Passion

Hollywoods Filmemacher schauen sich bekanntlich gern in Europa und Asien um, wenn es um Ideen für „neue“ Projekte geht, sprich Remakes meist schon erfolgreich im Ausland gelaufener Filme für den amerikanischen Markt. Nachdem sich Brian De Palma 2006 des James-Ellroy-Krimis „Black Dahlia“ angenommen hatte, präsentiert der Altmeister nach einer längeren Schaffenspause mit „Passion“ ein Remake des französischen Thriller-Dramas „Love Crime“ von Alain Corneau (2010) und bewegt sich damit im vertrauten Terrain und Verführung und Täuschung.
Die ebenso junge wie attraktive Christine Stanford (Rachel McAdams) steht nicht umsonst an der Spitze der Berliner Zweigstelle eines international erfolgreichen Werbeunternehmens. Skrupellos und manipulativ versteht sie, Menschen emotional an sich zu binden und sie dann gnadenlos auszubeuten und von sich abhängig zu machen. Das muss nicht nur ihr Liebhaber Dirk Harriman (Paul Anderson) schmerzlich am eigenen Leib erfahren, auch ihre engagierte Assistentin Isabelle James (Noomi Rapace) gerät zunehmend in den Bann ihrer Chefin. Zunächst erfreut sie sich noch an dem ihr entgegengebrachten Vertrauen, als Christine sie nach London zur Präsentation ihrer neuen Jeans-Kampagne schickt, doch dann muss sie mit ansehen, wie Christine ihrem New Yorker Boss J.J. Koch (Dominic Raacke) die Kampagne als ihre eigene verkauft. Damit sie ihre gefrustete Untergebene in Schach halten kann, verwickelt sie Isabelle in eine erotische Liaison und arrangiert eine Affäre zwischen ihr und Dirk. Als Christine die naive Frau vor versammelter Mannschaft demütigt, sinnt diese auf Rache. Isabelles Assistentin Dani (Karoline Herfurth) weiß auch schon, wie …
Brian De Palma begnügt sich nicht einfach damit, das französische Original zu kopieren. An die Intensität von Corneaus Hauptakteurinnen Kristin Scott Thomas und Ludivine Sagnier kommen Rachel McAdams („To The Wonder“, „Midnight In Paris“) und Noomi Rapace („Verblendung“, „Prometheus“) auch nicht heran. Dass sie aber eindeutig die tragenden Figuren in „Passion“ sind, leitet sich aus der einfachen Tatsache ab, dass Männer in dem Film kaum eine Rolle spielen. Der einzig starke Mann ist der von Dominic Raacke unprätentiös gespielte Geschäftsführer, aber seine kurzen Momente reichen kaum aus, seiner Rolle irgendein Profil zu verleihen. Alle anderen Männerrollen sind extrem schwache Figuren, sei es der melancholische Kommissar Bach (Rainer Bock) oder der in jeder Hinsicht unterdrückte Geschäftsmann Harriman.
Vor allem in der zweiten Hälfte des Films gewinnt die Beziehung zwischen Christine und Isabelle an Dramatik. Aus der naiven Untergebenen, die von ihrer Chefin bei jeder Gelegenheit vorgeführt wird, entwickelt sich nicht eine allein von Rachsucht Getriebene, sondern eine Frau, die zunehmend Schwierigkeiten bekommt, Traum und Realität voneinander zu trennen. Hier eifert De Palma („Schwarzer Engel“, „Dressed To Kill“) nicht nur seinem großen Vorbild Alfred Hitchcock („Psycho“, „Vertigo“) nach, sondern bezieht sich immer wieder ganz bewusst auf sein eigenes Werk.
Die Story weist bei diesen selbstreferentiellen Spielereien zwar im weiteren Verlauf größere Schwächen auf, doch für De-Palma-Fans bietet dieser Zitatenschatz sicher großen Unterhaltungswert.
"Passion" in der IMDb

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