Hellraiser
Mit den sechs Ausgaben seiner "Bücher des Blutes" revolutionierte Clive Barker Ende der 80er das Horror-Genre und begründete mit seinem expliziten Stil quasi das literarische Subgenre des "Splatterpunk". Doch der in Liverpool geborene Barker hat sich von Beginn auch in anderen künstlerischen Disziplinen versucht, hat die Drehbücher zu den erschreckend miesen Horrorfilmen "Underworld" (1985) und "Rawhead Rex" (1986) verfasst, war auf und hinter der Theaterbühne heimisch und ist als Maler und Illustrator seiner eigenen Bücher ("Abarat", "Dieb der Zeit") extrem erfolgreich. Seinen Durchbruch als Filmemacher schaffte er gleich mit seinem Regiedebüt "Hellraiser", das auf seiner Kurzgeschichte "The Hellbound Heart" basierte und mit dem er einen Meilenstein des Genres schuf, das jetzt auch auf Blu-ray erhältlich ist.
Der Weltenbummler Frank Cotton (Sean Chapman) ist schon immer auf der Suche nach besonderen sinnlichen Genüssen gewesen. Er verführte mit Julia (Clare Higgins) nicht nur die Verlobte seines
Halbbruders Larry (Andrew Robinson), sondern experimentierte auch mit einer mysteriösen Puzzlebox, die er von einem exotischen Händler erstand. Doch als er auf dem Dachboden seines Hauses das Puzzle löste, öffnete er das Tor zur Hölle und verschwand spurlos im Reich der nie für möglich gehaltenen Schmerzen. In das verlassene Haus ziehen nun Larry und Julia, die sofort von Erinnerungen an ihre lustvolle Affäre mit Frank heimgesucht wird. Als sich Larry beim Umzug ins triste Heim verletzt, bringt sein Blut Frank wieder zurück. Doch bis zur vollständigen Regeneration benötigt die hautlose Kreatur weiteres Blut, das ihm Julia besorgen soll, indem sie Männer abschleppt und Frank zum Ausschlachten bringt. Währenddessen bekommt Larrys Tochter Kirsty (Ashley Laurence) die Box in die Hände und ruft unfreiwillig die Cenobiten aus der Hölle herbei. Damit sie nicht selbst in die Fänge der Dämonen gelangt, verspricht sie Pinhead (Doug
Bradley) und seinen schmerzhaft verunstalteten Gefährten, ihnen Frank zurückzubringen.
Nachdem Clive Barker die Idee zu "Hellraiser" bereits in dem zwischen 1975 und 1978 entstandenen Kunstfilm "The Forbidden" verarbeitet hatte, machte ihm der Deal mit New World Pictures es möglich, seine Story in größerem Maßstab zu realisieren. Inspiriert vom Katholizismus, Punk, Fotografien von afrikanischen Fetischen und seinen Besuchen in S&M Clubs in New York und Amsterdam schuf Barker mit den Cenobiten die bis heute wohlfaszinierendsten Gestalten des Horror-Genres, die in etlichen Sequels ihren Opfern außergewöhnliche Erfahrungen von Lust und Schmerz angedeihen lassen konnten. "Hellraiser" unterhält dabei nicht nur als klassischer Horrorfilm, in dem grausame Dämonen ihren menschlichen Opfern unbeschreibliche Todesqualen bescheren, sondern mit einer faszinierenden Mythologie, die religiöse und okkulte Motive mit der S&M-Thematik in sich vereint und genügend offene Fragen hinterlässt, um sie in den zahlreichen Fortsetzungen weiter auszuführen. Die Special Effects wirken heutzutage manchmal etwas altbacken, doch die Cenobiten haben noch nichts von ihrer Faszination verloren. Zum außerordentlichen
Gelingen des Films trägt vor allem der grandiose Score von Christopher Young bei, der mit seiner fast schon romantischen, extrem melodiösen Musik einen bewussten Kontrapunkt zu den derben Geschehnissen auf der Leinwand kreiert hat und so den Zuschauer noch intensiver in das Werk hineinzieht.
Der Showdown hat zwar seine Schwächen, macht mit seinem gelungenen Cliffhanger aber Lust auf das Sequel. Als Bonus bietet die Blu-ray kurze Interviews u.a. mit Clive Barker und
Pinhead-Darsteller Doug Bradley sowie Trailer zu weiteren "Hellraiser"-Filmen, die demnächst auf Blu-ray erscheinen.
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