Blood & Wine - Ein tödlicher Cocktail

Seit seinem Kino-Regiedebüt „Head“ (1968) hat Bob Rafelson mit Schauspieler Jack Nicholson acht Filme realisiert (zählt man den von Rafelson produzierten, aber nicht inszenierten Film „Easy Rider“ mit), darunter „Five Easy Pieces – Ein Mann sucht sich selbst“, „Der König von Marvin Gardens“ und den Klassiker „Wenn der Postmann zweimal klingelt“. Zuletzt arbeiteten die beiden Filmemacher an dem Noir-Thriller „Blood & Wine – Ein tödlicher Cocktail“ (1996) zusammen, der zwar durchaus unterhaltsam ausgefallen ist, aber sicher nicht zu den besten Werken des Duos zählt.
Alex Gates (Jack Nicholson) gibt sich zwar gern als weltmännischer Selfmade-Unternehmer, doch das Wasser steht ihm bis zum Hals. Die Weinhandlung, die er im Namen seiner Frau Suzanne (Judy Davis) betreibt, wirft nicht genug ab, um das rote BMW-Cabrio, seine Pokersucht und seine kubanische Geliebte Gabriela (Jennifer Lopez) zu unterhalten. Mit dem Safeknacker Victor Spansky (Michael Caine) hat er aber schon einen Plan ausgeheckt, um an das große Geld zu kommen. Als er zusammen mit seinem Stiefsohn Jason (Stephen Dorff) einige Weinkisten zum Anwesen bringt, in dem Alex‘ Geliebte als Kindermädchen arbeitet, kümmert sich Jason um die Hausherrin und lernt Gabriela kennen, während Alex den Safe auskundschaftet und Fotos für Victor macht.
Der Coup glückt zwar nach Überwindung einiger Hürden, doch hat Alex nicht mit dem Widerstand seiner Frau und der zarten Romanze zwischen Jason und Gabriela gerechnet. Als Suzanne nämlich die Flugtickets entdeckt, die Alex offenbar für sich und seine Geliebte gekauft hat, während ihre eigenen Kreditkarten gesperrt sind, schlägt sie Alex nieder und flieht zusammen mit Jason und dem erbeuteten Collier, das Alex und Victor in New York für eine Million Dollar verkaufen wollen. Alex und Victor machen die beiden Flüchtenden jedoch schnell ausfindig …
Rafelsons „Blood & Wine – Ein tödlicher Cocktail“ enthält die typischen Zutaten eines klassischen Noir-Krimis, nämlich ein Verbrechen, Betrug, Eifersucht und Affären. Dabei folgt auch der Plot konventionellen Strukturen. Interessant ist, dass neben den drei handlungstreibenden, ganz unterschiedlichen Männern auch die beiden Frauen vor allem in Alex‘ Leben recht gut definiert sind. Jennifer Lopez („Out of Sight“, „Shades of Blue“) stellt zwar in erster Linie als Love Interest sowohl von Alex als auch seinem Stiefsohn Jason ihre optischen Reize zur Schau, aber Judy Davis („Ehemänner und Ehefrauen“, „The Dressmaker“) punktet als nicht nur physisch, sondern auch psychisch verletzte Frau, die ihrem betrügerischen Ehemann ordentlich die Suppe versalzen will. Dazwischen hat Stephen Dorff („Blade“, „Krieg der Götter“) als Jason alle Mühe, sich nicht nur auf die Seite seiner Mutter gegen den verhassten Alex zu schlagen, sondern auch das wertvolle Collier gegen den Zugriff der Gauner zu sichern und Alex Gabriela auszuspannen.
Diese Konstellation sorgt zwangsläufig für einige handfeste Action, bei der Michael Caine („Get Carter“, „Der stille Amerikaner“) als schwerkranker, aber ebenso zielstrebiger wie schlagkräftiger Safeknacker die eindringlichste Performance von allen bietet.
„Blood & Wine“ ist aber vor allem ein teils brutales, teils unfreiwillig komisches Drama über die Hoffnungslosigkeit der hier portraitierten Menschen, die nur durch einen fetten Raubzug noch eine Chance sehen, den Amerikanischen Traum zu verwirklichen. Dank der gut aufgelegten Darsteller, einiger schöner Dialoge und der flotten Inszenierung bietet der Film zwar kurzweilige, aber nicht besonders tiefgründige oder originelle Krimi-Unterhaltung.
"Blood & Wine" in der IMDb

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