Hatfield & McCoys

Kevin Reynolds Langfilm-Regiedebüt „Fandango“ bedeutete nicht nur für ihn selbst 1985 den Durchbruch, sondern auch für seinen Star Kevin Costner, mit dem er 1991 noch erfolgreich „Robin Hood – König der Diebe“ realisierte, doch beim postapokalyptischen Abenteuer „Waterworld“ entzweiten sich 1995 die beiden Freunde. Dass Costner schließlich den Regiejob von Reynolds übernahm, konnte den seinerzeit teuersten Film allerdings auch nicht vor dem Flop retten. Dass sich die beiden Kevins überhaupt noch einmal für ein gemeinsames Filmprojekt zusammenraufen würden, war nicht zwingend zu erwarten. Das geteilte Interesse an der Geschichte über die zutiefst verfeindeten Familien der Hatfields und McCoys, die bereits mehrmals verfilmt worden ist, animierte die beiden Filmemacher zu einem Fernseh-Dreiteiler, der die blutigen Ereignisse zwischen 1878 und 1891 so minutiös und authentisch verarbeitete, dass das über viereinhalbstündige Western-Drama mit einem Golden Globe für Hauptdarsteller Kevin Costner und fünf Emmys ausgezeichnet worden ist.
Im Bürgerkrieg waren Anse Hatfield (Kevin Costner) und Randall McCoy (Bill Paxton) noch Freunde, die sich gegenseitig das Leben gerettet haben, doch die erste Unstimmigkeit kommt zum Ende des Krieges auf, als Hatfield die Truppe unerlaubt verlässt, um zu seiner Familie nach West Virginia zurückzukehren. Zu einem bewaffneten Konflikt kommt es, als Randolph McCoy ein Schwein auf Floyd Hatfields Weide für sich beansprucht. Vor Gericht sagt Bill Staton, der mit beiden Familien verwandt ist, für die Hatfields aus, woraufhin er im Juni 1880 von den McCoy-Brüdern Sam und Paris umgebracht wurde. Als dann auch Johnse Hatfield (Matt Barr) Roseanna McCoy (Lindsey Pulsipher) schwängert und sie zu heiraten beabsichtigt, eskaliert die Situation zwischen den kinderreichen Familienoberhäuptern. Nach dem bewährten biblischen Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wird jeder Mord vielfach gerächt, vor allem, nachdem drei der McCoy-Jungs Anses besonnenen Bruder Wall (Powers Boothe) erschießen, worauf Anse die drei Schuldigen erst einsperrt und dann hinrichten lässt …
Dass Kevin Costner ein besonderes Faible für das Western-Genre besitzt, hat er nicht nur in seinem siebenfach Oscar-prämierten Regiedebüt „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) bewiesen, sondern auch mit Filmen wie „Silverado“, „Wyatt Earp“ und „Open Range“. In „Hatfields & McCoys“ mimt er überzeugend das Hatfield-Familienoberhaupt. Bei aller Härte, mit der er gegen seinen ehemaligen Kriegskameraden und seine Familie vorgeht, kommt aber auch stets die Fürsorge für seine eigene kinderreiche Schar durch. Der Dreiteiler demonstriert eindrucksvoll, wie sich aus einem einfachen Missverständnis eine bürgerkriegsähnliche Fehde entwickelt, bei der niemand das Gesicht verlieren will und jede Bluttat mit einem tödlichen Gegenschlag beantwortet, immer darauf hoffend, dass der jeweils Andere dann das Blutvergießen beendet.
„Hatfields & McCoys“ gefällt weniger durch die einfach gestrickte Geschichte, die aber nichtsdestotrotz ihren tragischen Sog zu entfalten versteht, sondern durch die großartigen Darstellungen von Kevin Costner („Mr. Brooks“, „JFK“), Bill Paxton („Apollo 13“, „Twister“), Powers Boothe („Sin City“, „Frailty“) und Tom Berenger („Inception“, „Training Day“), das gediegene Produktionsdesign und den folkigen Score von John Debney und Tony Morales.
Western-Freunde kommen bei diesem Dreiteiler, der für den amerikanischen Kabelsender History produziert worden ist, voll auf ihre Kosten.
"Hatfield & McCoys" in der IMDb

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