Jack Ryan: Shadow Recruit

Seit seinem Kino-Regiedebüt „Henry V.“ (1989) hat sich der britische Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh mit erfolgreich für die Leinwand adaptierten Shakespeare-Stücken (u.a. „Hamlet“, „Viel Lärm um nichts“ und „Verlorene Liebesmüh“) einen Namen machen können, doch in den letzten Jahren hat Branagh sein Portfolio nicht nur um den Thriller „1 Mord für 2“ (2007), sondern auch um das Fantasy-Spektakel „Thor“ (2011) erweitert. Mit seinem Prequel „Jack Ryan: Shadow Recruit“ zum erfolgreichen Franchise um den von Bestseller-Autor Tom Clancy erschaffenen CIA-Agenten Jack Ryan ist der Brite endgültig im Mainstream angekommen.
Als der amerikanische Wirtschaftsstudent Jack Ryan (Chris Pine) an seiner Uni in London in den Nachrichten die Terroranschläge vom 11. September 2001 verfolgt, schmeißt er sein Studium hin und verpflichtet sich bei den Marines. Allerdings endet seine militärische Karriere in Afghanistan, als sein Hubschrauber abgeschossen und er selbst so schwer an der Wirbelsäule verletzt wird, dass er sich in eine langwierige Behandlung bei der Ärztin Cathy Muller (Keira Knightley) begeben muss. Auf einmal werden die Weichen in Jacks Leben neu gestellt. Er wird von CIA-Agent William Harper (Kevin Costner) dazu angehalten, sein Studium abzuschließen, um dann an der Wall Street verdeckt für die CIA verdächtige Transaktionen aufzuspüren, mit denen terroristische Aktivitäten finanziert werden. Cathy, mit der er mittlerweile zusammenlebt, darf von seinem eigentlichen Job natürlich nichts erfahren. Schließlich wird Jack nach Moskau geschickt, wo der russische Oligarch Viktor Cherevin (Kenneth Branagh) offensichtlich alles versucht, um die westlichen Finanzmärkte in den Ruin zu treiben. Ehe sich Jack versieht, ist er kein Analyst mehr, sondern ein echter CIA-Agent, der um sein Leben kämpfen muss …
Zwar haben auch die thematisch ähnlich angelegten Franchise-Produktionen um die Agenten James Bond und Jason Bourne über die Jahre verschiedene Schauspieler in der Rolle der jeweiligen Protagonisten erlebt, aber im Fall von Jack Ryan ist der häufige Wechsel in der Besetzung der Titelrolle doch bemerkenswert. Nach Alec Baldwin („Jagd auf Roter Oktober“), Harrison Ford („Die Stunde der Patrioten“, „Das Kartell“) und Ben Affleck („Der Anschlag“) darf im Prequel nun „Star Trek“-Star Chris Pine zeigen, wie er die prominente Rolle ausfüllt.
Sein Start in die CIA-Karriere wird allerdings nur so kurz skizziert, dass deutlich wird, dass er trotz seiner verdienten militärischen Vergangenheit kein typischer Agent ist, der einen Action-Star à la Bond oder Bourne abgibt. Interessant an der Story von „Jack Ryan: Shadow Recruit“ ist allerdings die aus der Not geborene Verwandlung vom Anzug tragenden Wall-Street-Analysten zum CIA-Agenten, der auch mal Leichen hinterlassen muss, um sein eigenes Leben zu schützen. Davon abgesehen gibt der Plot von „Shadow Recruit“ wenig her. Regisseur Kenneth Branagh begnügt sich selbst mit der Nebenrolle des recht eindimensionalen Bösewichts, während er Nachwuchs-Star Chris Pine jeden Raum gewährt, seine Rolle mit facettenreichem Leben zu füllen.
Die Action ist dabei zweckgebunden und sparsam eingestreut, dafür bleibt Raum, vor allem die schwierige Beziehung zwischen Jack und Cathy zu thematisieren. Auch Kevin Costner („Waterworld“, „Perfect World“) überzeugt in seiner Rolle als Jacks Mentor ebenso wie Keira Knightley („Fluch der Karibik“-Reihe, „Stolz und Vorurteil“) als Jacks immer skeptischer werdende Lebensgefährtin. Das Drehbuch hätte allerdings noch ein ordentliches Feintuning gebrauchen können, da die Story letztlich wenig Adrenalin freisetzt und seltsame Auswüchse aufweist, die der Zuschauer nur belächeln kann. Ansonsten ist „Jack Ryan: Shadow Recruit“ ein mehr als souveränes Reboot, das Hoffnung auf packendere Sequels macht und durch einen extrem unterhaltsamen, ungewöhnlich elektronischen Score von Branaghs Hauskomponisten Patrick Doyle („Donnie Brasco“, „Eragon“) gefällt.
"Jack Ryan: Shadow Recruit" in der IMDb

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