Charade

Der in diesem Jahr verstorbene amerikanische Filmemacher Stanley Donen hat in den 1950er Jahren eine ganz Reihe von leichten Komödien gedreht („Ein süßer Fratz“, „Picknick im Pyjama“, „Indiskret“), ehe er 1963 mit „Charade“ ein Drehbuch von Peter Stone („Arabeske“, „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“) verfilmte, das eher für Hitchcock gemacht zu sein schien. Doch Donen beweist mit der flott inszenierten und bestens besetzten Krimi-Komödie, dass nicht nur der Suspense-Master solche Stoffe zu Kassenschlagern machen kann.
Als Regina „Reggie“ Lampert (Audrey Hepburn) einmal mehr ohne ihren Mann Urlaub in den französischen Alpen macht, manifestiert sich ihr Entschluss, die Scheidung einzureichen, weil Charles immer so geheimnisvoll tut. Wie recht die Simultan-Übersetzerin mit ihrer Einschätzung hat, stellt sie bei ihrer Rückkehr nach Paris fest, als sie die gemeinsame Wohnung völlig leergeräumt vorfindet. Inspektor Edouard Grandpierre (Jaques Marin) teilt ihr schließlich mit, dass ihr Mann tot, nur in einem Pyjama bekleidet, neben einem Eisenbahngleis aufgefunden wurde. Unter seinen Sachen befinden sich neben einem Brief an Reggie und einer Schiffspassage auch mehrere Pässe, mit denen Charles Lampert unter verschiedenen Namen und Nationalitäten unterwegs gewesen ist. Wenig später wendet sich auch der CIA-Beamte Bartholomew (Walter Matthau) an die Witwe und erklärt ihr, dass ihr Mann im Zweiten Weltkrieg einer Kommando-Einheit zugeteilt war, die 250.000 Dollar in Gold an die französische Résistance überreichen sollte, sie stattdessen aber für sich selbst behielt. Doch nicht nur die CIA hat ein Interesse daran, das gestohlene Geld zurückzuerhalten, auch die zwielichtigen Herman Scobie (George Kennedy), Tex Panthollow (James Coburn) und Leopold W. Gideon (Ned Glass), die Reggie bei Charles‘ Totenwache kennenlernt und zu dessen Kommando gehörten, wollen ihren Anteil an dem Geld, das sie nun im Besitz von Reggie wähnen. Zum Glück steht ihr der hilfsbereite Peter Joshua (Cary Grant) zur Seite, den sie während ihres Urlaubs kennengelernt und der aus der Zeitung von Charles‘ Tod erfahren hat. Während sich Reggie zu Peter zunehmend hingezogen fühlt und verzweifelt nach dem Geld sucht, um nicht so wie ihr Mann zu enden, muss sie feststellen, dass nicht nur Charles falsche Identitäten vortäuschte …
„Charade“ stellt sich von der ersten Szene an als dramaturgische Meisterleistung dar. Vor dem Vorspann präsentiert Donen die aus dem Zug geworfene Leiche des Mannes, der später als Charles Lampert identifiziert wird, direkt nach den Credits taucht aus der Deckung eine Pistole auf, aus der aber schließlich nur ein Wasserstrahl auf Reggies Gesicht abgefeuert wird.
Mit diesen beiden Eingangssequenzen setzt Donen geschickt den Ton und das Setting für seinen Film, denn hier geht es nicht nur um die Auflösung eines Kriminalfalls, sondern auch um das Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers – und das auf eine durchaus augenzwinkernde Weise. Der Zuschauer wird so wie die bislang sorglos lebende und etwas naiv wirkende Reggie im weiteren Verlauf der Geschichte von immer neuen Entdeckungen und Entwicklungen überrascht. Die Enthüllung all der Geheimnisse und wahren Identitäten wird in gut abgestimmten Intervallen vollzogen, in denen Reggie und ihr stets zur Seite stehender Peter, den sie bereits als nächsten Ehemann auserkoren hat, dem Geld auf der Spur sind, das im Verlauf der Handlung weitere Opfer fordert.
Bis zum packenden Finale entwickelt „Charade“ einen unterhaltsamen Sog, für den nicht nur das knackig adaptierte Drehbuch verantwortlich ist, sondern auch die bis in die Nebenrollen gut aufgelegten Darsteller, die von dem Traumpaar Audrey Hepburn („Frühstück bei Tiffany“, „My Fair Lady“) und dem Hitchcock-erfahrenen Cary Grant („Der unsichtbare Dritte“, „Über den Dächern von Nizza“) angeführt werden.
"Charade" in der IMDb

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