An Education
In Londons Vorort Twickenham hat die 16-jährige Jenny (Carey Mulligan) im Jahre 1961 beste Chancen, ihre hervorragende Schulkarriere mit einem Studienplatz für Literatur in Oxford fortzusetzen und so dem Arbeitermilieu zu entkommen, in dem sich Jennys fordernder Vater Jack (Alfred Molina) jedoch ganz gut eingerichtet hat.
Doch Jennys universitäre Ambitionen geraten zunehmend ins Hintertreffen, je mehr sie sich auf den mehr als zehn Jahre älteren Lebemann David (Peter Sarsgaard) einlässt, der das wissbegierige, auf Paris und französische Filme stehende Mädchen in schicke Restaurants und klassische Konzerte ausführt, sie mit zu aufregenden Auktionen und spannenden Hunderennen, schließlich sogar nach Paris mitnimmt, nachdem er mit weltmännischer Souveränität Jennys Vater um den Finger gewickelt hat.
Als die Zusage aus Oxford kommt, ist sich Jenny gar nicht mehr sicher, ob sie nicht an Davids Seite mehr fürs Leben lernt als aus Büchern, die sie auf der Universität studieren würde. Als Jenny entdeckt, dass David nicht der ist, für den er sich ausgegeben hat, scheinen bereits einige Türen verschlossen...
Nach den Memoiren der britischen Journalistin Lynn Barber verfasste Nick Hornby („High Fidelity“, „Fever Pitch“, „About A Boy“) ein einfühlsames Drehbuch, das von der dänischen Regisseurin Lone Scherfig („Italienisch für Anfänger“) mit hervorragenden Darstellern inszeniert worden ist.
Vor allem Carey Mulligan verkörpert die leicht rebellische, weltoffene und neugierige Jenny mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, und Peter Sarsgaard („Kinsey“, „Machtlos“) mimt den eleganten Verführer, der seinen exklusiven Lebensstil durch Gaunereien mit seinem Freund Danny (Dominic Cooper) finanziert, dermaßen charmant, dass ihm nicht nur Jenny und ihr alles andere als eigentlich leichtgläubiger Vater auf den Leim gehen, sondern auch das Publikum lange nicht einschätzen kann, was David eigentlich wirklich für ein Typ ist.
Die Vielschichtigkeit der Figuren und die gelungenen Milieubeschreibungen machen „An Education“ nicht nur zu einem bezaubernden Coming-of-Age-Drama, sondern bilden auch wunderbar die Gegensätze zwischen dem Proletariat und der Bourgeoise ab, zwischen denen sich vor allem Jenny souverän bewegt. Dabei wird sie von Dannys extrem hübschen, aber ebenso dummen Freundin Helen (Rosamund Pike) in die Geheimnisse der Rolle der Frau in der exklusiven Gesellschaft eingeführt, während Jennys Lehrerin (Olivia Williams) alles versucht, das Mädchen seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen. Dass diese beiden Pole in Jennys Leben so differenziert charakterisiert werden, macht „An Education“ zu einem echten Film-Highlight.
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