Not Fade Away

Die 60er Jahre waren fraglos ein bemerkenswertes Jahrzehnt, das mit seinen historischen Ereignissen wie der Ermordung von John F. Kennedy und Martin Luther King, mit Vietnamkrieg und mit dem Siegeszug der Beatles und der Rolling Stones, mit Woodstock und dem Sommer der Liebe bis heute deutlich nachhallt. Im Zuge dieser geschichtsschreibenden Ausrufezeichen ging das Leben für die meisten Zeitgenossen natürlich trotzdem seinen gewohnten, weithin unbeachteten Gang. Hier setzt „The Sopranos“-Schöpfer David Shade mit seinem Film „Not Fade Away“ an, einem Coming-of-Age-Drama über einen jungen Mann, der als Sänger seiner Band groß rauskommen will.
Wie so viele seiner Generation, die von den neumodischen Klängen von The Beatles und The Rolling Stones elektrisiert sind, träumt der junge Douglas (John Margaro) in einem Vorort von New Jersey anno 1964 davon, eine Karriere als Musiker zu starten. Er darf die Drums in der Cover-Band The Twylight Zones seines Highschool-Kumpels Eugene (Jack Huston) spielen, doch als die ersten Talentwettbewerbe und Auftritte anstehen, sieht sich nicht nur Douglas als den besseren Sänger, sondern auch die meisten anderen. Doch bis zum ersehnten Plattenvertrag ist es ein langer Weg. Douglas hart arbeitender Vater Pat (James Gandolfini) kann den Luftschlössern seines Sohnes wenig abgewinnen, und auch innerhalb der Band kriselt es immer wieder um die zukünftigen Pläne. Erst als Douglas mit seiner Freundin Grace (Bella Heathcote) nach Los Angeles zieht, scheint er der Verwirklichung seiner Träumen näherzukommen …
David Shade ist im Alter von 68 Jahren ein alter Hase im TV-Geschäft. Er produzierte und schrieb für Serien wie „Rockford“, „Kolchak: The Night Stalker“, „Die Zwei mit dem Dreh“ und eben „Die Sopranos“, mit „Not Fade Away“ präsentiert er als Drehbuchautor und Regisseur seinen ersten Kinofilm. Schon in den ersten Szenen wird deutlich, wie sorgfältig Shade sich des Ambientes angenommen hat, in dem sein Film angesiedelt ist. Als Musikfilm glänzt „Not Fade Away“ natürlich erwartungsgemäß mit einem grandiosen Soundtrack, angefangen mit den omnipräsenten Beatles und Rolling Stones über Petula Clark, The Moody Blues und The Rascals bis zu Van Morrison und The Kinks. Darüber hinaus präsentiert Entertainer Dean Martin in seiner Fernsehshow die Stones und Rod Serling seine „Twilight Zone“. Nicht zu kurz kommen dürfen die politisch korrekten Bezeichnungen für Neger („Afroamerikaner“) und Schwuchteln („Schwule“) und die Auseinandersetzungen zwischen den Generationen.
Bei all der Konzentration auf die authentische Rekonstruktion der Zeit, in der Shade seine Geschichte ansiedelt, kommen die Geschichte und vor allem die Figuren leider etwas kurz. Das beginnt bei der Romanze, die sich zwischen Douglas und Grace entwickelt und auf ein paar Gespräche und eine Sexszene reduziert wird, und endet bei der etwas holprig erzählten Geschichte der Band, die es natürlich nicht schafft, den erhofften Bekanntheitsgrad zu erringen.
Die Einbettung in den zeitgeschichtlichen Kontext gelingt dem Film wunderbar, aber als eigenständig erzählte Geschichte weisen Drehbuch und Inszenierung doch Schwächen auf, die die gut aufgelegten Darsteller nicht kompensieren können. Aber der Soundtrack macht so richtig viel Spaß!
"Not Fade Away" in der IMDb

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