Borgen - Gefährliche Seilschaften - Staffel 1

Dass die für den Normalbürger oft undurchsichtigen Machenschaften in politischen Kreisen durchaus packend für das Fernsehen inszeniert werden können, hat jüngst erst die von David Fincher produzierte Serie „House of Cards“ bewiesen, die wiederum auf das gleichnamige britische BBC-Original (1990-1995) beruht. Nun überrascht unser Nachbar Dänemark mit „Borgen“, einer auf drei Staffeln angelegten Serie, in der eine Außenseiterin dänische Premierministerin wird und fortan alle Hände voll zu tun hat, nicht nur ihre Familie zusammenzuhalten, sondern sich gegen unzählige Angriffe auch aus den eigenen Regierungsreihen zu erwehren, um ihre politischen Ziele verwirklichen zu können.
Kurz vor den anstehenden Parlamentswahlen wird dem amtierenden Premier Lars Hesselboe (Søren Spanning) ein Kreditkartenbeleg zum Verhängnis, der dokumentiert, dass der Liberale Hesselboe seiner Frau Luxuskleider auf Kosten der Staatskasse gekauft hat. Sein Kontrahent Michael Laugesen (Peter Mygind) von der Arbeiterpartei, der den Beweis während der Abschlussdebatte im dänischen Fernsehen präsentiert, kann allerdings nicht wie erhofft Kapital aus diesem Lapsus schlagen, so dass Birgitte Nyborg Christensen (Sidse Babett Knudsen) von den Moderaten als lachende Dritte von der Königin gebeten wird, als erste Premierministerin ein handlungsfähiges Kabinett zu bilden. Doch schon die Sondierungsgespräche mit allen möglichen Koalitionspartnern machen deutlich, dass Nyborg Kompromisse machen muss, um eine funktionstüchtige Regierung formen zu können. Das sorgt auch für Unruhe in ihrer Beziehung. Ihr Mann Phillip Christensen (Mikael Birkjær) ist es allmählich leid, seine beruflichen Ambitionen auf das Dozieren an der Universität zu beschränken, während er viel lieber einen reizvollen Posten in der Wirtschaft übernehmen würde. Durch ihren neuen Posten hat seine Frau aber noch weniger Zeit für ihn und ihre beiden Kinder. Konfliktpotenzial birgt zudem die Beziehung zwischen Nyborgs Pressesprecher Kasper Juul (Pilou Asbæk) und der ambitionierten Fernsehjournalistin Katrine Fønsmark (Birgitte Hjort Sørensen), die gerade mit dem Pressesprecher einer anderen Partei liiert ist …
Nach einer Idee von Adam Price haben die Drehbuchautoren Jeppe Gjervig Gram und Tobias Lindholm mit „Borgen“ – so die Bezeichnung der Dänen für ihren Kopenhagener Regierungssitz im Schloss Christiansborg – eine ebenso vielschichtige wie packende Serie kreiert, die auf verständliche Weise die Verzahnung von Familie, Politik und Medien thematisiert. Auch wenn hier nur fiktive Parteien im Spiel sind, fällt es vor allem dem dänischen Publikum leicht, die realen Äquivalente auszumachen, aber es sind vor allem die treffend gezeichneten Auseinandersetzungen um realpolitische Themen wie Bildungs- und Umweltpolitik, Finanzierungsprobleme, Deals mit der mächtigen Wirtschaft, Rentenkürzungen und Überwachungsskandale, die universellen Charakter haben und ganz plausibel aufzeigen, wie Politik gemacht, Entscheidungen erzwungen und Kompromisse erduldet werden müssen, um an der Macht zu bleiben.
Erschwert wird dies durch den investigativen Journalismus, der durch die beiden Journalistinnen Katrine Fønsmark und ihre Mentorin Hanne Holm personifiziert wird. Auch sie müssen sich mit den Vorgaben ihres Senders um publikumswirksame Themen arrangieren und immer wieder einen hohen Preis für ihre Ambitionen zahlen. Zusammen mit den privaten Problemen, die die Ehe der Nyborgs zunehmend belasten, bietet „Borgen“ durchweg grandiose Fernsehunterhaltung mit Tiefgang und einem überzeugenden Ensemble, das seinen Figuren starke Glaubwürdigkeit verleiht. Nach den zehn Folgen der ersten Staffel ist man bereits so eng mit Nyborgs Dilemma vertraut, die vielschichtigen Ansprüche von Familie, Medien, politischen Partnern und Kontrahenten sowie den eigenen Ambitionen unter einen Hut zu bekommen, dass die Vorfreude auf die Staffeln 2 und 3 kaum zu bändigen ist.
"Borgen - Gefährliche Seilschaften" in der IMDb

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