Planet der Affen: Prevolution

Als Franklin J. Schaffner 1968 den Science-Fiction-Roman „Planet der Affen“ von Pierre Boulle adaptierte und Charlton Heston als zynischen Astronauten durch die Zeit auf einen Planeten katapultierte, der von Affen beherrscht wurde, entwarf er ein düsteres Szenario über Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Macht und Gewalt, das es auf vier Fortsetzungen, eine TV-Serie und ein Remake durch Tim Burton brachte, die es allesamt nicht annähernd schafften, die Qualität des Originals zu erreichen. Dass dem Thema aber durchaus noch interessante Aspekte abzugewinnen sind, beweist Rupert Wyatt mit „Planet der Affen: Prevolution“.
Um ein Heilmittel gegen die Alzheimer-Krankheit zu finden, an der sein Vater Charles (John Lithgow) leidet, experimentiert der Biologe Will Rodman (James Franco) mit Schimpansen und kann bei einem Affen durch die Verabreichung des Medikaments ALZ-112 einen erstaunlichen Zuwachs an kognitiven Fähigkeiten feststellen. Allerdings sorgt das Virus, auf dem das Medikament basiert, für ein höheres Aggressions-Potenzial bei den Probanden.
Als die Affen das Labor gerade dann in Schutt und Asche verwandeln, als Will die Investoren davon überzeugen will, ALZ-112 an Menschen testen zu dürfen, stellt Pharmaunternehmen Gen-Sys das Projekt ein und lässt alle Schimpansen einschläfern. Will kann das Schimpansen-Junge Caesar (Andy Serkis) vor der Giftspritze retten und zieht es bei sich zuhause auf, wo er zu einem richtigen Familienmitglied heranwächst. Auch Wills Vater Charles bekommt das Medikament zunächst wunderbar, doch dann schlägt die Krankheit erbarmungslos zurück. Als Charles völlig verwirrt in ein Auto steigt und damit die vor und hinter ihm stehenden Wagen demoliert, wird er von einem Nachbarn zur Rechenschaft gezogen, was Caesar dazu animiert, die Bedrohung schachmatt zu setzen. Allerdings wird er dann auf gerichtliche Anordnung in das Tierheim des profitsüchtigen Betreibers John Landon (Brian Cox) gebracht, wo er von dem sadistischen Tierpfleger Dodge (Tom Felton) traktiert wird. Mit Zeichensprache kann sich Caesar mit einem im Zirkus aufgewachsenen Orang-Utan verständigen und die Mitgefangenen organisieren, einen Ausbruch zu planen …
Im Gegensatz zu Schaffners „Planet der Affen“, der in einer 2000 Jahre entfernten Zukunft spielt, ist Wyatts Neustart des Franchise zunächst ganz in der Gegenwart verankert und spielt mit der gar nicht so abwegigen Vorstellung, was ein nicht ganz ausgereiftes Heilmittel gegen Alzheimer (stellvertretend für andere unheilbare Leiden) im schlimmsten Fall anrichten kann.
Während im Normalfall ein Medikament etliche Studien durchläuft, bis seine Wirksamkeit ohne schwerwiegende Nebenwirkungen erwiesen ist, sorgt hier die Prämisse, dass Will vor allem seinem Vater schnell helfen möchte, dafür, dass sein Virus voreilig verabreicht wird und vor allem bei den Affen zu einer so hohen Intelligenz sorgt, dass sie den Menschen gefährlich werden können. An dieser Stelle thematisiert der Film so spannende Fragen wie nach Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung, nach Freiheit und Unterdrückung. Das spielt sich auf einer sehr emotionalen Ebene ab. Während Will Caesar tatsächlich wie einen Sohn großzieht und nicht als Haustier betrachtet, wird der hochintelligente Schimpanse in dem Tierheim mit den dunklen Seiten der menschlichen Natur konfrontiert und plant deshalb mit seinen Gleichgesinnten den Aufstand. Dank der ausgereiften State-of-the-Art-Performance-Capture-Technik wirkt die Vermenschlichung der Affen gar nicht mal so künstlich wie befürchtet, so dass sich der Interessenkonflikt zwischen Menschen und Affen tatsächlich auf Augenhöhe und absolut glaubwürdig entwickeln kann.
„Planet der Affen: Prevolution“ setzt dabei ganz auf die gut herausgearbeitete Geschichte des eingespielten Drehbuchgespanns Amanda Silver und Rick Jaffa („Jurassic World“, „Das Relikt“) und nicht so sehr auf ausgefeilte Special Effects und krachende Action. Dabei lassen sich die Motivationen der Menschen ebenso nachvollziehen wie die der überraschend klugen Primaten, was dem Film eine erstaunliche emotionale Tiefe verleiht. Dafür sorgen auch die überzeugenden Darstellungen von James Franco („127 Hours“, „Spring Breakers“), John Lithgow („Cliffhanger“, „Interstellar“) und natürlich Gollum-Darsteller Andy Serkis in der Rolle von Caesar, dessen Name noch am ehesten auf das Original verweist. Einzig Freida Pinto („Slumdog Millionär“, „Krieg der Götter“) darf als Tierärztin nur lieb sein und hübsch aussehen.
Auf die Fortsetzungen „Planet der Affen: Revolution“ und „Planet der Affen: Survival“ darf man also gespannt sein.
"Planet der Affen: Prevolution" in der IMDb

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