Fucking Berlin
Als die 1982 in Italien geborene Sonia Rossi 2008 ihren autobiografischen Roman „Fucking Berlin“ veröffentlichte, avancierte die Erzählung ihres Doppellebens als Mathematikstudentin und Teilzeit-Prostituierte in Berlin zu einem nationalen Bestseller, auf den zwei Jahre später „Dating Berlin. Auf der Suche nach Mr. Right“ folgen sollte. Acht Jahre nach Rossis medienwirksamen Debüt folgt nun die Verfilmung als DVD/Blu-ray-Erstveröffentlichung (EuroMedia) durch Florian Gottschick.
Die zwanzigjährige Sonja (Svenja Jung) zieht für ihr Mathematikstudium nach Berlin und ist sogleich vom schillernden Nachtleben der Metropole begeistert. Fortan ist Berlin für sie ein Rhythmus, der jeweils durch die Menschen, die sie kennenlernt, beeinflusst wird, vor allem durch unkomplizierte One-Night-Stands wie mit dem Barkeeper Milan (Christoph Letkowski).
Als sie sich in den Herumtreiber Ladja (Mateusz Dopieralski) verliebt, der sofort bei ihr einzieht, beginnt das Partyleben richtig Spaß zu machen. Allerdings reicht der Nebenjob längst nicht mehr aus, um zwei junge Menschen durchzubringen und vor allem Ladjas Drogenschulden zu bezahlen. Sonja beginnt sich vor der Webcam auszuziehen und sieht wenig später die Möglichkeit, als Prostituierte noch besser zu verdienen. Als Ladja erfährt, dass Sonja ihr Geld nicht im Call Center, sondern im horizontalen Gewerbe verdient, haben sich die beiden schon längst entfremdet …
Die Verfilmung von Sonia Rossis Bestseller erscheint zum einem günstigen Zeitpunkt, denn vor fast genau einem Jahr sorgte Sebastian Schippers virtuoses Berlin-Movie „Victoria“ für großes Aufsehen.
Zwar versprüht auch Florian Gottschick („Nachthelle“, „Artisten“) mit seinem neuen Film gerade in den Anfangsminuten den grellen Charme der in schillernden Farben pulsierenden Stadt und gibt damit auch das von Neugierde, Freiheitsdrang und Experimentierfreudigkeit geprägte Lebensgefühl seiner jungen Protagonistin wunderbar wieder, doch folgt er anschließend einer eher konventionellen Erzählstruktur und Bildersprache.
Sonjas Zeit an der Uni wird dabei nur sporadisch angerissen und dient allein dazu, ihren Dozenten (Rudolf Martin) und ihre Freundin einzuführen. Der Fokus des Films liegt vor allem in Sonjas Bemühen, ihr Leben zwischen Uni, festem Freund, Partyleben und geheim zu haltendem Job zu arrangieren, worunter immer mindestens ein Aspekt zu leiden hat.
Besonders gelungen sind Gottschicks Sequenzen vor allem dann, wenn Sonja ihren Einstand sowohl als Call-Girl als auch Prostituierte gibt, wobei vor allem die Szenen bei ihrer Puffmutter eine familiäre Atmosphäre ausstrahlen und für einige komische Momente sorgen, wenn die verschiedenen Vorlieben ihrer Kunden visualisiert werden. Doch die Bestseller-Verfilmung hat auch ihre Schwächen. Vor allem Sonjas Voice-Over-Beschreibungen und Kommentare stören immer wieder den Fluss der Bilder und bringen der Erzählung auch keinen wirklichen Zugewinn. Und Sonja selbst steht so stark im Zentrum der Geschichte, dass nahezu alle Nebendarsteller kaum Gelegenheit bekommen, ihren Figuren bemerkenswerte Konturen zu verleihen. Und schließlich ist auch die Musikauswahl (Kalte Farben) zwar sehr treffend, aber oft zu aufdringlich eingesetzt.
Dass „Fucking Berlin“ dennoch gut zu unterhalten versteht, ist vor allem Svenja Jung („Unter uns“, „Die Mitte der Welt“) zu verdanken, die die Ich-Erzählerin äußerst frisch und sympathisch verkörpert.
Mit ihr durch Berlins Clubs und Freier-Szene zu rauschen, macht schon Spaß und ist von Gottschick trotz viel nackter Haut nie voyeuristisch in Szene gesetzt worden, wobei die einfühlsamen und witzigen Momente Höhepunkte in einem sehr lebendigen Berlin-Film darstellen.
"Fucking Berlin" in der IMDb
Die zwanzigjährige Sonja (Svenja Jung) zieht für ihr Mathematikstudium nach Berlin und ist sogleich vom schillernden Nachtleben der Metropole begeistert. Fortan ist Berlin für sie ein Rhythmus, der jeweils durch die Menschen, die sie kennenlernt, beeinflusst wird, vor allem durch unkomplizierte One-Night-Stands wie mit dem Barkeeper Milan (Christoph Letkowski).
Als sie sich in den Herumtreiber Ladja (Mateusz Dopieralski) verliebt, der sofort bei ihr einzieht, beginnt das Partyleben richtig Spaß zu machen. Allerdings reicht der Nebenjob längst nicht mehr aus, um zwei junge Menschen durchzubringen und vor allem Ladjas Drogenschulden zu bezahlen. Sonja beginnt sich vor der Webcam auszuziehen und sieht wenig später die Möglichkeit, als Prostituierte noch besser zu verdienen. Als Ladja erfährt, dass Sonja ihr Geld nicht im Call Center, sondern im horizontalen Gewerbe verdient, haben sich die beiden schon längst entfremdet …
Die Verfilmung von Sonia Rossis Bestseller erscheint zum einem günstigen Zeitpunkt, denn vor fast genau einem Jahr sorgte Sebastian Schippers virtuoses Berlin-Movie „Victoria“ für großes Aufsehen.
Zwar versprüht auch Florian Gottschick („Nachthelle“, „Artisten“) mit seinem neuen Film gerade in den Anfangsminuten den grellen Charme der in schillernden Farben pulsierenden Stadt und gibt damit auch das von Neugierde, Freiheitsdrang und Experimentierfreudigkeit geprägte Lebensgefühl seiner jungen Protagonistin wunderbar wieder, doch folgt er anschließend einer eher konventionellen Erzählstruktur und Bildersprache.
Sonjas Zeit an der Uni wird dabei nur sporadisch angerissen und dient allein dazu, ihren Dozenten (Rudolf Martin) und ihre Freundin einzuführen. Der Fokus des Films liegt vor allem in Sonjas Bemühen, ihr Leben zwischen Uni, festem Freund, Partyleben und geheim zu haltendem Job zu arrangieren, worunter immer mindestens ein Aspekt zu leiden hat.
Besonders gelungen sind Gottschicks Sequenzen vor allem dann, wenn Sonja ihren Einstand sowohl als Call-Girl als auch Prostituierte gibt, wobei vor allem die Szenen bei ihrer Puffmutter eine familiäre Atmosphäre ausstrahlen und für einige komische Momente sorgen, wenn die verschiedenen Vorlieben ihrer Kunden visualisiert werden. Doch die Bestseller-Verfilmung hat auch ihre Schwächen. Vor allem Sonjas Voice-Over-Beschreibungen und Kommentare stören immer wieder den Fluss der Bilder und bringen der Erzählung auch keinen wirklichen Zugewinn. Und Sonja selbst steht so stark im Zentrum der Geschichte, dass nahezu alle Nebendarsteller kaum Gelegenheit bekommen, ihren Figuren bemerkenswerte Konturen zu verleihen. Und schließlich ist auch die Musikauswahl (Kalte Farben) zwar sehr treffend, aber oft zu aufdringlich eingesetzt.
Dass „Fucking Berlin“ dennoch gut zu unterhalten versteht, ist vor allem Svenja Jung („Unter uns“, „Die Mitte der Welt“) zu verdanken, die die Ich-Erzählerin äußerst frisch und sympathisch verkörpert.
Mit ihr durch Berlins Clubs und Freier-Szene zu rauschen, macht schon Spaß und ist von Gottschick trotz viel nackter Haut nie voyeuristisch in Szene gesetzt worden, wobei die einfühlsamen und witzigen Momente Höhepunkte in einem sehr lebendigen Berlin-Film darstellen.
"Fucking Berlin" in der IMDb
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