Ride

Sowohl Rutger Hauer („Hitcher, der Highway Killer“) als auch Tom Cruise („Collateral“) haben in ihren eindrucksvollen Rollen bewiesen, wie sich zunächst unscheinbare Fahrgästen als skrupellose Killer erweisen können. Dieses Konzept macht sich auch Kurzfilm-Autor und -Regisseur Jeremy Ungar in seinem Langfilm-Debüt „Ride“ zunutze, ohne allerdings den bleibenden Eindruck zu hinterlassen, den die eingangs erwähnten Vorbilder hervorriefen.
Während James (Jesse T. Usher) weiterhin auf seinen Durchbruch als Schauspieler wartet, nachdem er in den letzten Monaten gerade mal für eine Handlanger-Rolle in der Marvel-Serie „Agents of S.H.I.E.L.D.“ gecastet worden war, chauffiert er für ein Taxi-Share-Unternehmen verschiedene Leute durch das nächtliche Los Angeles. Manchmal macht das sogar richtig Spaß, wie im Fall der attraktiven Jessica (Bella Thorne), die offensichtlich auch Gefallen an ihm findet und ihn einlädt, nach seiner Schicht noch mal in der Bar vorbeizuschauen, wo sie sich mit ein paar Freundinnen auf einige Drinks trifft. Sein nächster Fahrgast, der ebenso charmante wie großzügige Bruno (Will Brill), überredet James, zurück zu Jessica zu fahren, um sie zu einer gemeinsamen Party einzuladen. Doch was sich zunächst wie die Erfüllung seiner Träume anlässt, entwickelt sich zu einem handfesten Albtraum, als Jessica ins Auto steigt und Bruno einen dicken Revolver aus seiner Jacke hervorzaubert und seine beiden Opfer nach Belieben herumkommandiert und terrorisiert …
Jeremy Ungar benötigt für sein Drei-Personen-Kammerspiel im Taxi keine große Star-Power, wohl aber drei Schauspieler, die den recht schlichten Plot über eine Spielzeit von nicht mal achtzig Minuten zu tragen vermögen. Was als nettes Sich-Näherkommen von Chauffeur und Fahrgast beginnt, entwickelt sich erst in der Dreier-Konstellation und mit der Präsentation der Waffe in Brunos Händen zu einer leidlich spannenden Angelegenheit. Während sich Bruno schnell als Psychopath outet, der eine ganz eigene Vorstellung von Unterhaltung besitzt, bleibt Jessica und James nichts anderes übrig, als sich Brunos Kommandos zu beugen.
Das nächtliche Los Angeles, der elektronisch groovende Score von Paul Haslinger („Crank“, „Death Race“) und die gut aussehenden Darsteller sorgen zwar für die entsprechenden Schauwerte, aber wirkliche Spannung entwickelt der Plot ebenso wenig wie die nötigen Überraschungsmomente, um das Publikum bei Laune zu halten. Das Finale setzt hier für einen kurzen Moment wenigstens noch einen netten Schlusspunkt, aber bis dahin erweist sich „Ride“ als wenig packender Ritt, bei dem die bemühten Darsteller kaum Gelegenheit bekommen, aus ihrem engen Rollenkorsett mehr herauszuholen.
"Ride" in der IMDb

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