Leaving Las Vegas

Es ist recht still um den britischen Drehbuchautor, Komponisten und Regisseur Mike Figgis geworden, der 1988 mit seinem Langfilmdebüt „Stormy Monday“ gleich einen internationalen Erfolg feiern durfte und seinen nächsten Film „Internal Affairs“ (1990) in Hollywood mit Richard Gere und Andy Garcia in den Hauptrollen inszenieren durfte.
Seinen Karrierehöhepunkt feierte Figgis schließlich 1995 mit dem preisgekrönten Alkoholiker-Drama „Leaving Las Vegas“, das Mike Figgis nicht nur zwei Oscar-Nominierungen einbrachte, sondern seinem Hauptdarsteller Nicolas Cage sowohl einen Academy Award als auch einen Golden Globe.
Seine Alkoholsucht hat dem Hollywood-Drehbuchautor Ben Sanderson (Nicolas Cage) seinen Job gekostet. Mit der großzügigen Abfindung seines Studiobosses fährt Ben nach Las Vegas, wo er sich in einem Motel einmietet und sich offensichtlich zu Tode säuft. Als er die Prostituierte Sera (Elisabeth Shue) auf der Straße kennenlernt, weil er sie fast mit dem Auto angefahren hätte, bietet er ihr mehrere Hundert Dollar, damit sie einfach etwas Zeit mit ihm verbringt. In seinem Alkoholrausch ist an Sex nicht zu denken, aber durch die Gespräche kommen sich die beiden emotional näher.
Dass Sera in dieser Nacht kaum etwas verdient, bringt ihr von ihrem gewalttätigen Zuhälter Yuri (Julian Sands) wieder eine Tracht Prügel ein. Davon unbeeindruckt holt sie Ben aus dem Motel zu sich nach Hause, schenkt ihm ein hellrotes Hemd und erträgt die Sucht ihres neuen Lebenspartners mit Geduld und kompromissloser Zuneigung. Allerdings wissen beide unausgesprochen, dass ihre Liebe keine Zukunft hat …
Mike Figgis lässt den Zuschauer von Beginn an im Ungewissen, wie der einst erfolgreiche Drehbuchautor Ben Sanderson zum schwerkranken Alkoholiker geworden ist. Wir lernen ihn kennen, wie er fröhlich im Supermarkt etliche Flaschen an hartem Stoff in den Einkaufswagen häuft und ehemalige Kollegen anpumpt, ihm kurzfristig mit Bargeld auszuhelfen, um sich neuen Stoff besorgen zu können. Wenn sein Pegel noch nicht erreicht ist, zittert er so stark, dass er nicht mal den Scheck in der Bank unterschreiben kann. Und selbst hat er Sera kennenlernt und die Gespräche mit ihr zu schätzen lernt, erfahren wir dadurch nichts von Bens früherer Geschichte, ebenso wenig übrigens wie von Seras Weg zur Prostitution.
So geht es in „Leaving Las Vegas“ auch weder um Suchtbewältigung noch Aufarbeitung der Vergangenheit. Die Geschichte ist ganz dem Hier und Jetzt in Las Vegas verhaftet, begleitet die beiden Randfiguren der glitzernden Glücksspielwelt in Las Vegas durch Alkohol-geschwängerte Tage und Nächte. Das Paar verbringt fröhliche Stunden in den Casinos, bis Ben anfängt, im Rausch zu randalieren, schließlich einige entspannte Tage in der Wüste, wo Sera am Pool ihren nackten Körper mit Alkohol übergießt, um nicht nur gemeinsame Sache mit Ben zu machen, sondern ihn auch zur Abwechslung mal sexuell zu erregen.
Abgesehen von dem Rat, dass Ben doch mal zum Arzt gehen solle, was er ablehnt, versucht Sera gar nicht weiter, ihren Geliebten zu einer Therapie zu zwingen. Beiden geht es allein darum, gemeinsam eine unter den gegebenen Umständen möglichst glückliche Zeit miteinander zu verbringen. Diese ungewöhnliche Geschichte erzählt Figgis ohne jede Rührseligkeit oder therapeutischen Zeigefinger. Er begleitet zwei gestrandete Seelen auf einem Weg, der keine sonnigen Zukunftsaussichten bereithält, sondern nur die Möglichkeit, den köstlichen Moment des gegenseitigen Verstehens ohne Vorwürfe auszukosten.
Nicolas Cage („Bad Lieutenant“, „Stadt der Engel“) verkörpert dabei den starken, aber immer sympathischen Alkoholiker so überzeugend, dass er den Oscar und Golden Globe als bester Hauptdarsteller mehr als verdient hat. Aber auch Elisabeth Shue („The Saint – Der Mann ohne Namen“, „Hollow Man“) spielt als unerschrockene wie verständnisvolle Prostituierte groß auf.
"Leaving Las Vegas" in der IMDb

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