Weekend

Mit seinem Debütfilm „Außer Atem“ schuf Jean-Luc Godard, Filmkritiker der "Les Cahiers de cinéma", 1959 ein Meisterwerk der einflussreichen Nouvelle Vague, begann nach der Gründung des Filmkollektivs Dsiga Wertow im Jahr 1968 aber vermehrt politische Filme, die dem Geist der Neuen Linken entstanden. Zu den radikalsten Filmen dieser Zeit zählt „Weekend“.
Obwohl Corinne (Mireille Darc) und Roland (Jean Yanne) längst ihre glücklichsten Tage hinter sich haben und ihre Affären haben, halten sie noch zusammen, um sich die Erbschaft von Corinnes Vater zu sichern, dem sie jedes Wochenende eine kleine Portion Gift verabreicht haben. Doch die Fahrt zur Testamentseröffnung auf dem Land entwickelt sich zum puren Horrortrip. Bereits vor der Pariser Wohnung rammt Roland den Wagen einer Nachbarin, es kommt zu handfesten Auseinandersetzungen und Schüssen. Weitere Handgreiflichkeiten entstehen im nicht enden wollenden Stau auf einer Landstraße, schließlich sorgt ein Autounfall dafür, dass das Paar zu Fuß seine Odyssee fortsetzen muss. Unterwegs begegnen ihnen Räuber, Vergewaltiger, Kannibalen und allerlei historische Persönlichkeiten.
Aus der eigentlich banalen Ausgangssituation, dass sich ein zerstrittenes Paar zu einer Reise aufmacht, um sich ein Millionenerbe zu sichern, macht Jean-Luc Godard einen surrealistischen Road-Trip, der nicht nur mit den üblichen Sehgewohnheiten bricht, sondern auch einen sozialkritischen Kommentar zur Konsumgesellschaft und der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen darstellt. Das Auto als eines der wichtigsten Statussymbole des zivilisierten Menschen, wird in „Weekend“ dabei nicht nur zum begehrten Objekt, das man notfalls auch mit Gewalt zu erwerben versucht, sondern vor allem während der spektakulären zehnminütigen Stau-Sequenz vor ohrenbetäubendem Hup-Konzert-Soundtrack zum Symbol des Stillstands, sogar zur tödlichen Falle. Brennende Autos am Straßenrand, auf Feldern, sogar in den Bäumen säumen die blutige, vor Gewalt sprühende Reise des Ehepaars auf dem Weg zum ersehnten Reichtum. Dabei werden sie von Verrückten und Kannibalen belästigt, aus dem Off ertönen Theorien zur Sklaverei und den Statuten der Französischen Revolution.
All das wird von Godard in fragmentarischen Sequenzen geschildert und durch ungewöhnliche Zwischentitel segmentiert. „Week-End“, so der Originaltitel schildert tatsächlich das Ende von vielem, der Wohlstandsgesellschaft ebenso wie den Grundsätzen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, zitiert Freud und Engels und proklamiert auf apokalyptische Weise das „Ende des Kinos“. Der Film fasziniert als bissige Satire auf die Konsumgesellschaft und brilliert stilistisch durch eine Vielzahl von außergewöhnlichen Einfällen. Nachdem „Weekend“ in der Jean-Luc Godard Edition 3 von StudioCanal enthalten gewesen ist, wird das provokative Meisterwerk nun auch als Einzeltitel veröffentlicht.
"Weekend" in der IMDb

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