Riff-Piraten

Mit „Rebecca“ (1940) und „Die Vögel“ (1963) hat Alfred Hitchcock zwei seiner berühmtesten Filme nach Vorlagen der populären britischen Schriftstellerin Daphne Du Maurier umgesetzt. Doch schon sein vorerst letzter Film, „Riff-Piraten“ (1939), den der „Master of Suspense“ in seiner britischen Heimat drehte, bevor er dem Ruf von Produzent David O. Selznick nach Hollywood folgte, basierte auf einer Geschichte Du Mauriers, wirkt innerhalb des umfangreichen Oeuvres des Regisseurs aber wie ein Fremdkörper.
Nachdem ihre Mutter verstorben ist, zieht die junge Waise Mary (Maureen O’Hara) Anfang des 19. Jahrhunderts zu ihrer Tante Patience (Marie Ney) nach Cornwall, wo diese mit ihrem Mann Joss Merlyn (Leslie Banks) mit dem „Jamaica Inn“ eine so verrufene Spelunke führt, dass der Kutscher sich weigert, Mary dort abzusetzen. So landet sie zunächst auf dem Anwesen von Sir Humphrey Pengallan (Charles Laughton), der nicht nur der oberste Richter am Ort ist, sondern auch seinen Wohlstand gern zur Schau stellt. Gegenüber der hübschen jungen Frau erweist sich Pengallan allerdings als hilfsbereiter Gentleman und bringt sie mit seiner Kutsche zum „Jamaica Inn“. Dort bekommt sie mit, dass ihr Onkel eine Gruppe von Piraten anführt, die Schiffe mit gefälschten Leuchtfeuern an die zerklüftete Küste locken und sie dann plündern, wenn sie an den Felsen zerschellt sind. Als die Bande auch noch den jungen James Trehearne (Robert Newton) als Verräter überführt und aufknüpfen will, eilt ihm Mary zu Hilfe und rettet ihm vor dem Strick. Zwar können die beiden fliehen, doch die Piraten nehmen schnell die Verfolgung auf. Sie ahnen nicht, dass ausgerechnet der ehrenwerte Richter hinter den Plünderungen an der Küste steckt …
Als Hitchcock 1939 „Riff-Piraten“ drehte, hatte er schon ein Jahr zuvor mit David O. Selznick einen lukrativen Vertrag über vier Filme abgeschlossen, so dass er wenig Lust verspürte, noch einmal nach England zurückzukehren, um den historischen Abenteuerfilm fertigzustellen. Hitchcock umgeht hier einmal mehr die klassische Whodunit-Struktur und spielt einmal lieber mit falschen Identitäten. Allerdings erfährt der Zuschauer recht früh, dass sich hinter Trehearne ein Regierungsagent verbirgt, der die Hintermänner von Merlyns Piratenbande identifizieren will, und Pengallan seinen Reichtum auch den Plünderungen verdankt, von denen er den Großteil einbehält.
So verliert „Riff-Piraten“ schnell an Spannung, die auch nicht durch die düstere Atmosphäre des Piratendramas und die dominierende Rolle des spielfreudigen Charles Laughton als generöser Lebemann aufgefangen werden kann. Die Sympathien des Zuschauers liegen indes bei der überraschend unerschrockenen Mary und dem ebenso furchtlosen Agenten, allerdings ist ihr Kampf gegen die Piratenbande nicht besonders packend in Szene gesetzt. Das hat Hitchcock in früheren Filmen wie „Eine Dame verschwindet“ und „Sabotage“ schon viel besser umgesetzt.
"Riff-Piraten" in der IMDb

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