Dämonen der Seele

Mit der aktuellen „Hammer Film Edition“ legt StudioCanal eine Kollektion von sieben, in den 1970er Jahren entstandenen und hierzulande meist noch unbekannten Filmen der britischen Hammer Film Studios vor, die vor allem ab dem späten 1950er Jahren mit atmosphärisch-gruseligen „Dracula“- und „Frankenstein“-Adaptionen echte Genre-Perlen produzierten.
Die 1970er Jahren waren indes von einer Hinwendung zu einerseits mehr naturalistischen, aber auch surreal anmutenden Psycho-Thrillern geprägt, von denen Peter Sykes „Dämonen der Seele“ (1972) definitiv nicht zu den Highlights zählt.
Baron Zorn (Robert Hardy) lebt mit seinen beiden Kindern Emil (Shane Briant) und Elizabeth (Gillian Hills) zurückgezogen auf seinem Schloss. Da er fest davon überzeugt ist, dass in seiner Familie eine unheilbar kranke und mörderische Art von Wahnsinn vererbt wird, versucht er mit allen Mitteln zu verhindern, dass Emil und Elizabeth die Schlossmauern verlassen. Sie werden dabei nicht nur in ihren Zimmern eingeschlossen, sondern auch von ihrer Tante Hilda (Yvonne Mitchell) geschröpft. Trotzdem versuchen Emil und Elizabeth, die sich mehr als nur geschwisterlich zugetan sind, ihrem Gefängnis zu entfliehen, was zumindest der jungen Frau für eine Weile gelingt und so die Aufmerksamkeit eines jungen Physikers auf sich zieht, der Elizabeth aus den Fängen ihres Vaters befreien will. Währenddessen klammert sich der Baron an die unorthodoxen Methoden von Professor Falkenberg (Patrick Magee), um die Kinder vom – vermeintlichen – Wahnsinn zu erlösen. Währenddessen sind die abergläubischen Bewohner des anliegenden Dorfes davon überzeugt, dass ein Dämon für das Verschwinden von jungen Mädchen in ihren Reihen verantwortlich ist …
Das Setting von „Dämonen der Seele“ erinnert zunächst stark an Roger Cormans glanzvolle Verfilmung von Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ aus dem Jahre 1960, denn Drehbuchautor Christopher Wicking („Der Todesschrei der Hexen“, „Die Braut des Satans“) hat mit Baron Zorn ein deutsches Pendant zu Roderick Usher geschaffen, einen Adligen, der in seinem Wahnsinn seine Liebsten mit in den Abgrund zu ziehen droht. Allerdings fehlt es Regisseur Peter Sykes, der mit Wicking später noch „Die Braut des Satans“ verwirklichte, an den filmischen Mitteln, die Geschichte überzeugend und in sich stimmig zu inszenieren.
Nach dem gelungenen Vorspann mit schönen Zeichnungen von dem Schloss und den Personen des überschaubaren Figurenensembles wird vor allem in der Kutsche, in der Elizabeth transportiert wird, sehr bildlich der Wahnsinn zum Ausdruck gebracht, der das Grundthema von „Dämonen der Seele“ darstellt. Dazu sorgen das blass-kränkliche Aussehen auch ihres Bruders und die verstörenden Traumsequenzen für die Untermauerung von Baron Zorns Maßnahmen, die er zum Schutz seiner Liebsten eingeleitet hat. Doch statt sich auf dieses Thema zu konzentrieren und eine entsprechende Bildsprache zu finden, fügen Wicking und Sykes auch noch satanistische Elemente ein, die dem Psycho-Terror unnötigerweise auch noch eine blutige Horror-Ebene hinzufügen, die der inhaltlichen Kohärenz mehr schadet als nützt. So können zwar einige schöne Bilder gerade in den Traumsequenzen überzeugen, doch inhaltlich wirkt „Dämonen der Seele“ viel zu zusammengeflickt und in seiner Form zu uneinheitlich, um einen positiven Gesamteindruck hinterlassen zu können.
"Dämonen der Seele" in der IMDb

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