Auge um Auge - Out of the Furnace
Mit seinem aufsehenerregenden Spielfilmdebüt „Crazy Heart“, das dem versierten Schauspieler Jeff Bridges endlich den längst überfälligen Oscar bescherte, hat sich Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Scott Cooper sogleich in die Liga der hochgehandelten Filmemacher in Hollywood katapultiert. So verwundert es sich, dass Cooper für sein Zweitwerk „Auge um Auge“ aus dem Vollen schöpfen konnte. Produziert u.a. von den Hollywood-Größen Ridley Scott und Leonardo DiCaprio, versammelt Cooper für sein elektrisierendes Rache-Epos „Auge um Auge“ gleich eine ganze Reihe von Oscar-Nominees und –Preisträger wie Christian Bale, Woody Harrelson, Forest Whitaker, Casey Affleck und Sam Shepard vor der Kamera, um einmal mehr uramerikanische Traditionen zu thematisieren.
Nach vier Kampfeinsätzen im Irak hat Rodney Baze (Casey Affleck) keine Ambitionen, sich wie sein sterbenskranker Vater oder sein älterer Bruder Russell (Christian Bale) im Stahlwerk von Braddock abzuschuften. Stattdessen verzockt er sein vom Buchmacher John Petty (Willem Dafoe) geliehenes Geld bei Pferdewetten oder lässt sich auf riskante Streetfights ein. Russell übernimmt sogar Doppelschichten im Stahlwerk, um die Schulden seines Bruders abzuzahlen, kann sich so aber nicht das von seiner hübschen Freundin Lena (Zoe Saldana) gewünschte Kind leisten. Nach einem Autounfall, den der alkoholisierte Russell verursacht hat und bei dem ein kleiner Junge ums Leben kam, muss der sonst so rechtschaffene Russell eine Gefängnisstrafe absitzen, während der er weder verhindern kann, dass Lena ihn verlässt, um mit dem besonnenen Sheriff Wesley Barnes (Forest Whitaker) zusammenzuleben, noch dass Rodney immer mehr auf die schiefe Bahn gerät. Denn als Rodney es mit dem cholerischen Ganoven Curtis DeGroat (Woody Harrelson) zu tun bekommt, nehmen die Dinge einen ganz unheilvollen Verlauf …
Dass sinnlose Gewaltakte ebenso brutale Vergeltungsschläge zur Folge haben, wird immer wieder gern in recht schnörkellos und undifferenziert produzierten Revenge Movies thematisiert. Doch kaum jemand macht sich die Mühe, seine Geschichte mit einer derart diffizilen Exposition zu versehen wie Scott Cooper. Zwar macht Cooper gleich zu Beginn unmissverständlich deutlich, mit welch brutalem Bösewicht in Gestalt von DeGroat es die Zuschauer und ganz unmittelbar die Figuren in „Auge um Auge“ zu tun haben werden, doch dann nimmt sich Cooper vor allem viel Zeit, um die trostlose Atmosphäre in dem kleinen Städtchen Braddock, Pennsylvania, zu beschreiben, in dem das Stahlwerk der wichtigste Arbeitgeber ist und wo sonst eher trostlose Resignation vorherrscht. Auch für die Beschreibung der Baze-Familie nimmt sich Cooper viel Zeit, so wie die beiden unterschiedlichen Brüder sich um ihren bettlägerigen Vater kümmern, wie ihr Onkel Red (Sam Shepard) zum gutmütigen Ersatzvater geworden ist, wie Russell immer wieder schützend die Hände über seinen kleinen Bruder ausbreitet. Mit dieser ausführlichen Orts- und Figurenbeschreibung gelingt es Cooper, ein authentisches Bild nicht nur des Stahlarbeitermilieus zu zeichnen, sondern auch die Werte, die sie vertreten, in den Fokus zu rücken.
Durch die Art, wie Cooper seine Figuren in immer neuen Konstellationen miteinander agieren lässt, etabliert er eine höchst elektrisierende Atmosphäre, in der die Gewalt nicht nur unterschwellig brodelt, sondern akzentuiert explosionsartig ausbricht. Trotz des vorhersehbaren Endes entwickelt „Auge um Auge“ durch die besonnene Inszenierung einen fiebrigen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Natürlich tragen die durchweg überzeugenden Leistungen der Darsteller ihren gehörigen Anteil daran. Woody Harrelson („Rampart“, „Natural Born Killers“) brilliert als ultraharter Hinterwald-Ganove ebenso wie Christian Bale („The Dark Knight Rises“, „American Psycho“) als hart arbeitender Mann, dem Werte wie Familie, Ehre und Vertrauen alles bedeuten.
In dem physisch stark von Männern geprägten Szenario sorgt „Avatar“-Schönheit Zoe Saldana für die wenigen, doch eindringlichen weiblichen Akzente in einem Rache-Drama, das sich wohltuend von dem Genre-Einheitsbrei abhebt und durch den spartanisch instrumentierten Score von Tindersticks-Gründungsmitglied Dickon Hinchliffe („Locke“, „Texas Killing Fields“) kongenial vertont worden ist.
"Auge um Auge - Out of the Furnace" in der IMDb
Nach vier Kampfeinsätzen im Irak hat Rodney Baze (Casey Affleck) keine Ambitionen, sich wie sein sterbenskranker Vater oder sein älterer Bruder Russell (Christian Bale) im Stahlwerk von Braddock abzuschuften. Stattdessen verzockt er sein vom Buchmacher John Petty (Willem Dafoe) geliehenes Geld bei Pferdewetten oder lässt sich auf riskante Streetfights ein. Russell übernimmt sogar Doppelschichten im Stahlwerk, um die Schulden seines Bruders abzuzahlen, kann sich so aber nicht das von seiner hübschen Freundin Lena (Zoe Saldana) gewünschte Kind leisten. Nach einem Autounfall, den der alkoholisierte Russell verursacht hat und bei dem ein kleiner Junge ums Leben kam, muss der sonst so rechtschaffene Russell eine Gefängnisstrafe absitzen, während der er weder verhindern kann, dass Lena ihn verlässt, um mit dem besonnenen Sheriff Wesley Barnes (Forest Whitaker) zusammenzuleben, noch dass Rodney immer mehr auf die schiefe Bahn gerät. Denn als Rodney es mit dem cholerischen Ganoven Curtis DeGroat (Woody Harrelson) zu tun bekommt, nehmen die Dinge einen ganz unheilvollen Verlauf …
Dass sinnlose Gewaltakte ebenso brutale Vergeltungsschläge zur Folge haben, wird immer wieder gern in recht schnörkellos und undifferenziert produzierten Revenge Movies thematisiert. Doch kaum jemand macht sich die Mühe, seine Geschichte mit einer derart diffizilen Exposition zu versehen wie Scott Cooper. Zwar macht Cooper gleich zu Beginn unmissverständlich deutlich, mit welch brutalem Bösewicht in Gestalt von DeGroat es die Zuschauer und ganz unmittelbar die Figuren in „Auge um Auge“ zu tun haben werden, doch dann nimmt sich Cooper vor allem viel Zeit, um die trostlose Atmosphäre in dem kleinen Städtchen Braddock, Pennsylvania, zu beschreiben, in dem das Stahlwerk der wichtigste Arbeitgeber ist und wo sonst eher trostlose Resignation vorherrscht. Auch für die Beschreibung der Baze-Familie nimmt sich Cooper viel Zeit, so wie die beiden unterschiedlichen Brüder sich um ihren bettlägerigen Vater kümmern, wie ihr Onkel Red (Sam Shepard) zum gutmütigen Ersatzvater geworden ist, wie Russell immer wieder schützend die Hände über seinen kleinen Bruder ausbreitet. Mit dieser ausführlichen Orts- und Figurenbeschreibung gelingt es Cooper, ein authentisches Bild nicht nur des Stahlarbeitermilieus zu zeichnen, sondern auch die Werte, die sie vertreten, in den Fokus zu rücken.
Durch die Art, wie Cooper seine Figuren in immer neuen Konstellationen miteinander agieren lässt, etabliert er eine höchst elektrisierende Atmosphäre, in der die Gewalt nicht nur unterschwellig brodelt, sondern akzentuiert explosionsartig ausbricht. Trotz des vorhersehbaren Endes entwickelt „Auge um Auge“ durch die besonnene Inszenierung einen fiebrigen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Natürlich tragen die durchweg überzeugenden Leistungen der Darsteller ihren gehörigen Anteil daran. Woody Harrelson („Rampart“, „Natural Born Killers“) brilliert als ultraharter Hinterwald-Ganove ebenso wie Christian Bale („The Dark Knight Rises“, „American Psycho“) als hart arbeitender Mann, dem Werte wie Familie, Ehre und Vertrauen alles bedeuten.
In dem physisch stark von Männern geprägten Szenario sorgt „Avatar“-Schönheit Zoe Saldana für die wenigen, doch eindringlichen weiblichen Akzente in einem Rache-Drama, das sich wohltuend von dem Genre-Einheitsbrei abhebt und durch den spartanisch instrumentierten Score von Tindersticks-Gründungsmitglied Dickon Hinchliffe („Locke“, „Texas Killing Fields“) kongenial vertont worden ist.
"Auge um Auge - Out of the Furnace" in der IMDb
Kommentare
Kommentar veröffentlichen