Redemption

Bislang hat sich der Brite Steven Knight vor allem als Drehbuchautor für Fernsehserien wie „The Detectives“, „All About Me“ und „Who Wants To Be A Millionaire“ hervorgetan, aber auch für Spielfilme wie Stephen Frears‘ „Kleine schmutzige Tricks“ und David Cronenbergs „Tödliche Versprechen“. Mit „Redemption – Stunde der Vergeltung“ legt er nun sein Langfilm-Regiedebüt vor, das Action-Star Jason Statham („Transporter“, „Crank“) in einer dramatischeren Rolle als gewohnt präsentiert.
Nach einem traumatischen Auslandsaufenthalt, bei dem Special-Forces-Elitesoldat Joey Jones (Jason Statham) in einer Vergeltungsaktion für seine gefallenen Kameraden über die Stränge geschlagen ist, muss sich der Desertierte vor einem Militärgericht verantworten. Um diesem unerfreulichen Verfahren aus dem Weg zu gehen, ist Joey als Obdachloser in London untergetaucht, wo er so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen versucht. Doch als er seine einzige Freundin Isabel (Victoria Bewick) vor einer Schlägerbande beschützen will, muss er selbst die Flucht ergreifen und verschanzt sich in einem verlassenen Edelappartement eines renommierten Fotografen. Da sich dieser noch einige Zeit im Ausland aufhält, nutzt Joey die Gelegenheit, sich dessen Identität, Kleidung und Geld anzueignen und sich ein neues Leben aufzubauen. Bereits als Tellerwäscher in einem China-Restaurant sorgt er dafür, unbequeme Gäste vor die Tür zu schicken. Er arbeitet sich zum Schläger für den chinesischen Gangsterboss Mr. Chow (Benedict Wong) hoch und nutzt seinen neuen Reichtum dafür, die Nonne Cristina (Agata Buzek) und die von ihr organisierte Obdachlosenspeisung zu unterstützen. Als Joey aber die Nachricht von Isabels gewaltsamen Tod erhält, nutzt er seine Mafia-Kontakte, um den Mörder seiner Freundin zu finden …
Wer mit „Redemption – Stunde der Vergeltung“ einen der geradlinigen Action-Feuerwerke erwartet, mit der Jason Statham zu einem der Top-Stars des Genres avanciert ist, wird vielleicht enttäuscht sein. Denn obwohl der Film einige schnörkellose Nahkampfszenen bietet, in denen Statham seine effektiven Künste darbieten kann, sind diese Momente nie um ihrer selbst willen inszeniert, sondern ganz der Story untergeordnet. Und die erweist sich schon bald als komplexer, als man es von einem konventionellen Actioner erwarten dürfte. Nun hat sich Steven Knight bereits mit seinen früheren Spielfilm-Drehbüchern als Autor mit Sinn für vielschichtige Figurenzeichnungen behauptet. Diese Fähigkeit zeichnet auch sein Regiedebüt aus. Joey Jones kehrt als gebrochener Mann aus dem Krieg zurück und lebt ein trostloses, anonymes Dasein in Londons Gassen, bis er die Chance zum Aufbau eines neuen, regelkonformen Lebens bekommt. Die Nonne Cristina, die ihm einst das Leben rettete, dient dem gestrauchelten Mann als moralischer Kompass, doch auch Cristina trägt eine Bürde mit sich herum, die ihrer Selbstverwirklichung im Wege steht.
In „Redemption“ geht es nur partiell um Vergeltung. Ebenso sehr wie Joey den Mord an seiner Freundin rächen will, strebt er nach Erlösung von seinem sündigen Leben und wird von der Sehnsucht genährt, ein gottgefälliges Leben zu führen. Diesen Widerspruch bekommen weder Joey noch seine Nonne in den Griff, auch das Drehbuch kann diese Konflikte nicht zufriedenstellend lösen. Dem routinierten Drehbuchautor und Regieneuling gelingt es zwar, sympathische Figuren zu zeichnen, die von wilden Dämonen getrieben werden, aber die Struktur der Story wird den komplexen Emotionen von Joey und Christina nicht immer gerecht.
Davon abgesehen ist „Redemption“ von Altmeister Chris Menges („The Mission“, „Tagebuch eines Skandals“) brillant fotografiert, von Dario Marianelli („Stolz & Vorurteil“, „Abbitte“) stimmungsvoll musikalisch untermalt und hervorragend von Jason Statham und Agata Buzek gespielt. Trotz einiger Drehbuchschwächen bietet „Redemption“ kurzweilige und ungewöhnlich tiefsinnige Unterhaltung für ein Action-Drama.
"Redemption" in der IMDb

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