Tokarev

Nachdem sich Francis Ford Coppolas Neffe Nicolas Cage zu Beginn seiner Schauspielkarriere vor allem in Dramen („Cotton Club“, „Birdy“, „Rumble Fish“) und Komödien („Peggy Sue hat geheiratet“, „Arizona Junior“, „Mondsüchtig“) einen Namen gemacht hat, ist er in den letzten Jahren vor allem als Action-Held und Racheengel unterwegs gewesen („Pakt der Rache“, „Stolen“, „Drive Angry“). Mit „Tokarev“ setzt er diesen Trend fort, vermag dabei aber wieder mehr zu überzeugen als in den recht stereotyp inszenierten Vorgängern.
Seine kriminelle Vergangenheit konnte Paul Maguire (Nicolas Cage) erfolgreich hinter sich lassen. Mittlerweile verdient er als Bauunternehmer gutes Geld, hat nach dem Verlust seiner an Brustkrebs erkrankten Frau eine neue Beziehung aufgebaut und liebt seine Tochter Caitlin (Aubrey Peeples) abgöttisch. Eines Abends gehen Paul und seine Frau Vanessa (Rachel Nichols) aus, während Caitlin mit zwei Freunden zuhause abhängt. Doch als Detective St. John (Danny Glover) in dem Lokal auftaucht und Paul mitteilt, dass seine Tochter entführt worden ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Offensichtlich sind maskierte Männer in das Haus der Maguires eingedrungen, haben die beiden Jungs niedergeschlagen und das Mädchen mitgenommen. Allerdings melden sich die Entführer nicht. Da Paul bei der Polizeipräsenz nicht selbst auf die Suche nach den Tätern gehen kann, lässt er seine beiden Freunde Kane (Max Ryan) und Danny (Michael McGrady) in einschlägigen Kreisen nach seiner Tochter suchen. Schließlich findet die Polizei Caitlins Leiche. Wie die Autopsie ergibt, wurde sie mit einer russischen Tokarev TT33 in den Kopf geschossen. Offensichtlich haben Feinde aus Pauls unrühmlicher Vergangenheit noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen …
Auch wenn der Plot zunächst dem vertrauten Rape-&-Revenge-Muster entspricht, versteht es Regisseur Paco Cabezas dem Film eine ganz eigene Note zu verleihen. Er nimmt sich fast eine halbe Stunde Zeit, Paul Maguires Leben als erfolgreicher Unternehmer in einem wunderbar funktionierenden privaten Umfeld zu skizzieren, um so das Verständnis des Publikums für seinen unbändigen Willen einzuholen, seine Tochter wieder nach Hause zu holen. Dabei redet ihm vor allem sein alter Pate O'Connell (Peter Stormare) ins Gewissen, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, doch die Wandlung vom fürsorglichen Familienvater zum skrupellosen Killer von einst ist da bereits längst vollzogen. Action-Fans werden ihre helle Freude daran haben, wie zunächst Maguires energischen Freunde, dann auch er selbst eine blutige Schneise durch die russischen Mafiakreise schlagen, aber „Tokarev“ gefällt vor allem durch das geschickt inszenierte Spannungsfeld zwischen familiärer Idylle und rasenden Rachegefühlen, die tief in der kriminellen Vergangenheit verwurzelt sind.
Diese Spannung löst Cabezas schließlich mit einem unkonventionellen wie konsequenten Finale auf, das „Tokarev“ zu einem Rachethriller macht, der mit seiner glaubwürdigen Story, den starken Darstellern, der schnörkellosen Inszenierung und der stimmungsvollen Kameraarbeit von Andrzej Sekula („Pulp Fiction“, „American Psycho“) weit über den Genre-Durchschnitt ragt.
"Tokarev" in der IMDb

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