Eine offene Rechnung
Von großem öffentlichem Interesse begleitet, präsentiert die junge Journalistin Sarah Gold (Romi Aboulafia) 1997 ihr Buch über eine spektakuläre Mossad-Aktion, bei der in der Silvesternacht 1965/66 ihre Mutter Rachel Singer (Helen Mirren) eine entscheidende Rolle spielte. Als diese gebeten wird, bei der Buchvorstellung eine Passage vorzulesen, erinnert sie sich an die schicksalshaften Tage, in denen sie als gerade mal 25-jährige Agentin (Jessica Chastain) zusammen mit ihren Kollegen David (Sam Worthington) und Stephan (Marton Csokas) in Ostberlin den Frauenarzt Dieter Vogel (Jesper Christensen) in ihre Gewalt bringen und der Justiz übergeben sollen.
Vogel erwarb als "Chirurg von Birkenau" einen berüchtigten Ruf und war für das Leiden unzähliger
Juden verantwortlich. Allerdings haben sich die in dem Buch ihrer Tochter geschilderten Ereignisse etwas anders zugetragen und verfolgen die drei Mossad-Agenten bis heute.
Seit seinem Oscar-prämierten Meisterwerk "Shakespeare in Love" (1998) hat Regisseur John Madden ("Killshot", "Der Beweis", "Corellis Mandoline") keinen großen Publikumserfolg mehr feiern dürfen. Das wird sich auch mit dem Polit-Melodram "Eine offene Rechnung" nicht ändern. Dabei erzählt der Film auf mehreren Ebenen eine brisante wie melodramatische Geschichte, in der nicht nur dokumentierte Ereignisse in neues Licht getaucht werden, sondern auch persönliche Beziehungen dramatische Wendungen nehmen. Madden kann dabei auf die superben Darstellungen von charismatischen Mimen wie Helen Mirren ("The Queen"), Tom Wilkinson ("Michael Clayton"), Sam Worthington ("Avatar"), Jessica Chastain ("The Tree of Life") und Jesper Christensen ("Casino Royale") sowie auf Thomas Newmans ("American Beauty", "The Green Mile") eindringlichen Score
bauen, allerdings vermag der Film nicht die Spannung der ersten Hälfte, in der die Konflikte offenbart, Schicksale besiegelt und Wahrheiten frisiert werden, nicht bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.
"Eine offene Rechnung" überzeugt in der ersten Hälfte vor allem als vielschichtiger Agenten-Thriller, doch sobald die Ereignisse im Hier und Jetzt geschildert werden, fehlt es den Figuren an Überzeugungskraft. Doch von dieser Schwäche abgesehen, bietet der Film packende Unterhaltung vor historisch brisantem Hintergrund.
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