Baraka

Als Kameramann bei Godfrey Reggios 1982 inszenierten Doku-Meisterwerk „Koyaanisqatsi Prophezeiung“ hat Ron Fricke („Samsara“) auf den Weg bekommen, wie sich auch ohne Worte und erkennbaren Plot eindrucksvolle Bilder zu einem eindrucksvollen Filmerlebnis verdichten lassen. Zehn Jahre später realisierte Fricke mit „Baraka – Eine Welt jenseits der Worte“ selbst einen ähnlichen Bilderrausch, der den Zuschauer ebenso durch die majestätischen Erscheinungsformen der Natur auf unserem Planeten führt wie durch die spirituellen Ausprägungen verschiedener Kulturkreise und das hektische Treiben industrieller Massenproduktion und die Lebensbedingungen in Ballungszentren.
Den Titel des Films hat Fricke der Sufi-Sprache entlehnt, wo mit „Baraka“ der Atem des Lebens beschrieben wird. Der Film führt den Betrachter quer durch alle Kontinente in entlegene Naturparadiese, schwingt sich mit einer computergesteuerten TODD/AO 70mm Kamera über Wolken und Vulkane, beobachtet meditierend wirkende Äffchen in warmen Tümpeln, schwebt über riesigen Urwäldern und dem Ayers Rock, geht auf Tuchfühlung mit betenden Menschen und hält eindrucksvoll zelebrierte Riten von Naturvölkern fest.
Kontrastierend zu diesen beruhigenden Szenen spiritueller Kontemplation werden im Zeitraffer die großstädtischen Autoschlangen und die stakkatoartigen Schübe von Fußgängern über breiten Zebrastreifen festgehalten und die Hühner-Legebatterien mit der Akkordarbeit in der Computer-Branche und Zigarettenproduktion gleichgesetzt.
„Baraka“ bildet so ein nicht nur visuell, sondern auch akustisch berauschendes Filmerlebnis, das deshalb so gut ohne erklärende Worte funktioniert, weil die Bilder und die Musik für sich selbst sprechen. Der elektronische, ethnisch eingefärbte Score von Ambient-Komponist Michael Stearns („Chronos“) und die sakralen Klänge von Dead Can Dance bieten nicht nur die perfekte Sound-Kulisse, sondern gehen eine symbiotische Beziehung mit dem suggestiven Bilderreigen ein, der die verschiedenen Ausprägungen von Natur, Religion und Zivilisation zueinander in Beziehung setzt. Der Blu-ray-Release dieses Klassikers, der in der detailscharfen HD-Abtastung in 8K nach wie vor als Referenz gilt, enthält eine Bonus-DVD mit deutschsprachigem Making of und einer Dokumentation über die 8K-Restauration.
"Baraka" in der IMDb

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