke (Hayden Christensen) muss am Morgen erstaunt feststellen, dass seine Freundin von ihrem kurzen Einkaufstrip nicht nach Hause zurückgekehrt ist. Als er sich auf die Suche macht, landet er abends in einer überraschend erleuchteten Bar, in der der zwölfjährige James (Jacob Latimore) auf die Rückkehr seiner Mutter wartet und wo auch schließlich Rosemary (Thandie Newton) aufschlägt, die verzweifelt ihr Kind sucht. Gemeinsam versuchen sie sich gegen die alles Leben verschlingende Dunkelheit zur Wehr zu setzen und einen Weg aus der Stadt zu anderen möglichen Überlebenden zu finden.  
Brad Anderson ("The Machinist", "Transsiberian") schuf 2010 mit "Die Herrschaft der Schatten" einen klaustrophobischen Endzeit-Thriller, der geschickt mit der Urangst des Menschen vor der Dunkelheit spielt. Vor allem die schnörkellos direkte Eröffnungssequenz ist dem versierten Regisseur grandios gelungen. Sobald sich die unterschiedlichen Protagonisten in der durch ein Notstromaggregat mit Licht versorgten Bar versammeln, bekommt der Film einen ähnlichen Belagerungscharakter wie in Romeros "Die Nacht der lebenden Toten" oder John Carpenters Filmen "Assault on Precinct 13", "The Fog" oder "Die Fürsten der Dunkelheit". Dabei lassen sich durchaus psychoanalytische Bezüge zum Unterbewusstsein, zur dunklen Seite des Selbst herstellen, was den Film auf eine Metaebene hebt, der zu vielen Interpretationen und Spekulationen animiert. Doch auch auf der reinen Unterhaltungsebene bietet der Mystery-Thriller angenehm schaurigen Grusel mit überzeugenden Darstellern und schicken Effekten.  

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