True Detective - Staffel 1

Im Gegensatz zu den unzähligen Krimi-Serien, in denen die Ermittler gerade mal eine knappe Fernsehstunde benötigen, um einen Fall aufzuklären, sind es in den letzten Jahren vor allem Produktionen wie „Dexter“ oder „The Wire“, die die Komplexität von kriminalistischen Untersuchungen widerspiegeln, indem sie einen Fall über eine komplette Staffel verfolgen. Dieses Konzept verfolgt Nic Pizzolatto mit seiner Schöpfung „True Detective“ auf elektrisierend intensive Weise. In den acht Folgen der ersten Staffel lässt er die Top-Darsteller Matthew McConaughey („Der Mandant“, „Dallas Byers Club“) und Woody Harrelson („Auge um Auge“, „Rampart“) den Mord an einer jungen Prostituierten aufklären.
1995 haben die Detectives Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) den Mord an der Prostituierten Dora Lang aufzuklären, der offensichtlich mit rituellen Hintergrund in den sumpfigen Gebieten von Louisiana begangen worden ist. 17 Jahre später werden die beiden Männer, die nicht mehr für die Polizei arbeiten, von den zwei Detectives (Michael Potts und Tory Kittles) getrennt voneinander zu dem Fall von damals befragt, nachdem die Akten dazu bei einem Hurricane zerstört worden sind. Doch offensichtlich scheint es einen neuen Fall zu geben, der in Zusammenhang mit den damaligen Ereignissen stehen könnte.
„True Detective“ überzeugt gleich auf mehreren Ebenen. Zunächst ist der außergewöhnliche Kriminalfall der Aufhänger für eine intensive Zusammenarbeit zweier ganz unterschiedlicher Männer. Cohle stammt aus Alaska und hat zuletzt in Texas gearbeitet, wobei er sich einen Ruf als Verhörspezialist erworben hat. Den Tod seiner zweijährigen Tochter hat er bis heute nicht richtig verwunden, weshalb er immer wieder im Alkoholrausch versinkt und extrem zurückgezogen lebt. Hart führt dagegen ein normales Familienleben, doch der Job fordert seinen Tribut. Um zwischendurch Luft abzulassen, vergnügt er sich mit einer Geliebten und setzt seine Ehe aufs Spiel. Die acht Folgen erzählen in chronologisch geordneten Rückblenden nicht nur den Werdegang der Ermittlungen, die die beiden Detectives von einem Bordell zu einer abgelegenen, mittlerweile abgebrannten Kirche einer evangelikalen Gemeinde führen, sondern auch die Entwicklung ihrer Persönlichkeiten. Interessant dabei ist, dass die Geschichte allein aus der Perspektive von Cohle und Hart erzählt wird.
Zwar nimmt auch Harts Frau Maggie (Michelle Monaghan) eine wichtige Nebenrolle in der Serie ein, doch kommt sie nur dann ins Spiel, wenn sie die Wege ihres Mannes oder seines Partners kreuzt. Der Fall, den die beiden Cops zu lösen haben, ist in „True Detective“ zwar der große Aufhänger, doch viel interessanter als dessen Aufklärung ist die Entwicklung, die die beiden Männer zueinander, zu den Menschen, die sie lieben, und zu ihrem Engagement für den Fall durchmachen. Und hier kommen die großen schauspielerischen Leistungen der Oscar-nominierten Darsteller Harrelson und McConaughey zum Tragen, die jeweils auch als ausführende Produzenten für die erste Staffel tätig gewesen sind. Wie sie ihre stellenweise extrem schmerzerfüllten, tragischen, für die Sache vehement eintretenden Figuren mit Leben erfüllen, macht jede Sekunde der Serie absolut sehenswert. Dazu kommt, dass die betörende wie unheimliche Landschaft in den Sümpfen Louisianas eine starke Kulisse abgibt, zu der T Bone Burnett einen ungewöhnlichen Score kreiert hat, der eben nicht die typische Cajun-geprägten Klänge reflektiert, sondern eher auf die psychischen Befindlichkeiten der Detectives abgestimmt ist. Bei gerade mal acht Folgen der ersten Staffel von „True Detective“ kommt nie Langeweile auf. Die dialoglastigen Drehbücher verstehen es ebenso wie die sehr physisch agierenden Darsteller den Zuschauer zu fesseln, bis der Fall in einem kathartischen Finale endlich gelöst wird. Sehenswert sind auch die Specials auf der Heimkino-Edition der Serie, vor allem das viertelstündige Making of und das ebenso lange Gespräch zwischen Serienschöpfer Nic Pizzolatto und Music Supervisor und Komponist T Bone Burnett über einige Prämissen, die der Arbeit an „True Detective“ zugrunde lagen. Man darf gespannt sein, wie sich dieses vielversprechende Serienkonzept, bei dem in jeder Staffel neue Schauspieler und Fälle präsentiert werden sollen, in Zukunft entwickelt.
"True Detective" in der IMDb

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