Die Stadt der Blinden

Mitten in einer nicht näher definierten amerikanischen Großstadt wird ein Mann (Yusuke Iseya) in seinem Auto an der Ampel mit plötzlicher Blindheit geschlagen. Von einem hilfsbereiten Bürger (Don McKellar), der das darauf folgende Hupkonzert beobachtet hat, wird er nach Hause chauffiert, wo er auf die Heimkehr seiner Frau (Yoshino Kimura) wartet. Als sie mit ihm zum Augenarzt (Mark Ruffalo) geht, kann dieser jedoch keinen organischen Schaden an den Augen feststellen. Doch wenig später leidet auch der Augenarzt an der mysteriösen "weißen" Blindheit, und die Krankheit breitet sich wie eine Epidemie aus. 
Die beunruhigte Regierung beeilt sich, die Erkrankten in einer verlassenen psychiatrischen Anstalt unterzubringen und durch militärische Kräfte streng bewachen zu lassen. Die nicht erblindete Frau des Augenarztes (Julianne Moore) begleitet ihren Mann in die Anstalt, in der das zugeteilte Essen schnell zur Neige geht und die hygienischen Zustände schnell unerträglich werden. Bald spitzt sich die Lage auch zwischen den einzelnen Stationen dramatisch zu. 
Nachdem sich Literaturnobelpreisträger José Saramago lange geweigert hatte, sein 1995 veröffentlichtes Buch „Die Stadt der Blinden“ verfilmen zu lassen, konnten ihn Produzent Niv Fichman und Drehbuchautor Don McKellar davon überzeugen, dass die apokalyptische Geschichte über das gewalttätige Ende der Zivilisation bei Regisseur Fernando Meirelles („City Of God“, „Der ewige Gärtner“) in guten Händen liegt. 
Tatsächlich hat der brasilianische Filmemacher einen visuell beeindruckenden Film inszeniert, über dem den Blinden angepasst stets ein milchiger Schleier liegt. Die imponierende Darstellerriege - von dem Augenarzt-Ehepaar Mark Ruffalo und Julianne Moore über den von vornherein schon einäugigen Danny Glover und den herrschsüchtigen "Monarchen" von Station 3 (Gael García Bernal) bis zu Alice Braga als Edelprostituierte – überzeugt durchweg in den teilweise schwierigen Rollen. 
Der gesellschaftskritische Stoff schlägt sich in düsteren Bildern nieder, die immer wieder von dem kalten weißen Schleier durchzogen werden, der das Schicksal der Blinden symbolisiert. Allerdings hält der Film mit seinen unterkühlten Bildern und der düsteren Zukunfts-Utopie den Zuschauer durchweg auf Distanz. Und ein eigener Ansatz gegenüber der Romanvorlage hätte dem Film sicher gut getan. Im Gegensatz zu Roland Emmerichs Katastrophenorgien stellt „Die Stadt der Blinden“ aber eine angenehm leise, dennoch eindrucksvolle Vision vom Ende der Menschheit und eines Neuanfangs dar. 

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