Die Schwindler

Nach seinem Oscar-prämierten Meisterwerk „La strada – Das Lied der Straße“ (1954) inszenierte Federico Fellini ein Jahr darauf das Gauner-Drama „Die Schwindler“, wobei er die Figuren-Konstellation von drei Hauptakteuren ebenso übernahm wie die sentimentale Schilderung der Unterschicht. Nun ist „Die Schwindler“ in einer neuen „Federico Fellini“-Edition von Arthaus/StudioCanal zusammen mit neuen weiteren Werken wie „Das süße Leben“, „Die Müßiggänger“, „8 ½“, „Casanova“, „Die Nächte der Caribia“ und „Die Stadt der Frauen“ im Handel.
Die drei Kleinganoven Augusto (Broderick Crawford), Carlo (Richard Basehart) und Roberto (Franco Fabrizi) haben sich darauf spezialisiert, leichtgläubige Menschen durch geschickt inszenierte Täuschungsmanöver übers Ohr zu hauen, allerdings erbeuten sie dabei nur so geringe Summen, dass es kaum zum Überleben reicht. So treten sie gern als hochrangige Geistliche auf, die auf einsam gelegenen Grundstücken zuvor vergrabene Knochen und Schmuckkästchen ausbuddeln und das 500-fache Lesen der Messe für den vermeintlichen Toten eine entsprechende Gebühr erheben. Während sie die 500.000 Lire in bar mitnehmen, finden sie die Grundbesitzer mit dem wertlosen Schmuck ab. Oder sie kassieren eine erste Rate für eine Sozialwohnung, die es gar nicht gibt. Dabei streben die drei Gauner eigentlich nach Höherem. Der 48 Jahre alte Augusto pocht auf seine Unabhängigkeit, will seiner 18-jährigen Tochter Patrizia (Lorella De Luca) aber dabei helfen, ihren Berufswunsch als Lehrerin zu verwirklichen. Carlo wird von allen nur „Picasso“ genannt und träumt von seinem Durchbruch als Maler. Er liebt seine Frau Iris (Giulietta Masina) und seine kleine Tochter über alles und steckt den Großteil seines Anteils aus den Beutezügen seiner Frau zu, damit sie die überfälligen Rechnungen beim Kaufmann, Fleischer und Bäcker bezahlen kann. Und der blonde Roberto lässt sich von älteren reichen Frauen aushalten und strebt nach einer Karriere als Sänger. Doch vor allem Augusto und Carlo quält zunehmend das Gewissen …
Ähnlich wie zuvor in „La strada“ beleuchtet Fellini in „Die Schwindler“ das Milieu der Armen und Unterdrückten. Obwohl sich das Gauner-Trio gern in der besseren Gesellschaft bewegt – wie auf der Silvesterfeier von Augustos altem Freund Rinaldo (Alberto De Amicis), der es in den zwei Jahren seit ihrer letzten Begegnung zu etwas gebracht hat -, besitzen vor allem Augusto und Roberto keine Scheu, ihren Lebensunterhalt von den Ärmsten der Armen zu ergaunern.
© StudioCanal
Fellini hat hier jede Leichtigkeit, jeden Sinn für Humor verloren und treibt seine drei verzweifelten Schmalspurganoven immer mehr in den Abgrund. Broderick Crawford („All the King’s Men“) überzeugt hier als grimmig dreinschauender, vereinsamter Altgauner, der nie den großen Coup gemacht hat, um sorglos leben zu können. Fellinis Gattin Giulietta Masina, die in „La strada“ noch die eindrucksvolle Hauptrolle verkörperte, spielt hier nur das unschuldig-naive Gegenbild zu den Machenschaften ihres Mannes und dessen Freunde. Fellini konnte mit „Die Schwindler“ nicht an den großen Erfolg von „La strada“ anknüpfen, dafür gelangen ihm einige eindrucksvolle, durchaus auch sozialkritische Schilderungen der italienischen Unterschicht und der verzweifelten Bemühungen seiner Protagonisten, ein besseres Leben zu führen.

"Die Schwindler" in der IMDb

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