Love Stories - Erste Lieben, zweite Chancen

Wenn Eltern die Erwartung hegen, dass ihre Kinder in ihre Fußstapfen treten, bahnt sich oftmals ein Drama an. Hollywood-Debütant Josh Boone hat mit seinem Film „Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen“ aber das Kunststück fertiggebracht, aus dem Konfliktpotenzial dieser elterlichen Erwartungshaltung einen erfrischenden Liebesreigen zu kreieren, in dem es die Eltern ebenso schwer haben, die wahre Liebe zu finden (und zu bewahren) wie ihre Zöglinge.
Nachdem ihn seine Frau Erica (Jennifer Connelly) vor drei Jahren wegen eines jüngeren Mannes verließ, hat der renommierte Autor William Borgens (Greg Kinnear) kein Wort mehr zu Papier gebracht. Stattdessen hofft er verzweifelt auf ihre Rückkehr, deckt beim alljährlichen Thanksgiving-Essen ihren Platz mit ein und schleicht um ihr Haus herum, um gelegentlich feststellen zu dürfen, dass sich Erica mit ihrem neuen Lover auch mal streitet. Williams Tochter Samantha (Lily Collins), die tatsächlich dabei ist, sich als Schriftstellerin zu etablieren, ist seit der Trennung ihrer Eltern so traumatisiert, dass sie den Kontakt zur abtrünnigen Mutter völlig abgebrochen hat und selbst unfähig zu einer festen Beziehung ist. Stattdessen gibt sie sich wahllos sexuellen Abenteuern hin, bis ihr Mitschüler aus dem „Kreativen Schreiben“-Kurs, Lou (Logan Lerman), hartnäckig Samanthas Gefühlspanzer zu durchbrechen versucht. Währenddessen eifert Samanthas Bruder Rusty (Nat Wolff) seinem Idol Stephen King nach und verliebt sich in die psychisch labile Mitschülerin Kate (Liana Liberato) …
Die Indie-Liebes-Komödie „Love Stories“ setzt das titelgebende Thema über zwei Generationen mit all ihren Fallstricken, Sehnsüchten, Verlustängsten und Problemen ungewöhnlich subtil um. Wie die getrennten Eltern von Samantha und Rusty mit ihrem neuen Leben umgehen, wirkt ebenso authentisch wie die ersten Annäherungsversuche der groß gewordenen Kinder in Sachen Liebe. Die Schriftstellerei, die im Originaltitel „Stuck In Love – The Writers Playlist“ noch deutlicher zum Ausdruck kommt, spielt dabei keine so große Rolle wie vermutet, bietet aber Gelegenheit für ein paar schöne Zitate, während die Ambitionen von William Borgens‘ Kindern nicht wirklich glaubwürdig dargestellt sind. Die große Stärke des Films liegt weniger in den „Zweiten Chancen“, auf die vor allem William hinarbeitet, als in den „Ersten Lieben“, die seine Kinder erleben.
Wie Samantha zu Tränen gerührt ist, wenn ihr Lou im Auto seinen Lieblingssong („Between The Bars“ von Elliot Smith) vorspielt, oder wie Kate Rusty fragt, ob sie der Engel in Rustys Gedicht sei, das er im Unterricht vortrug, macht allein den Film schon sehenswert. Dazu geben sich bekannte Gesichter wie Greg Kinnear („Little Miss Sunshine“, „Flash Of Genius“) und Jennifer Connelly („Requiem For A Dream“, „A Beautiful Mind“) ein munteres Stelldichein mit den überzeugenden Jungdarstellern Lily Collins („Chroniken der Unterwelt – City Of Bones“), Logan Lerman („Vielleicht lieber morgen“, „Die drei Musketiere“), Liana Liberato („Sons of Anarchy“) und Nat Wolff („Admission“), alles untermalt von einem einfühlsamen Indie-Pop-Soundtrack, der neben dem eindringlichen Score von Nathaniel Walcott und Mike Mogis auch Tracks von Wallpaper Airplanes, Elliott Smith, Friends Of Gemini und Bright Eyes enthält. Allein der allzu kitschige Schluss trübt das Vergnügen an dieser ansonsten tiefsinnigen wie humorvollen romantischen Komödie.
"Love Stories - Erste Lieben, zweite Chancen" in der IMDb

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