Die Erfindung der Wahrheit
Seit seinen ersten beiden Spielfilmen „Ethan Frome“ und „Golden Gate“, die er 1993 in den USA inszenierte, hat der britische Filmemacher John Madden so unterschiedliche Filme wie die Oscar-prämierte Romanze „Shakespeare in Love“, das Mystery-Drama „Der Beweis“, den Thriller „Killshot - Gnadenlose Jagd“ und die beiden Comedy-Dramen um das „Best Exotic Marigold Hotel“ vorgelegt. Mit seinem neuen Thriller „Die Erfindung der Wahrheit“ taucht er dagegen tief in die skrupellosen Mechanismen des Lobbyismus ein und entlarvt die vermeintlich demokratischen Entscheidungsfindungen in der Politik als pures Schachern um Geld und Macht.
In Washington, D.C., hat sich die taffe Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) längst als höchst erfolgreiche und raffinierte Lobbyistin etabliert, die immer dann von der renommierten Kanzlei George Dupont engagiert wird, wenn die Interessen ihrer Mandanten nicht auf konventionelle Weise durchgesetzt werden können. Als ihr Chef Dupont (Sam Waterson) sie allerdings damit beauftragen will, dafür zu sorgen, dass ein strengeres Gesetz zum Waffenbesitz nicht zur Verabschiedung kommt, lehnt Sloane nicht nur ab, sondern wechselt mit vier Mitgliedern ihres Teams sogar die Seiten.
Zwar steht dem Idealisten Rodolfo Schmidt (Mark Strong), der das Gesetz unbedingt im Senat durchgebracht sehen möchte, nicht das gigantische Budget und die Möglichkeiten von Dupont zur Verfügung, doch Sloane hat immer einige – nicht immer legale – Tricks und Strategien auf Lager, ihr Ziel zu erreichen, auch wenn sie damit einige ihr an sich nah stehende Menschen in aller Öffentlichkeit bloßstellen muss. Sloane ist auch diesmal so erfolgreich, dass ihr alter Boss nur noch die Möglichkeit sieht, Sloane anzuschwärzen und sie vor einen Untersuchungsausschuss unter Vorsitz des Senators Sperling (John Lithgow) zu zerren.
John Madden braucht nicht viel Zeit, um seinen Star Jessica Chastain („The Tree Of Life“, „Zero Dark Thirty“) als forsch auftretende und meisterhafte Strategin zu etablieren, die immer einen Weg findet, selbst aussichtlos erscheinende Aufgaben zur Zufriedenheit ihrer Auftraggeber zu lösen. Eine solche Herkules-Aufgabe steht ihr auch bevor, als sie aus eigenem Antrieb gegen die in den USA übermächtige Waffenlobby vorgehen will. Damit greift Madden angesichts der jüngsten Massentötungen durch Schusswaffen in Las Vegas und Sutherland Springs die immer wieder aufkochende Diskussion um den zweiten Verfassungszusatz, nach dem die Waffenfreunde in den USA argumentieren, dass jedem US-Bürger das Recht habe, eine Schusswaffe zu besitzen. Bislang hat die Macht der Waffenlobbyisten von der National Rifle Association (NRA) stets dafür gesorgt, dass Apelle nach einer Einschränkung in dieses Recht schnell im Sande verlaufen sind.
Auch wenn Chastains Charakter fiktiver Natur ist, darf er doch stellvertretend für all die Lobbyisten stehen, die die Wünsche ihrer Auftraggeber mit mehr als bloßer Überredungskunst durchzusetzen verstehen. Sicher sind einige von Sloanes Strategien und Mittel überzogen dargestellt, machen aber deutlich, wie das Geschäft funktioniert und mit welch harten Bandagen dabei gekämpft wird. Ein Privatleben gönnt sich Sloane dabei nicht. Für ihre sexuellen Bedürfnisse engagiert sie einen Callboy, ihr Abendessen nimmt sie täglich in immer demselben Fast-Food-Laden zu sich. Wie sich Sloane zwischen den beiden Lagern in der Waffenfrage bewegt, ist großartig inszeniert und von Chastain überzeugend gespielt.
Immer wieder ist sie in Groß- und Nahaufnahmen zu sehen, ihr Mund, aus dem sie ihre pointierten Stellungnahmen geradezu wie eine giftige Schlange verspritzt, grellrot geschminkt. Da sie selbst keine Gefühle zu besitzen scheint, nimmt sie auch auf die anderer keine Rücksicht. Ihr geht es allein ums Gewinnen – um jeden Preis.
„Die Erfindung der Wahrheit“ mag vordergründig das Portrait einer extrem ehrgeizigen Lobbyistin sein, darüber hinaus entlarvt es die unmoralischen Praktiken in der Politik wie in der Wirtschaft, letztlich auch den Kampf der Frauen um Führungspositionen in einer nach wie vor von Männern dominierten Welt. Mit dem überraschenden, allerdings auch überkonstruierten Finale bringt letztlich Madden letztlich aber auch auf den Punkt, dass niemand sich seiner selbst und seiner Sache, die er vertritt, sicher sein kann.
"Die Erfindung der Wahrheit" in der IMDb
In Washington, D.C., hat sich die taffe Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) längst als höchst erfolgreiche und raffinierte Lobbyistin etabliert, die immer dann von der renommierten Kanzlei George Dupont engagiert wird, wenn die Interessen ihrer Mandanten nicht auf konventionelle Weise durchgesetzt werden können. Als ihr Chef Dupont (Sam Waterson) sie allerdings damit beauftragen will, dafür zu sorgen, dass ein strengeres Gesetz zum Waffenbesitz nicht zur Verabschiedung kommt, lehnt Sloane nicht nur ab, sondern wechselt mit vier Mitgliedern ihres Teams sogar die Seiten.
Zwar steht dem Idealisten Rodolfo Schmidt (Mark Strong), der das Gesetz unbedingt im Senat durchgebracht sehen möchte, nicht das gigantische Budget und die Möglichkeiten von Dupont zur Verfügung, doch Sloane hat immer einige – nicht immer legale – Tricks und Strategien auf Lager, ihr Ziel zu erreichen, auch wenn sie damit einige ihr an sich nah stehende Menschen in aller Öffentlichkeit bloßstellen muss. Sloane ist auch diesmal so erfolgreich, dass ihr alter Boss nur noch die Möglichkeit sieht, Sloane anzuschwärzen und sie vor einen Untersuchungsausschuss unter Vorsitz des Senators Sperling (John Lithgow) zu zerren.
John Madden braucht nicht viel Zeit, um seinen Star Jessica Chastain („The Tree Of Life“, „Zero Dark Thirty“) als forsch auftretende und meisterhafte Strategin zu etablieren, die immer einen Weg findet, selbst aussichtlos erscheinende Aufgaben zur Zufriedenheit ihrer Auftraggeber zu lösen. Eine solche Herkules-Aufgabe steht ihr auch bevor, als sie aus eigenem Antrieb gegen die in den USA übermächtige Waffenlobby vorgehen will. Damit greift Madden angesichts der jüngsten Massentötungen durch Schusswaffen in Las Vegas und Sutherland Springs die immer wieder aufkochende Diskussion um den zweiten Verfassungszusatz, nach dem die Waffenfreunde in den USA argumentieren, dass jedem US-Bürger das Recht habe, eine Schusswaffe zu besitzen. Bislang hat die Macht der Waffenlobbyisten von der National Rifle Association (NRA) stets dafür gesorgt, dass Apelle nach einer Einschränkung in dieses Recht schnell im Sande verlaufen sind.
Auch wenn Chastains Charakter fiktiver Natur ist, darf er doch stellvertretend für all die Lobbyisten stehen, die die Wünsche ihrer Auftraggeber mit mehr als bloßer Überredungskunst durchzusetzen verstehen. Sicher sind einige von Sloanes Strategien und Mittel überzogen dargestellt, machen aber deutlich, wie das Geschäft funktioniert und mit welch harten Bandagen dabei gekämpft wird. Ein Privatleben gönnt sich Sloane dabei nicht. Für ihre sexuellen Bedürfnisse engagiert sie einen Callboy, ihr Abendessen nimmt sie täglich in immer demselben Fast-Food-Laden zu sich. Wie sich Sloane zwischen den beiden Lagern in der Waffenfrage bewegt, ist großartig inszeniert und von Chastain überzeugend gespielt.
Immer wieder ist sie in Groß- und Nahaufnahmen zu sehen, ihr Mund, aus dem sie ihre pointierten Stellungnahmen geradezu wie eine giftige Schlange verspritzt, grellrot geschminkt. Da sie selbst keine Gefühle zu besitzen scheint, nimmt sie auch auf die anderer keine Rücksicht. Ihr geht es allein ums Gewinnen – um jeden Preis.
„Die Erfindung der Wahrheit“ mag vordergründig das Portrait einer extrem ehrgeizigen Lobbyistin sein, darüber hinaus entlarvt es die unmoralischen Praktiken in der Politik wie in der Wirtschaft, letztlich auch den Kampf der Frauen um Führungspositionen in einer nach wie vor von Männern dominierten Welt. Mit dem überraschenden, allerdings auch überkonstruierten Finale bringt letztlich Madden letztlich aber auch auf den Punkt, dass niemand sich seiner selbst und seiner Sache, die er vertritt, sicher sein kann.
"Die Erfindung der Wahrheit" in der IMDb
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