Die Schachspielerin
Viel hat die Putzfrau Hélène (Sandrine Bonnaire) noch nicht von der Welt gesehen. Schon in jungen Jahren heiratete sie den gut aussehenden Werftarbeiter Ange (Francis Renaud) und folgte ihm nach Korsika, wo die beiden mit ihrer fast erwachsenen Tochter Lisa (Alexandra Gentil) in bescheidenen Verhältnissen leben. Diesem einfachen Leben will Lisa möglichst bald entfliehen.
Während Hélène noch bemüht ist, der eingerosteten Beziehung neues Leben einzuhauchen, entspannt sich Ange bei Backgammon-Partien mit einem Freund. Als Hélène in einem der Hotelzimmer, das sie putzt, ein verliebtes Pärchen leidenschaftlich Schach spielen sieht, ist sie neugierig geworden und schenkt ihrem Mann zum Geburtstag - nicht ganz uneigennützig - ein elektronisches Schachspiel, der
allerdings nichts damit anzufangen weiß. Da Ange kaum noch Lust hat, mit Hélène intim zu sein, verbringt diese die Nächte damit, sich das Schachspielen beizubringen.
Doch erst als sie den eigenbrödlerischen Dr. Kröger (Kevin Kline) fragt, ob er ihr das Spiel beibringt, macht sie wirkliche Fortschritte. Statt bei ihm zu putzen, verabreden sich die beiden immer am Dienstagnachmittag, um zu spielen, und Hélène ist ihrem Lehrmeister bald so überlegen, dass er sie zu einem Schachturnier anmeldet.
Die Regisseurin Caroline Bottaro hat mit ihrem Debüt den Roman "Die Schachspielerin" von Bertina Henrichs das Portrait einer Frau verfilmt, die mit ihrem einfachen Leben eigentlich recht zufrieden scheint. Durch das elegante Schachspiel eines gänzlich entrückt wirkenden Liebespaars entdeckt die Putzfrau jedoch eine Möglichkeit, der - ihr gar nicht bewussten - Tristesse des Lebens zu entfliehen und Höheres zu erreichen. Allerdings wirken die Milieubeschreibungen sowohl von Hélènes proletarischem Umfeld als auch des wohlhabenden Dr. Kröger und des Schachclubs allzu klischeehaft und undifferenziert.
Es ist der großartigen Sandrine Bonnaire zu verdanken, dass die Emanzipation ihrer Figur so glaubhaft entwickelt wird. Mit großem Ernst und sichtbaren Zweifeln begibt sie sich als ungebildete Frau auf eine Reise in die unbekannten Dimensionen eines königlichen Spiels und wirkt so als Vorbild für ihre Tochter, die ihre Mutter auf einmal doch ganz großartig findet. Das Ende des Films fällt leider auch noch sehr kitschig aus, so dass als positive Resonanz Sandrine Bonnaires exquisite Darstellung und die wundervolle Kulisse Korsikas nachwirken. Allerdings wird dadurch der fehlende Tiefgang der Geschichte nur unzureichend überdeckt.
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