Affenkönig

Wie stellt man es an, wenn ein Mittvierziger noch eine Rechnung mit seinen alten Freunden offen hat, die ihn vor zwanzig Jahren in einer Lebenskrise komplett hängen gelassen haben? Diese Frage versucht Regisseur Oliver Rihs („Schwarze Schafe“) mit seinem neuen Film „Affenkönig“ zu beantworten, der ab 13. Oktober in den deutschen Kinos anläuft.
Da ihm dazu offensichtlich nicht viel Sinnhaftes eingefallen ist, schickt er seine Figuren – Männlein wie Weiblein – durch eine Tour de Force voller Alkohol, Sex, Lügen und Kokain. Besonders gut ist ihm das nicht gelungen.
Die früheren Freunde Viktor (Samuel Finzi), Ralph (Oliver Korittke) und Martin (Marc Hosemann) staunen nicht schlecht, als sie mit Frauen und Kindern von ihrem alten Weggefährten Wolfgang alias Wolfi (Hans-Jochen Wagner) in die Provence eingeladen werden, wo dieser seinen 45. Geburtstag mit ihnen feiern will. Dass Wolfi mit einigen Start-up-Unternehmen so viel Geld gemacht hat, dass er sich in idyllischer Lage dieses Domizil mit Swimming Pool leisten und seinen frühzeitigen Lebensabend genießen kann, erfüllt sie ebenso mit Staunen wie Neid. Denn sie selbst hinken ihren eigenen Ansprüchen weit hinterher.
Viktor wird von seiner Parteiführung auch während des Urlaubs immer wieder zurechtgestutzt und kann sich kaum um seine hochschwangere Freundin Sima (Jytte-Merle Böhrnsen) kümmern, während Martin für sein Comeback als Musiker 40.000 Euro braucht und vortäuscht, dass sein Sohn dringend eine Herzoperation benötigt. Ralph steht als Software-Entwickler für Buchhaltungsprogramme dagegen ganz unter der Fuchtel seiner Frau Ruth, einer lustfeindlichen Psychiaterin (Jule Böwe). In seiner Geburtstagsansprache weist Wolfi mit Videoeinspielungen noch einmal darauf hin, wie ihn seine Freunde Mitte der 1990er Jahre im Stich gelassen haben, als er mit ihnen die Sahara auf dem Fahrrad durchqueren wollte und er daraufhin im Alkoholsumpf versackt war. Nun rächt er sich an ihnen, indem er ihnen seine beiden schönen Models präsentiert und mit ihnen in Frauenkleidern eine eigene Tour-de-France-Etappe absolviert …
Oliver Rihs‘ „Affenkönig“ beginnt vielversprechend. Schon am heimischen Flughafen, als sich Viktor und Ralph mit ihrem Anhang nach Jahren wiedersehen, wird deutlich, dass in all den Jahren Welten zwischen ihnen entstanden sind, die durch die propagierten Lebenslügen auch während der Busfahrt zu Wolfis Domizil nicht geschlossen werden. Und als sich die Gäste jeweils in ihren Zimmern einrichten, schildert Rihs knapp die gescheiterten Lebensentwürfe der Männer, von denen jeder einzelne seine eigene Midlife Crisis durchlebt.
Statt jedoch das Konfliktpotenzial der über die Jahre so unterschiedlich verlaufenden Karrieren und Lebensgeschichten weiter auszuschöpfen, begibt sich der Film in die niederen Ebenen des billigen Klamauks, wo heftig Kokain inhaliert, Unmengen an Alkohol konsumiert, ein Strauß gejagt und Orgien gefeiert werden. Mit diesem Schwenk ins Komödien-Genre geht leider auch die Sinnhaftigkeit der Handlung komplett verloren, die sich auf neue Konstellationen bei den sexuellen Interaktionen und vom Drogenrausch induziertes Geschwafel reduziert. Für einen unterhaltsamen Kinoabend ist das leider zu wenig.
"Affenkönig" in der IMDb

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